“Grün” zu leben ist nicht einfach

Die Müllsammelaktion unweit von St. Petersburg. Foto:www.musora.bolshe.net

Die Müllsammelaktion unweit von St. Petersburg. Foto:www.musora.bolshe.net

Obwohl Müll bereits zu Sowjetzeiten getrennt und wiederverwertet wurde, steht Moskau – und Russland im Allgemeinen – beim Thema Recycling erst am Anfang.

Mehr als fünf Millionen Tonnen Abfall müssen in Moskau jährlich entsorgt werden. Der größte Teil davon landet auf Müllhalden und in Verbrennungsanlagen und nur ein kleiner Rest wird recycelt. „Das Problem ist nicht die Wiederaufbereitung“, sagt Alexej Kiseljow, Chef des Giftmüllprogramms von Greenpeace Russland. „Man kann heutzutage alles recyceln. Das Problem besteht darin, den Abfall getrennt zu sammeln. Wie in so vielen anderen Bereichen macht die Bürokratie einem das Leben auch hierbei schwer”, erklärt Kiseljow.

„Wenn man einen Container für die unterschiedlichen Abfallarten aufstellen will, dann wird einem nicht nur nicht gedankt oder geholfen, sondern man hat es auch noch mit verschiedenen Regierungsagenturen zu tun, die alles so lange koordinieren, bis man selbst längst tot ist“, fährt Kiseljow fort.

Ein schmutziger Krieg

Während Beamte häufig die Gleichgültigkeit der Massen als Grund für den Mangel an einem vernünftigen Wiederverwertungssystem anführen, sagt die Bevölkerung, dass sie sich, selbst wenn unterschiedliche Tonnen für Abfall und wiederverwertbares Material vorhanden seien, angesichts der schlampigen Müllerfassung entmutigt fühle.  

„Gegenwärtig ist es für die Firmen billiger, ihren Abfall auf einer Müllkippe zu entsorgen als ihn zu einer Sortieranlage zu bringen. Es sollte jedoch genau anders herum sein, damit die Firmen davon profitieren können,“ sagt Alexander Barsukow, Vizepräsident für Umweltschutz der Verpackungsmaterialfirma Tetra-PAK.

„Vor fünf Jahren hat noch niemand von Recycling gesprochen, da es die Anlagen dafür überhaupt noch nicht gab“, erklärt er. „Verpackungen wurden als schwer wiederverwendbares Material betrachtet, da sie sich aus Pappe, Polymeren und Folie zusammensetzen.“ Mittlerweile gibt es im Umland von Moskau aber sieben Firmen, die Verpackungen zur Wiederverwertung annehmen.

Unternehmerische Wiederaufbereitung

Während in Europa Recycling ein staatlich subventioniertes Geschäft sei,

bei dem die Regierungen sowohl die Firmen bezahlen, die das Material sammeln, als auch die Unternehmen, die es wiederverwerten, könne Recycling so rentabel wie ein Unternehmen betrieben werden, sagt Barsukow. Es müssten dabei nur alle Details sorgfältig berücksichtigt werden. Entscheidend sei vor allem, wo und für welchen Preis ein Unternehmen das Material kaufe und über welche Qualität das Material verfüge. Die eingesetzte Ausrüstung sei wichtig und das Endergebnis: Wird das Material selbst verkauft oder ein Produkt, das aus diesem Material gefertigt wurde?

„Wenn man all diese Faktoren berücksichtigt, kann eine solche Produktion unter Verwendung des wiederaufbereiteten Materials rentabel sein“, sagt er. „Darin besteht unsere Aufgabe.“ Sobald sich in den Wohngebieten ein System für die separate Erfassung von Abfall und wiederverwertbaren Materialien etabliere, sei es wichtig, dass alles in die Sortiereinrichtungen gebracht werde, sagt Barsukow. Diese seien dann in der Lage, die Materialien zu Marktpreisen an die Recycler zu verkaufen.

Öko-Initiative


Ohne auf Hilfe seitens der Regierung zu warten, haben Aktivisten in Moskau und St. Petersburg Organisationen gegründet, die die Umweltfreundlichkeit fördern und die Menschen über ein “grünes Leben” und Recycling aufklären sollen. Eine dieser Organisationen ist Sfera Ekologii, die in Moskau drei Filialen hat, in denen die Leute Glas, Plastik, Papier und Sondermüll (zum Beispiel Batterien, Thermometer, Elektronik und Haushaltschemikalien) entsorgen können. In St. Peterburg können die Anwohner ihren getrennten Müll bei einem „Öko-Mobil“ abgeben. Mit Unterstützung der lokalen Behörden sind diese Autos den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Ihre Route wird vorab im Internet bekannt gegeben.


Die Firmen Tetra-PAK und BMW gingen eine Partnerschaft ein, um die Leute dazu zu bewegen, Verpackungen an mobilen Recycling-Sammelstellen abzugeben. Für die Zukunft ist eine engere Zusammenarbeit mit den Moskauer Universitäten geplant. Auf diese Weise soll das “grüne Leben” gefördert und zur Mülltrennung auf dem Campus angeregt werden. „Wir sollten mit etwas anfangen, das die Leute anspornt, sich bei Recycling-Projekten zu beteiligen“, erklärt Barsukow. 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei The Moscow News.

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