Die Organisation Liza Alert sucht nach vermissten Personen. Foto: www.lizaalert.org
„Die Polizei beteiligte sich an der Suche nach Liza, doch in den ersten Tagen waren nur wenige Beamte im Einsatz und dann wurde die Suche nach ihr eingestellt“, sagt Grigorij Sergejew, einer derjenigen, die auf den Hilferuf im Internet reagiert hatten.
Nachdem man Liza und ihre 39-jährige Tante Maria, die unter psychischen Problemen litt, neun Tage nach ihrem Verschwinden am 13. September 2010 tot in einem Wald in der Region Orechowo-Zujewo gefunden hatte, gründeten die Freiwilligen eine Organisation, die den Namen des Mädchens trägt.
Die Organisation „Liza Alert“ zählt heute rund 3000 Freiwillige in Moskau und Umgebung und hat sich bislang an über 200 Suchaktionen nach vermissten Erwachsenen und Kindern beteiligt – mit einer bemerkenswerten Erfolgsquote.
„Leider hat aber nicht jede Suche ein gutes Ende genommen“, sagt Sergejew, der inzwischen der Suchkoordinator der in Moskau ansässigen Organisation ist. „Und einige laufen noch.“ Sergejew erklärt, dass sich die Arbeit der Polizei und der Notdienste in Moskau und Umgebung in den zwei Jahren nach Liza Fomkinas Verschwinden deutlich verbessert habe. „Sie rufen uns nun an, wenn ein Kind vermisst wird“, erzählte er. „Doch Russland ist groß und die Situation lässt in vielen anderen Regionen noch deutlich zu wünschen übrig.“
Fruchtbare Zusammenarbeit mit der Polizei
„Zunächst sah es so aus, als übernähmen wir die Arbeit der Polizei und der Notdienste“, gibt Galina, die als Freiwillige bei „Liza Alert“ arbeitet, zu. „Doch wir haben der Polizei eine Menge beigebracht und die Situation ist nun deutlich besser.“
Die Gruppe ist nur eine von zahlreichen, durch das Internet inspirierten Organisationen, die in den letzten Jahren in Russland entstanden sind – von Vereinigungen, welche die Korruption der Regierung offen legen, bis hin zu Gruppierungen, die die Natur vor Bauunternehmern schützen wollen.
Gerne betont die Polizei die Bedeutung von „Liza Alert“, deren Freiwillige ganz unterschiedlichen Berufen nachgehen und die sich sowohl aus Studenten und Hausfrauen als auch Geschäftsleute und Rentner zusammensetzt.
„Freiwillige sind uns eine große Hilfe, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit zu informieren und die Aufmerksamkeit auf das Verschwinden von Kindern zu lenken“, erklärte der Moskauer Polizist Michail Karpunin. „Wie arbeiten meistens mit „Liza Alert" zusammen und die Kooperation intensiviert sich und wird immer effektiver.“
Offiziellen Angaben des Innenministeriums zufolge verschwinden in Russland jedes Jahr rund 15.000 Kinder – die meisten von ihnen sind Ausreißer. Diese Zahl ist niedriger als der europäische Durchschnitt, doch die Freiwilligen von „Liza Alert“ meinen, dass es sich in Wirklichkeit um deutlich mehr Kinder handeln könnte. „Man sagt, die Zahl sei niedriger als in Europa“, erklärte Galina, „doch die Behörden haben gerade erst begonnen, Daten zusammenzutragen und deswegen lässt sich schwer sagen, ob sie exakt sind.“
Auch wenn die Bemühungen der Organisation nicht immer belohnt werden, so helfen deren Mitglieder doch weiterhin verzweifelten Eltern – selbst wenn die Aufgabe, ein vermisstes Kind zu finden, ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein scheint.
Wie Sergejew in einem Aufsatz über die erste Suche nach Liza schrieb, der bei einer Ausstellung über vermisste Kinder gezeigt wurde: „Dein Kopf weiß, dass es hoffnungslos ist, doch dein Herz kann die Hoffnung nicht aufgeben.“
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitung The Moscow News.
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