Die Mehrheit der Russen empfindet das Urteil gegen Pussy Riot als ungerecht und zu hart. Foto: AP
Als einer der ersten reagierte am Freitagabend der Menschenrechtsbeauftragte der Russischen Föderation, Wladimir Lukin. „Ich glaube, diese Gruppe hat kein Verbrechen begangen, sondern ein schweres Vergehen. Hier darf es kein Urteil nach dem Strafgesetz geben.“ Die Gefängnisstrafe sei ungerecht. Er spricht sich dafür aus, das Urteil anzufechten.
Inquisition und Eigentore
Damit drückt es aus, was wohl die meisten Menschen in Russland denken – die Mädchen, die am 21. Februar in der russisch-orthodoxen Hauptkirche Russlands ein „Punk-Gebet“ gegen Wladimir Putin abgehalten hatten und dafür des „Rowdytums aus Motiven religiösen Hasses“ angeklagt wurden, hätten 15 Tage Arrest bekommen und/oder soziale Arbeiten verrichten sollen, mehr nicht.
Michail Fedotow, Leiter des Präsidentenrats für Menschenrechte, möchte „ein öffentlich-rechtliches Gutachten zu Pussy Riot“ und ihre Begnadigung. Von Begnadigung hatte am Freitag unmittelbar nach der Urteilsverkündung auch der orthodoxe Kirchenrat gesprochen.
Der bekannte Blogger Alexej Nawalny, der selbst bei der Urteilsverlesung
im Gerichtssaal anwesend war, findet sehr harte Worte für den Prozess. Es sei „wie bei der Inquisition“ gewesen; das Urteil hält er für „politische Abrechnung und demonstrative Vernichtung des Rechts“. Er ist der Überzeugung, dass das harte Urteil nur deshalb gefällt wurde, „weil die Aktion in der Kirche eine politische war“.
Ex-Finanzminister Alexej Kudrin macht sich Sorgen um den Ruf Russlands in der Welt. Auf seiner Website schreibt er von „einem riesigen Verlust für das Image Russlands und seine Investitionsattraktivität“. Seiner Meinung nach hätte es gereicht, die drei Punkerinnen wegen „Beleidigung der Gefühle von Gläubigen“ zu einem Bußgeld von 1.000 Rubel zu verurteilen.
Der Oppositionelle Eduard Limonow meint, „die Staatsmacht hat gleich zwei Eigentore geschossen“. Mit dem Urteil werde die Gesellschaft noch weiter entzweit, als sie es sowieso schon sei, schreibt er in seinem Blog.
“Die Strafe ist zu gering!“
Erwartungsgemäß sehen Mitglieder der Putin-Partei Einiges Russland (ER) die Lage der Dinge anders. Der Duma-Abgeordnete Wladimir Burmatow schrieb am Freitagabend auf der offiziellen ER-Seite: „Das Strafmaß ist zu gering.“
Andrej Issajew vom Generalrat der Partei findet das Verdikt „hart, aber gerecht“. Er erwarte, dass Präsident Putin „in der Sache das letzte Wort hat“, sagte er gegenüber RIA Novosti.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
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