Die „Stadt der fünf Meere“

Rostow am Don ist außerhalb Russlands noch Wenigen bekannt. Aber das wird sich spätestens im Jahr 2018 ändern. Dann wird die „Stadt der fünf Meere“ und „Hauptstadt des Südens“ eine von sieben russischen Städten sein, in der die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wird.

Dank reicher Händler der vorrevolutionären Zeit ist Rostow eine der schönsten Städte Russlands. Sie haben große Häuser mit reich verzierten Fassaden erbaut, die ihre gesellschaftliche Stellung unterstreichen sollten. Rostow liegt oberhalb des majestätischen Flusses Don. Auf der Promenade flanieren die liebreizenden „Rostowtschanki“ (Damen des Ortes). Das Klima meint es gut mit dieser Stadt. Hier herrscht ein südliches Klima, das im Sommer mit häufig über 40°C sogar oft zu heiß ist.

Rostow am Don ist zwar außerhalb Russlands wenig bekannt, aber einige seiner Einwohner haben internationalen Ruhm erlangt – wie der Musiker Juri Baschmet sowie die Schriftsteller Michail Scholochow („Der stille Don“) und Alexander Solschenizyn. Die geografische Lage der Stadt unweit des Schwarzen, des Asowschen und des Kaspischen Meeres und die Kanäle, die Rostow mit der Ostsee und dem Weißen Meer verbinden, haben ihr auch den Beinamen „Stadt der fünf Meere“ eingebracht.

„Hauptstadt des Südens“ im WM-Fieber

Das regionale Zentrum hat eine lange Geschichte als Handelszentrum Südrusslands. Rostow zeigt seinen Besuchern heute ein modernes Gesicht. „Die Stadt verändert sich mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit“, betont Alexandre Payet, ein französischer Unternehmer, der sich hier 2007 niedergelassen hat. „Der große Gartenring ‑ die Haupteinkaufsstraße ‑ war damals noch mit wenig einladenden Kneipen und behelfsmäßigen Kioskbuden übersät. Doch heute ist alles ordentlich, und es gibt hier schicke Restaurants.“

Die „Hauptstadt des Südens“ hat vor kurzem einen neuen Anreiz zur

WM 2018

Modernisierung erhalten. Rostow am Don wird eine der sieben russischen Städte sein, in denen 2018 die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Bahntrassen für Hochgeschwindigkeitszüge und die ständig ihrem Zeitplan hinterher hinkende Renovierung des Flughafens stehen auf dem Programm. Außerdem soll am linken Ufer des Don ein neues Stadion gebaut werden, das 43.700 Zuschauer fassen soll. Kosten: 220 Millionen Dollar, die Staat und Region aufbringen müssen. Einige Einheimische sind allerdings der Ansicht, dass dies den Rahmen sprengt. „Die Ränge des alten Stadions sind bei den meisten Spielen leer“, höhnt Pavel, ein enttäuschter Anhänger des örtlichen Clubs, der darum kämpft, nicht aus der ersten Liga abzusteigen. „Mir ist nicht klar, was sie mit dem neuen Stadion machen wollen!“ Die Straßen-Infrastruktur leidet hingegen unter einer ähnlichen Überlastung wie in Moskau und sollte so schnell wie möglich verbessert werden.

Der Fluch der Moderne und „Der stille Don“


Anreise

Der Flug von Berlin nach Rostow am Don (mit einer Zwischenlandung in Moskau oder Sankt Petersburg) kostet ungefähr 600 bis 700 Euro und dauert durchschnittlich 6 bis 8 Stunden. Der Zug „Stiller Don“ bringt Sie innerhalb von 17 Stunden von Moskau nach Rostow am Don und kostet zwischen 65 Euro (2. Klasse) und 285 Euro (1. Klasse).

Zahlreiche kleine Grünanlagen ermöglichen es den Einwohnern, eine angenehmere Luft zu atmen, statt sich nur die Autoabgase um die Nase wehen zu lassen. Die Nähe der Steppe, der intensive Handel und Bauaktivitäten sorgen dafür, dass das Pflaster von einer Staubschicht bedeckt ist. Ein anderer Minuspunkt der Stadt ist die fehlende architektonische Harmonie. Die neuen Wolkenkratzer aus Glas und Beton lassen die schönen Bauwerke der Händler aus dem 18. und 19. Jahrhundert und die hübschen orthodoxen Kapellen, die von der sowjetischen Regierung verschont geblieben sind, unscheinbarer wirken. Die örtlichen Behörden wären gut beraten, wenn sie diesen architektonischen Perlen mehr Aufmerksamkeit schenken und damit das touristische Potential weiter entwickeln würden.

Im Bereich der Kultur loben die Bewohner die Qualität ihrer Theater und

Unterkunft

Das „Don Plaza“ (Bolschaja Sadovaja 115) profitiert von seiner Lage im Herzen der Stadt. Außerdem gibt es ein riesiges, renoviertes „Inturist“, das allerdings keinen Charme hat und insbesondere gestresste Geschäftsleute beherbergt. Wer es hinsichtlich Form und Atmosphäre westlicher mag, wählt das Hotel „Attaché“ (Avenue Sokolowa 19/22), das ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. 


Restaurants

Das „Belluci“ (Bolschaja Sadovaja 122) bietet raffinierte italienische Küche sowie einige lokale Gerichte in charmanter Umgebung. Besonders „in“ ist das „Pirs“ (Beregovaja Straße 16a), das bei Jugendlichen sehr beliebt ist und sehr leckere Speisen serviert.

Opern. Im Hinblick auf den Tourismus ist das Baden ein Schwachpunkt: Das Asowsche Meer liegt zwar nur 20 km entfernt, doch bis man Strände erreicht, die diese Bezeichnung verdient haben, muss man 80 km weit fahren. Dieses Meer erinnert eher an eine riesige Pfütze, die zu flach ist, um darin zu baden, und deren Sauberkeit zweifelhaft ist. Auch der Don ist so verschmutzt, dass lediglich betrunkene Kosaken darin schwimmen. Sie bilden das Herz der lokalen Folklore. Diese stolzen Bauernkrieger hatten seit dem 16. Jahrhundert die Aufgabe, die Südflanke des russischen Reichs zu verteidigen. Die Kosaken sind nicht nur für ihre kriegerischen Leistungen bekannt, sondern auch für ihre athletischen Tänze und Männerchöre. Während des Bürgerkriegs wurden sie stark dezimiert, da sich 80 Prozent von ihnen entschlossen hatten, gegen die Revolutionäre zu kämpfen. In einigen Dörfern rund um Rostow, die sie „stanitsa“ nennen, versuchen sie, ihre traditionelle Lebensweise wieder aufzunehmen. Eines von ihnen, Starotscherkask, lohnt aufgrund seiner herrlichen Auferstehungskirche besonders einen Besuch. Bemerkenswert sind die eindrucksvolle Sonne (ein heidnisches Symbol) als Verzierung im Vorraum und die prächtigen Malereien der Ikonostase, die vor kurzem restauriert worden sind. Starotscherkask liegt im Grünen und bietet eine Oase der Ruhe, deren Atmosphäre an die schönsten Seiten des Werks „Der stille Don“ von Scholochow erinnert.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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