Das Feuer brach gestern Nachmittag in einem Gebäude eines ehemaligen Textilkombinates in Jegorowsk bei Moskau aus. Wie sich herausstellte, brannte es in Räumen, in denen von einem bisher nicht ermittelten Unternehmer eine Kleiderfabrik eingerichtet worden war.
Dort arbeiteten mehrere Dutzend Vietnamesen, die in dem Gebäude eingesperrt waren, damit die illegale Beschäftigung der Migranten nicht auffällt. Den Arbeitern wurde immer nur nachts neues Material und Lebensmittel angeliefert.
Bei dem vermutlich durch einen Kurzschluss ausgelösten Brand kamen 14 Menschen ums Leben, ein Mann erlitt eine schwere Rauchvergiftung. Die Opfer hatten sich nicht aus dem Raum befreien können, in dem sie lebten und arbeiteten.
Dort waren sie wie Gefangene gehalten worden. Als Schlafplätze dienten
wie Waben eng aneinander gereihte Pritschen, von denen jede über eine Belüftung und eine Steckdose verfügte. Für den Fall von Kontrollen habe es als Schränke getarnte Ausgänge auf die Korridore gegeben. Die russische Einwanderungsbehörde FMS erklärte heute, aus der brennenden Etage des Fabrikgebäudes seien 60 Vietnamesen gerettet worden, die weder Ausweise noch Arbeitserlaubnisse vorweisen konnten. Die zunächst in einer Polizeisporthalle untergebrachten Arbeiter wussten nur zu sagen, dass ihr Chef ein „Kolja aus Moskau" sei.
In Russland sind solche illegalen und unmenschlichen Arbeitsverhältnisse keine Seltenheit. Immer wieder werden Produktionen entdeckt, in denen Gastarbeiter wie Sklaven gehalten werden. In den letzten Jahren ist es schon mehrmals zu Bränden mit Todesfällen gekommen. Zuletzt waren im April in einer improvisierten Unterkunft in Moskau bei einem Feuer 17 Immigranten ums Leben gekommen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
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