Maria Scharapowa wird bei der Eröffnungsfeier der Olympiade in London die russische Fahne ins Stadion tragen. Foto: Getty Images/Fotobank
Alle Teilnehmer der Pressekonferenz des Russischen Nationalen Olympischen Komitees am 10. Juli in Moskau interessierte vorrangig eine Frage: Wer wird bei der Eröffnungsfeier die Fahne Russlands ins Stadion tragen? Eine große Überraschung blieb aus. Denn wie von vielen erwartet wurde die aktuelle Weltranglisten-Dritte im Tennis und French-Open-Gewinnerin 2012 Maria Scharapowa mit dieser ehrenvollen Aufgabe betraut.
„Wir haben heute Marias Kandidatur diskutiert und sie einstimmig nominiert“, erklärte der Präsident des Nationalen Russischen Olympischen Komitees Alexander Schukow. „Für mich ist es eine große Ehre, die erste Frau in der russischen Geschichte zu sein, die die Fahne unseres Landes ins Olympiastadion trägt“, freute sich der Tennis-Star.
Auf die Frage, wer Scharapowa vorgeschlagen habe, antwortete der russische NOK-Präsident diplomatisch, dass er dies gar nicht exakt sagen könne. Ihre Nominierung hätte einfach auf der Hand gelegen. Scharapowa gehöre zu den erfolgreichsten Sportlerinnen Russlands und habe 2012 ihr viertes Grand-Slam Turnier gewinnen können.
Warum habe es so lange gedauert, bis einer Frau diese Ehre zu Teil wurde, wurde der NOK-Präsident von den Journalisten gefragt. Habe es etwa an der körperlichen Belastung gelegen, so einige neugierig.
„Das kann ich so nicht bestätigen“, räumte Schukow lachend ein. „Ich denke aber“, so der NOK-Präsident weiter, „es liegt nicht an der körperlichen Belastung. In anderen Ländern sei es schließlich ganz normal, Frauen als Fahnenträgerinnen zu nominieren. In Russland sei eben Scharapowa die erste Frau in dieser Rolle. Übrigens müsse der Tennis-Star die Fahne während der Eröffnungsfeier nicht die ganze Zeit mit ausgestrecktem Arm tragen. Ein spezielles Trageband werde ihr die Arbeit erleichtern.
Die Olympische Fahne wiegt etwa sechs Kilo. Da das Tragen einer solchen Fahne mit ausgestrecktem Arm über mindestens zwei Stunden der Feierlichkeiten selbst die Kräfte eines kräftigen Mannes übersteige, hätten sich die Organisatoren eine spezielle Vorrichtung einfallen lassen, so Schukow. Sie bestehe aus einem Band, das um eine Schulter geschwungen wird und auf der Höhe der Oberschenkel der Fahnenträgerin an dem Tragestück der Fahne befestigt ist. Der Schaft müsse dabei, auch in dem Tragestück, von einem Arm gehalten werden.
Die 1987 geborene Scharapowa, deren Spitzname Masha ist, hatte im Juni 2012 durch ihren Sieg bei den French Open nach vier Jahren Unterbrechung, unter anderem bedingt durch Verletzungen, wieder die Spitze der Weltrangliste im Damen-Tennis erobert. Nach nur vier Wochen musste sie diese jedoch durch ihre Sensationsniederlage im Achtelfinale des Turniers in Wimbledon gegen die Deutsche Sabine Lisicki wieder abgeben.
Im Frühjahr hatte Scharapowa nach 2005 erstmals wieder an einem Turnier in Deutschland, dem Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart, teilgenommen und den Wettbewerb gewonnen. Der Tennisstar gehört zu den bestbezahlten Sportlern weltweit und gilt als nerven- und willensstarke Kämpferin.
Die ungekürzte Fassung des Artikels erschien zuerst in der Zeitung Sowjetskij Sport.
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