Olympia-Volontariat als Karrieresprungbrett

Foto: ITAR-TASS

Foto: ITAR-TASS

Die freiwillige Mitarbeit bei den Olympischen Spielen macht sich gut im Lebenslauf, doch die Volontäre in Sotschi werden dafür hart arbeiten müssen. Die Zeitung Iswestija hat nun die Arbeit der Olympia-Volontäre in Russland und Großbritannien verglichen.

Die Volontärprogramme in London und Sotschi beruhen auf den gleichen Prinzipien: Eine Arbeitsschicht dauert acht bis neun Stunden, in der arbeitsfreien Zeit können die Volontäre ihre kostenlosen Eintrittstickets für die olympischen Spiele nutzen. Diejenigen, die direkt in den Sportanlagen im Einsatz sind, können die Wettkämpfe sogar von ihrem Arbeitsplatz aus beobachten.


Dem Pressedienst des Organisationskomitees zufolge werden die 25 000 Volontäre während der Olympischen Spiele 2014 in speziell für diesen Zweck errichteten Wohnanlagen untergebracht. Unterkunft und Verpflegung werden sowohl während des Dienstes als auch an arbeitsfreien Tagen gestellt. Darüber hinaus bekommt jeder Volontär eine Uniform und die Anfahrt zum jeweiligen Arbeitsplatz wird erstattet. Die Anreise aus anderen Städten nach Sotschi sowie die Abreise müssen allerdings selbst bezahlt werden.


Zweimal täglich wird es für die Helfer kostenlose Verpflegung geben: Frühstück und Abendessen mit mindestens 3 000 Kilokalorien pro Tag. Von Oktober bis Dezember finden insgesamt 11 Einweisungskurse statt, die Kosten für die Helfer belaufen sich pro Tag auf 800 Rubel (ca. 20 Euro). Für die Verpflegung kommen pro Tag noch einmal 400 Rubel hinzu.

Volontäre in London schlechter ausgestattet


Derartige Annehmlichkeiten wurden den Volontären in London nicht gewährt. Bei den diesjährigen Olympischen Spielen mussten die etwa 70 000 Freiwilligen ihre Unterkunft selbst organisieren und sich an freien Tagen sowie außerhalb ihrer Arbeitszeit auf eigene Kosten verpflegen. Das Organisationskomitee in London kommt lediglich für die Fahrtkosten der Helfer bis zu ihrem Arbeitsplatz auf, auch eine Uniform wird zur Verfügung gestellt.


Dem Organisationskomitee für die Spiele in Sotschi zufolge lebt der überwiegende Teil der freiwilligen Helfer der Sommerolympiade 2012 jedoch ohnehin in London, weshalb keine zusätzlichen Unterkünfte nötig waren. Für die Olympischen Spiele in Sotschi möchte man die russischen Volontäre dagegen komplett versorgen, da sie voraussichtlich von außerhalb anreisen müssen.


In Russland bewerben sich vor allem junge Menschen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren als freiwillige Helfer. In London lag das Alter der Volontäre weit darüber: zwischen 29 und 40 Jahren.


In Sotschi wird es weniger freiwillige Mitarbeiter als in London geben, geplant sind 29 000 im Vergleich zu 70 000. Allerdings kommen auf sie mehr Verpflichtungen zu: Da es sich in Russland um die Olympischen

Winterspiele handelt, werden die Freiwilligen Schnee räumen und einige Sportanlagen „einfahren“ müssen. So ist beispielsweise die Eisbahn vor Beginn eines jeden Wettkampfes von ihnen zu prüfen. Aufgrund der Jahreszeit erhalten die russischen Volontäre auch einen zusätzlichen Satz Kleidung. In London wurden sie mit Jacke, Schirmmütze, Armbanduhr, Tasche, Trinkflasche und einem Schirm mit dem Symbol der Olympischen Spiele ausgestattet, zudem bekamen sie Gedenkplaketten und einen Terminkalender. In Sotschi besteht die Ausstattung aus Jacke, gefütterter Hose, Mütze, Handschuhen, Thermounterwäsche, Poloshirts und Trikots.

Karrieresprungbrett Olympia-Volontariat


Ein weiterer Bonus für die freiwilligen Arbeitskräfte in London besteht darin, dass sich die Mitarbeit bei einem internationalen Wettkampf ausgesprochen gut im Lebenslauf macht. Nach Ansicht von Personalmanagern gilt das auch für die russischen Volontäre, vorausgesetzt die Bewerber können ihre Erfahrung auch entsprechend nachweisen.  


„Eine solche Qualifikation ist vor allem für Menschen in Berufen mit viel

Kontakt nach außen nützlich", betont Swetlana Belowa, die HR-Business-Partnerin von Imperija Kadrow (Kaderimperium). Besonders gut mache sich dies im Lebenslauf von Eventmanagern, Übersetzern und Dolmetschern, Journalisten, Sekretärinnen, Managern und Büroangestellten, die in internationalen Unternehmen arbeiten möchten.


Die Gesellschaftliche Kammer Russlands plant bereits im Herbst dieses Jahres einen Gesetzesentwurf in die Staatsduma einzubringen und so den Nachweis über abgeleistete Volontariate zu regeln. Erstmalig wird es dann verbindliche Vorgaben geben, welche Verträge abzuschließen sind und welche Verantwortung der freiwillige Mitarbeiter bzw. der Organisator der unentgeltlichen Tätigkeit trägt. Vertraglich festgehalten werden soll auch, ob der Organisator dem Volontär gewisse Ausgaben erstattet bzw. in welcher Form dies erfolgt. Auf diese Weise erhalten die Volontäre mit ihrem Vertrag einen eindeutigen Nachweis über ihre freiwillige Tätigkeit.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitung Iswestija.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!