Heute ist es für Putin schwieriger, den „Anführer der Nation“ zu sein. Foto: AFP / East News
Zu diesem Ergebnis kommt eine auf zehn Jahre angelegte Studie des Moskauer Meinungsforschungsinstituts WZIOM. 2002 hatten 79 Prozent der Befragten eine „vorwiegend positive“ Wahrnehmung vom Präsidenten. In diesem Jahr waren es nur noch 59 Prozent.
Gleichzeitig ist die Zahl der Befragten, die einen „vorwiegend negativen“ Eindruck von Putin haben, von acht auf 22 Prozent gestiegen. Die Zahl der Befürworter von Putins politischem Kurs ist von 75 Prozent 2002 auf 59 Prozent in diesem Jahr gesunken. Von neun auf 23 Prozent ist die Zahl derjenigen gestiegen, die Putins Politik nicht unterstützen.
WZIOM-Chef Valeri Fjodorow zufolge dürfen die neuesten Umfrageergebnisse nicht mit den Zahlen von vor zehn Jahren verglichen werden. „Das war eine andere Zeit gewesen. Fast alles hat sich geändert: Sowohl Wladimir Putin als auch das Land und die Wähler“, so Fjodorow.
Laut dem Politologen Dmitri Orlow hat der Präsident beim Volk den Nimbus als Heilsbringer verloren. Hätte Putin innerhalb eines Monats einen Zuspruch von 20 Prozent eingebüßt, wäre dies katastrophal, so der Experte. Es gebe jedoch einen Gewohnheitsfaktor. Der Präsident sei allen seit langem bekannt, und die Russen wissen, was von ihm zu erwarten sei. Putins Popularität werde kaum mehr schwanken; er gelte in der Bevölkerung als erfolgreicher und kompetenter Manager, betonte der Experte.
Wie der Moskauer Soziologe Leonti Bysow erklärte, beruhte Putins Macht lange auf der Tatsache, dass er von vielen als das kleinere Übel
betrachtet wurde. Doch zuletzt ist dieses Gleichgewicht ins Wanken geraten. Bysow zufolge sind viele loyale Liberale zur Opposition übergelaufen. Deshalb suche Putin nach einer neuen Stütze, genauer nach Unterstützung seitens der konservativen Mehrheit. Aus diesem Grund habe er seinen Ton und die Gesetze verschärft. Als er Boris Jelzin als Präsident nachfolgte, wurde Putin als Hoffnungsträger gefeiert. Heute ist es für ihn schwieriger, den „Anführer der Nation“ mit Aktionen wie dem Flug mit Weißkranichen zu geben, sagte der Experte. Auch bei seinen Stammwählern verliert er zunehmend an Zuspruch. Ihm bleibe nichts anderes übrig, als daran zu erinnern, dass er als Politiker unverzichtbar sei, sagte Bysow.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.
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