Jean-Claude Juncker: Der Euro wird nicht scheitern. Foto: AP.
„Die russische Wirtschaft hängt nicht vom Euro ab, alle Wirtschaftsprozesse sind aber heutzutage miteinander verflochten", äußerte Juncker in einem am Dienstag vom TV-Sender Russia Today ausgestrahlten Interview. „Da ein großer Teil der russischen Devisenreserven in Euro deponiert ist, würde ein Untergang des Euro Russland als eines der ersten treffen."
„Wir sind sehr erfreut, dass sich Russland im Zuge der sogenannten
Euro-Krise überaus verantwortungsbewusst verhält", führte er weiter aus. „In Wirklichkeit ist dies aber keine Euro-Krise, sondern eine Krise der souveränen Schulden einiger Länder der Euro-Zone. Ich denke, dass die EU und insbesondere die Euro-Zone ihre strategische Partnerschaft mit Russland wahren sollten. Russland ist unser Partner, und es könnte leiden, sollte der Euro stürzen, dies wird aber nicht geschehen."
Vertreter der Zentralbank Russlands hatten mehrmals betont, dass sie nicht vorhaben, den Euro-Anteil an den Devisenreserven Russlands zu verringern. Wie der Erste Vizechef der Zentralbank, Alexej Uljukajew, im Februar mitgeteilt hatte, machen die Dollar-Anteile 46,5 Prozent der russischen Devisenreserven aus. Auf den Euro entfallen 40,5 Prozent, auf Pfund Sterling neun Prozent, auf den kanadischen Dollar und den japanischen Yen je zwei Prozent der russischen Devisenreserven, die nach dem Stand vom 14. September mit 522,8 Milliarden Dollar die drittgrößten in der Welt sind.
Zu den Methoden des Kampfes gegen die Euro-Krise äußerte Juncker, die europäischen Strukturen setzen dabei sowohl Instrumente ein, die sie vor vier Jahren angewandt haben, als auch neue Methoden. „Wir haben sogenannte Schirme eingerichtet, in deren Rahmen die Problemländer der Euro-Zone Empfehlungen und Hilfe von den anderen Mitgliedsländern bekommen", so Juncker. „Deshalb hoffen wir und unsere Partner darauf, dass das düsterste Szenario, ein Scheitern des Euro - niemals Realität wird."
Laut Juncker, die makroökonomischen Hauptkennziffern der Eurozone, insbesondere das Haushaltsdefizit, sind besser als bei den USA, Japan und Großbritannien, und der Währungsunion droht kein Zerfall. „Wir verstehen nicht, warum die Europäische Union sich im Epizentrum einer globalen Bedrohung befinden soll. Unsere Hauptkennziffern sind besser als bei den USA, Japan und Großbritannien", erklärte der Vorsitzende der Euro-Gruppe.
„Man muss verstehen, dass uns nicht nur eine gemeinsame Währungs- und Wirtschaftspolitik vereinigt. Das ist ein Teil eines größeren und umfassenderen politischen Projektes. Das ist eine Chance für unsere Generation, der ganzen Welt zu beweisen, dass wir etwas zu sagen haben. In den nächsten einigen Jahrzehnten werden wir kaum ohne den Euro existieren können. Deshalb müssen wir den Euro beibehalten", so Juncker.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.
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