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Bereits seit über einem Jahr wird Syrien von einer Regierungskrise erschüttert, die mittlerweile das Ausmaß bewaffneter Kämpfe angenommen hat. „Jeden Tag müssen wir wegen des Bürgerkrieges um das Leben unserer Familien und Freunde fürchten. Der einzige Staat, bei dem wir Hilfe und Rettung erbeten können, ist die Russische Föderation. Russland betrachten wir als die Heimat unserer Vorfahren, die in der russischen Kaukasusrepublik Nordossetien-Alanien lebten. Wir bitten Russland, ethnische Osseten aus Syrien als Landsleute aufzunehmen, die sich wieder in Russland ansiedeln und nach Ossetien zurückkehren wollen, um dort friedlich mit den Völkern Russlands zusammenzuleben“, heißt es in dem Antrag.
Dem Schreiben liegt eine Liste von 33 Familien bei, die sofort dauerhaft nach Russland umsiedeln möchten.
„In Syrien leben heute etwa 700 Osseten. Natürlich wollen nicht alle ausreisen. Viele haben in arabische Familien eingeheiratet, manche haben sich wirtschaftlich etabliert und möchten ihre Geschäfte nach dem Krieg wieder aufnehmen“, erklärt der Verfasser des Schreibens, der Vorsitzende der ossetischen Landsmannschaft Syriens Hischam Albegow. „150 bis 200 Menschen möchten nach Russland zurückkehren, einige von ihnen besitzen sogar die russische Staatsbürgerschaft. Auf meiner Liste stehen Osseten, die kurzfristig ausreisen müssen. Das sind Menschen, die im Krieg obdachlos geworden oder deren Familien ums Leben gekommen sind.“
Nach Eingang des Schreibens vereinbarten die Regierungen
Nordossetiens und der Russischen Föderation, kurzfristig allen syrischen Osseten ein Visum auszustellen, die ein solches in der russischen diplomatischen Vertretung in Damaskus beantragen. Nach den Worten Albegows sei auch finanzielle Hilfe von ossetischer Seite gewährleistet. Die meisten der in Syrien lebenden Osseten können das Land aus einem einfachen Grund nicht verlassen: Sie haben kein Geld für ein Flugticket nach Wladikawkas. Infolge des Krieges können sie ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen und kein Geld verdienen.
Nach Aussage von Albegow könnten die syrischen Osseten das Krisengebiet gemeinsam mit den dort arbeitenden russischen Staatsangehörigen verlassen, sollte mit deren Evakuierung begonnen werden. Das wurde bislang jedoch noch nicht angeordnet – ungeachtet der Tatsache, dass die russische Regierung Syrien Ende vergangener Woche offiziell in die Liste jener Staaten aufgenommen hat, „in denen Notstandsbedingungen oder bewaffnete Konflikte herrschen.“
„Dieses Dokument sieht keine unverzügliche Evakuierung russischer Staatsbürger vor“, kommentiert der Presseattaché der russischen Botschaft Artjom Saweljew den Regierungsbeschluss.
Saweljew ergänzt jedoch: „Der Ausschluss der Arabischen Republik Syriens aus der Liste der Staaten, die von einer krisenhaften gesellschaftspolitischen Situation geprägt sind, und die Anerkennung als tatsächlich gefährliches Land zeugen davon, dass die Regierung um das Schicksal der in Syrien lebenden russischen Staatsbürger besorgt ist.“
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitung Iswestija.
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