Kaliningrad: Russlands Exklave schlägt mit den Flügeln

Rund 60 Mio. Euro werden  in den Kaliningrader Flughafen Chrabrowo gesteckt. Foto: RIA Novosti.

Rund 60 Mio. Euro werden in den Kaliningrader Flughafen Chrabrowo gesteckt. Foto: RIA Novosti.

Die Kaliningrader Gebietsregierung prüft derzeit Möglichkeiten, eine eigene Fluggesellschaft zu gründen. Auch der Kauf einer Lizenz einer ausländischen Airline wird erwogen.

Drei Jahre nach der Pleite von Kaliningrader Fluggesellschaft KD-Avia sieht Gouverneur Nikolai Zukanow die Zeit offenbar reif, einer neuen Kaliningrader Airline Flügel zu verleihen. „Bei allem, was an KD-Avia zuletzt so kritisiert wurde, die Verspätungen, die unregelmäßigen Flüge, schätzte doch die Mehrheit der Passagiere die Arbeit und den Service der Fluggesellschaft hoch ein", befand er Anfang dieser Woche in der Pressekonferenz der Gebietsregierung.

Die Tickets seien konkurrenzlos günstig gewesen, die Fluggäste hätten eine große Auswahl an europäischen und russischen Flughäfen gehabt und die Steuern von KD-Avia seien dem regionalen Haushalt zugute gekommen. Darum prüfe man derzeit alle Möglichkeiten, wieder eine ähnliche Fluggesellschaft zu gründen, die mit Regionaljets in der Größenordnung von bis zu 50 Plätzen Linien zwischen dem Gebiet Kaliningrad und russischen und westeuropäischen Zielen bedient, so Zukanow.

Der Gebietsvorsteher schloss die Variante nicht aus, die Lizenz einer ausländischen Airline zu kaufen. Man sei bereit zu Verhandlungen mit Discountern und habe auch schon konkrete Investoren dafür.

KD-Avia ist tot, aber das Konzept lebt


In Diskussion ist nach wie vor auch die Neugründung von KD-Avia, was allerdings aus rechtlichen Gründen als schwierig gilt. Dennoch klingen

Zukanows Pläne, wenigstens im Kleinen, nach einer Wiederbelebung des „Luftdrehkreuzes", mit dem die 2002 aus dem Staatsunternehmen „Kaliningrad Avia" heraus gegründete KD-Avia aufsteigen wollte: westliche und russische Zentren miteinander zu verbinden – via Königsberg. Zunächst ging das auch gut, mit einer Flotte von 16 geleasten Boeing 737-300 steuerte KD-Avia zwei Dutzend Flughäfen in Ost und West an. Doch 2009 landete die Airline in der Pleite.  Kreditschulden in Millionenhöhe, Missmanagement und Machtkämpfe der Anteilseigner ließen von dem Kaliningrader Hoffnungsprojekt nur Trümmer übrig. Auch die begonnene Sanierung des Flughafens Chrabrowo war davon betroffen: Nach dem Konkurs von KD-Avia wurden weitere Ausbauetappen eingemottet.

Auch der Flughafen soll reifen


Der Airport ist mittlerweile wieder Baustelle. Auf der Investorenkonferenz in Sotschi stellten Gouverneur Zukanow und der neue Mehrheitseigner von Chrabrowo, die Firma „Aeroinvest", vorige Woche die konkreten Pläne zur Rekonstruktion des Flughafens vor.

Bis Ende 2013, kündigte Aeroinvest-Chef Sergej Krjutschek an, werde der erste große Sanierungsabschnitt abgeschlossen sein und Chrabrowo

in die Lage versetzen, 2,3 Millionen Passagiere pro Jahr abzufertigen – mehr als doppelt so viele wie bisher. Im Jahr 2017, wenn der komplette Ausbau des Flughafens abgeschlossen ist, sollen es bis zu sieben Millionen Fluggäste sein. Rund 2,4 Mrd. Rubel (60 Mio. Euro) will Aeroinvest dafür in den Airport der russischen Exklave stecken. Das Gebiet wird dem Investor großzügig unter die Flügel greifen: Die Duma billigte in der vorigen Woche die Umleitung eines föderalen Kredites in Höhe von 2,2 Mrd. Rubel auf das Konto einer noch zu gründenden, zu hundert Prozent unter Regierungskontrolle stehenden Firma „Verwaltungsgesellschaft Chrabrowo".

Die Rubel rollen also wieder in dieser unendlichen Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Wie viele auf dem Flughafen tatsächlich ankommen, werden die Passagiere bald selbst sehen können.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell. 

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