"Kein Tagesschau-Russland"

Unter dem Motto "Diese Welt gehört uns!" fand das Kinderforum im Rahmen des Russlandjahres in Deutschland statt. Foto: Dmitry Vachedin

Unter dem Motto "Diese Welt gehört uns!" fand das Kinderforum im Rahmen des Russlandjahres in Deutschland statt. Foto: Dmitry Vachedin

Vom 23.-25. August fand in Bonn im Rahmen des Russlandjahres in Deutschland das Kinderforum "Diese Welt gehört uns" statt. Russland HEUTE war dabei und berichtet heute über die Eröffnungsveranstaltung auf dem traditionsreichen Marktplatz der Stadt.

Auf dem sonnigen, abendlichen Marktplatz in Bonn wurde wild getrommelt - viel zu früh, dachte manch einer, bis zum Karneval ist es noch lange hin. Das waren allerdings keine Karnevalisten. Diese jungen Kerle in stattlicher Militäruniform der russischen Zarenarmee - Gott, muss ihnen heiß gewesen sein -  sind Teilnehmer des Kinderforums "Diese Welt gehört uns", das am 23. August genau auf diesem Marktplatz eröffnet wurde. Einige Hunderte Kinder aus Russland, die Organisatoren sprechen von 300, versammelten sich vor der Bühne, wo Bonns Oberbürgermeister, Jürgen Nimptsch, sein Grußwort sprach.

"Ich freue mich ganz persönlich, wenn ich Kinder begrüßen darf, denn bevor ich Oberbürgermeister geworden bin, war ich 30 Jahre Lehrer", sagte Nimptsch fast schon vertraulich und zählte die Namen der Persönlichkeiten auf, welche die frisch renovierte Rokoko-Rathaustreppe hinter seinem Rücken bereits besteigen durften.

Erst vor wenigen Tagen - der Bundespräsident Joachim Gauck, 1989 - Michail Gorbatschow, später auch Boris Jelzin. Ein weiterer Name durfte nicht unerwähnt bleiben – Ludwig van Beethoven, der nur ein paar Hundert Meter vom Marktplatz entfernt geboren wurde. „Zur ‚Ode an die Freude’, welche Beethoven komponierte, hat Friedrich Schiller folgenden Text geschrieben: ‚Alle Menschen werden Brüder“, sagte der Stadtchef und rundete seine Rede auf Russisch mit den Worten "Spasibo" und "Druschba" ab.

Russlands Vertreter, Botschafter Wladimir Grinin, der aus Berlin

anreiste und Konstantin Kossatschew, Leiter der föderalen Agentur "Rossotrudnitschestvo", appellierten an die Kinder möglichst viele Kontakte zu deutschen Altersgenossen zu knüpfen. Leider waren die russischen Kinder allerdings auf dem Marktplatz viel zu selten von ihren Altersgenossen, sondern eher von älteren Damen und Herren umgeben. Viele von denen genossen den Abend in den nahegelegenen Restaurants und Eis-Cafes.

Ein Vorgeschmack auf die große Show, die am nächsten Tag im Bonner Rheinaue-Park stattfinden würde, durfte bei dieser Veranstaltung natürlich nicht fehlen. Nach Konstantin Kossatschews Worten darüber, „dass bereits unsere Generation die vollkommene Visumfreiheit zwischen Russland und Deutschland erleben wird“, wurden die Barrieren auf dem Marktplatz tatsächlich aufgehoben.

Die Solisten des Pjatnitzki-Chores, der, so die F.A.Z., "russische Volksweisen in akademisch geschulte, raumfüllende und elektrisierende Kunstmusik für den Massengeschmack umschmiedet", tanzten sich zur Bühne hindurch und riefen mit ihrem feurigen Auftritt so viel Begeisterung hervor, dass es auf dem Platz eng wurde. Die Kindertruppen, allesamt mit etwas gewöhnungsbedürftigen Bezeichnungen wie etwa das "Vorzeigeensemble" - standen den erwachsenen Kollegen aus dem Pjatnizki-Chor in Sachen Tanzen und Singen in nichts nach. Nur melodisch pfeifen, das blieb die Sache der Erwachsenen.

Im Interview mit Russland Heute bezeichnete Konstantin Kossatschew das Kinderforum "Diese Welt gehört uns" als eine der zentralen Veranstaltungen von Hunderten, die das Russlandjahr in Deutschland begleiten. "Keine ernsthafte Politik wird heute möglich sein ohne die breiten Schichten der Zivilgesellschaft einzubinden", sagte er mit einem Blick in die Menge. „Die Tätigkeit der Diplomaten bleibt zu oft auf einen zu kleinen Kreis beschränkt. Ich hoffe deshalb, dass, die Kinder mit ihrer Offenheit und Begeisterung das wahre Russland präsentieren. Kein ‚Tagesschau-Russland’, sondern ein Land, in dem Menschen leben.“   

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