Wladiwostok ist gipfelreif

Eine neue Hängebrücke hat die fünf Kilometer lange Hafenbucht überspannt und dadurch einen alten Traum aller Wladiwostoker für eine schnelle Straße erfüllt. Foto: AFP_East-News

Eine neue Hängebrücke hat die fünf Kilometer lange Hafenbucht überspannt und dadurch einen alten Traum aller Wladiwostoker für eine schnelle Straße erfüllt. Foto: AFP_East-News

In zwei Monaten wird in Wladiwostok der Gipfel der Pazifikstaaten (APEC) stattfinden. Russland hat seinen lange vernachlässigten „Hinterausgang“ zu diesem Anlass mit gewaltigen Investitionen saniert.

Die exorbitante Summe von 679 Mrd. Rubel (16,75 Mrd. Euro) an Investitionen nannte gestern die Zeitung „Kommersant“ unter Bezug auf den russischen Rechnungshof. Damit seien letztlich fünfmal mehr Mittel in die Generalsanierung des russischen Vorpostens am Pazifik geflossen als ursprünglich geplant. 

Der russische Staat butterte 219 Mrd. Rubel in die diversen Gipfelprojekte, die Stadt und das Primorje-Gebiet zusammen 116 Mrd. Rubel. Mehr als die Hälfte der Gesamtsumme kam von Investoren außerhalb der öffentlichen Haushalte. 

Der größte Einzelposten der Gipfelvorbereitungen waren die 

Baumaßnahmen auf der Insel Russki, einem ehemaligen Militärsperrgebiet direkt vor der Stadt - wo in den 1990er Jahren noch Soldaten im Dienst verhungerten. Dort wurde für 70 Mrd. Rubel (1,73 Mrd. Euro) ein neuer Universitäts-Campus gebaut, der nun zunächst als Tagungszentrum benutzt wird. Die anschließend dann dort einziehende Fernöstliche Föderale Universität (DWFU) dürfte zumindest von den Baulichkeiten her dann die elitärste Hochschule Russlands sein.

Eine mit 320 Meter hohen Pylonen weithin sichtbare gigantische Hängebrücke verbindet die Uni-Insel mit dem Festland – finanziert mit 32 Mrd. Rubel aus dem Staatshaushalt. 


Alles neu: Brücken, Straßen, Flughafen, S-Bahn


Eine weitere große Hängebrücke erfüllt einen alten Traum der Wladiwostoker: Sie überspannt die fünf Kilometer lange Hafenbucht, das Goldene Horn, das die Stadt teilt. Dieses Bauwerk verschlang weitere 20 Mrd. Rubel (500 Mio. Euro). 

Auf einen ähnlichen Betrag kommt die neue Zubringerautobahn vom Flughafen in die Stadt und weiter zur Gipfelinsel – wobei selbige unlängst Pfuschverdacht aufkommen ließ, als eine hohe Böschung 30 Meter tief auf den Pazifikstrand abrutschte. 

Auch der bislang primitive Flughafen, der ja die hohen Staatsgäste

empfangen muss, bekam für 12 Mrd. Rubel ein neues Terminal und eine verlängerte Startbahn. Und schließlich ließ sich auch die Eisenbahn nicht lumpen und baute für 8 Mrd. Rubel eine neue Verbindungsstrecke zwischen Airport und der Endstation der Transsibirischen Eisenbahn. 


Hoffnungen auf nachhaltige Effekte


In Wladiwostok erhofft man sich von den Gipfel-Investitionen einen langfristigen Effekt zur Belebung der Wirtschaft - sei es als Investitionsstandort, sei es im Tourismus – und eine Wende bei der Bevölkerungsentwicklung. Seit dem Ende der Sowjetunion hat das Primorje-Gebiet nämlich ein Viertel seiner Bewohner eingebüßt. 



Trotz der gigantischen Baumaßnahmen wird auch die Umwelt von der Frischzellenkur für Wladiwostok profitieren: Für 9 Mrd. Rubel bekamen Wladiwostok und die Flughafen-Stadt Artjom neue Kläranlagen.


Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.

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