Ein riesiges Puzzle auf dem Manegeplatz gab den Startschuss für das Deutschlandjahr in Russland Foto: Alexander Vilf / RIANovosti
Ende Juni fiel der Startschuss für das Deutschlandjahr. Das deutsch-russische Kooperationsprojekt steht unter dem Motto „Deutschland und Russland: gemeinsam die Zukunft gestalten“. Die zentralen Themenbereiche Leben in Deutschland, zeitgenössische Kultur, Stadt und Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Bildung und Wissen sowie die gemeinsame Geschichte stehen bei den Veranstaltungen in 50 russischen Städten im Vordergrund. Konzentriert sich das Programm anfänglich auf die Städte Moskau und St. Petersburg, wandert es schließlich in der ersten Jahreshälfte 2013 in die Regionen.
Wolf Iro, Leiter der kulturellen Programmarbeit am Goethe-Institut in Moskau und Mit-Organisator des Deutschlandjahres in Russland berichtet im Interview über die Besonderheiten.
Wolf Iro: Dieses Mal präsentieren wir Deutschland als Ganzes. Foto: Pauline Tillmann |
Herr Iro, bereits vor acht Jahren gab es während des Deutsch-Russischen Kulturjahres rund 1000 Veranstaltungen der verschiedensten Art. Was ist das Besondere an diesem Deutschlandjahr?
Wolf Iro: An erster Stelle muss gesagt werden, dass es sich damals eben um ein deutsch-russisches Kulturjahr handelte. Daher war das Programm nicht so umfangreich und das Budget geringer. Jetzt ist es umgekehrt.
Nicht die Kultur allein steht im Mittelpunkt, dieses Mal präsentieren wir das Land als Ganzes: Wirtschaft und Gesellschaft, Kultur, Bildung usw. Natürlich hat sich in den letzten acht Jahren auch das Kulturleben gewandelt und innovative Ideen wurden hervorgebracht. Eigentlich könnte man jedes Jahr ein Kulturjahr ausrichten ‑ es gibt immer etwas Neues.
Zur Teilnahme am Deutschlandjahr hatten Sie einen Wettbewerb um die besten Projekte russischer regionaler Einrichtungen ausgeschrieben. Welche Initiativen gingen letztlich in die endgültige Programmauswahl mit ein?
Wolf Iro: Ja, diese Neuerung war gut, wir haben dafür etwa 30 Prozent unseres Budgets bereitgestellt. Ziel war es ganz unterschiedliche Projekte zu beliebigen Themen zu finden. Einzige Bedingung war, dass es Initiativen mit russisch-deutscher Beteiligung sein sollten, die nicht nur auf Vergangenes gerichtet sind, sondern vor allem auf Zukünftiges.
Innovative Projekte wurden bevorzugt. Unter dem Motto „Deutschland und Russland: gemeinsam die Zukunft gestalten“. Es tut uns sehr leid, dass unsere Mittel nicht auch für diejenigen Projekte ausgereicht haben, die es verdient hätten.
Im Rahmen des Deutschlandjahres findet ein deutsches Kultur-Festival unter Beteiligung prominenter Rock- und Popstars im Moskauer Gorki-Park und in der Peter-und-Paul-Festung in St. Petersburg statt. Darüber hinaus wird Deutschland als Gastland bei der Buchmesse „non fiction“ mit einem umfangreichen Literaturprogramm vertreten sein. Wie viele dieser Projekte wollen Sie im Laufe dieses Jahres verwirklichen?
Wolf Iro: Nicht weniger als 700. Am 20. Juni geht es mit der Eröffnung der großen Kunstschau „Deutsche und Russen: 1000 Jahre Geschichte, Kunst und Kultur“, los. Veranstaltungen wird es vor allem in Moskau und St. Petersburg geben, in der zweiten Hälfte finden diese vor allem in den Regionen statt.
Nach den Sommerferien wird die Joseph-Beuys-Werkschau, im Moskauer Museum für Moderne Kunst, neue Maßstäbe setzen. An den Vorbereitungen waren namhafte Beuys-Experten beteiligt. Erstmals werden Exponate ausgestellt, die aufgrund von Schwierigkeiten beim Transport noch nie die deutsche Grenze überschritten haben.
Verschiedene Theaterensembles werden Gastspiele sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geben. Ein bekannter deutscher Regisseur, der einschlägige Erfahrung in der Arbeit mit Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung hat, wird ein Stück unter Beteiligung professioneller Schauspieler als auch Menschen mit Behinderung aufführen.
Hier ist anzumerken, dass dieses Stück danach in das Repertoire des russischen Theaters „Zentrum für Dramaturgie und Regie“ von Aleksej Kasanzew und Michail Roschtschin aufgenommen werden soll. Hier wird der kulturelle Aspekt hervorgehoben und gleichzeitig das gesellschaftliche Bewusstsein gegenüber Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft gestärkt.
Nicht zu vergessen, das Treffen zwischen Vertretern des deutschen und russischen obersten Gerichtshofes, welches von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert wird.
Vermutlich wird es eine große Konferenz geben, die sich den Sicherheitsproblemen von Großstädten im 21. Jahrhundert widmet.
Des Weiteren ist die Ausschreibung eines Umweltwettbewerbs in Deutschland und Russland zum Thema: „Wir und die Zukunft: der grüne Blick“ geplant. Es stellt eine Fortsetzung der erfolgreichen Diskussionsreihe „Gegenwart der Zukunft“ im Polytechnischen Museum, in Kooperation mit dem Verlag NLO (Nowoje literaturnoje obosrenie), dar. Der Kongress ist zukunftsgerichtet und wird von Nachwuchswissenschaftlern begleitet. Es gibt also einiges zu erleben!
Die ungekürzte Fassung des Interviews erschien zuerst in der Zeitung Rossijskaja Gaseta.
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