Foto: ITAR-TASS
Der Gedenkzug nahm seine Fahrt bereits am 20. Juni, zwei Tage vor dem 71. Jahrestag des Ausbruchs des Großen Vaterländischen Krieges, auf. Zuvor hatten die Teilnehmer gemeinsam mit belorussischen Veteranen Blumen am Platz des Sieges niederlegt und das Museum des Großen Vaterländischen Krieges besucht. Auf der Reise nach Brest besichtigten sie die Gedenkstätten Kurgan Slawy und Chatyn. Nach der Ankunft in Brest erlebten die Teilnehmer die Morgendämmerung vor den Mauern der Brester Festung und nahmen anschließend an den Gedenkfeierlichkeiten teil.
Das Hauptanliegen dieser Gedenkveranstaltung ist es, einen Dialog zwischen den Kriegsveteranen und den jüngeren Generationen herzustellen. Der Geschichtsunterricht in der Schule, so die jungen Leute, könne die Gefühle der Kriegshelden nicht vermitteln. Auf den langen Zugfahrten bietet sich für sie jedoch eine gute Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit den Veteranen.
Während der Fahrt stehen die Schüler den Veteranen hilfsbereit zur Seite und lauschen deren Geschichten über den heldenhaften Kampf. Einige Fragen der Kinder erscheinen den Veteranen naiv und versetzen sie in Erstaunen. So beispielsweise die Fragen, ob sie denn keine Angst hatten und was sie zu diesen Heldentaten befähigt hat. Die Veteranen wirken ratlos: Was hätten sie denn anderes tun können?
Hunderte Kinder und Jugendliche bemühen sich jedes Jahr, um an dieser bewegenden Reise teilnehmen zu können. Die Organisatoren des Gedenkzuges beobachten das wachsende Interesse der jungen Leute an diesem Kapitel der russischen Geschichte mit Freude. Zu ihrem Bedauern wird die Gruppe der Veteranen jedoch von Jahr zu Jahr kleiner, denn mit dem voranschreitenden Alter fällt ihnen das Reisen immer schwerer. Das Durchschnittsalter der Kriegsveteranen liegt heute bei 88-89 Jahren. Die russische Eisenbahn stellt extra einen Sonderzug mit besonders komfortablen Waggons für sie bereit und ungeachtet ihres Alters und der Mühen nehmen viele der Veteranen jedes Jahr mit großer Begeisterung an der Reise teil.
Zum ersten Mal rollte der Zug des Gedenkens anlässlich des 60. Jahrestages des Sieges der UdSSR über den Faschismus im Jahr 2004. Initiiert wurde er vom Komitee für gesellschaftliche Vereinigungen Moskaus. Die Idee hierfür stammte von Kriegsveteranen und der patriotischen Kinder- und Jugendorganisationen. In Moskau gibt es derzeit etwa 200 solcher Vereinigungen, die sich zu der Moskauer Kinderorganisation „Sodruschestwo“ zusammengeschlossen haben. Im Anschluss an die erste Zugfahrt vor acht Jahren erhielt das Komitee für gesellschaftliche Vereinigungen unzählige Briefe von Kindern und Kriegsveteranen, mit der Bitte um eine Fortsetzung der Gedenkfahrt.
Im Laufe der vergangenen acht Jahre hat der Zug des Gedenkens beinahe alle Heldenstädte angefahren. Die Reise ging nach St.Petersburg, Wolgograd, Minsk, Smolensk, Noworossijsk, Wjasma, Rschew, Belgorod, Kursk und Krasnodon, die Heimat der Jungen Garde. Selbst Berlin und Wien gehörten zu seinen Zielen. Jedes Jahr steuern die Veteranen Städte an, die für sie von besonderer Bedeutung sind, in denen sie gekämpft haben und deren Straßen sie noch einmal sehen wollen.
Die Teilnehmer berichten, dass sie in allen Städten herzlich und nach alter russischer Sitte mit Harmonika, Salz und Brot empfangen wurden. Andere erzählen, dass man den sowjetischen Veteranen in Berlin vom Bahnsteig aus freudig gewunken habe. In Österreich hielten Passanten beim Anblick des Zuges inne und applaudierten.
Den Organisatoren zufolge fiel die Wahl in diesem Jahr auf die belorussischen Städte Minsk und Brest, weil man an diesen Orten der feindlichen Invasion das erste Mal standhalten musste. „Wir werden sterben, aber wir bleiben …“, „Wir waren zu dritt, es war schwer, aber wir haben den Mut nicht verloren und sterben wie Helden“, ist auf den Mauern der Brester Festung zu lesen.
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