Gennadij Gudkow ist der bekannteste Oppositioneller Russlands. Foto: ITAR-TASS.
Das bekannteste Gesicht der Opposition ist ein ehemaliger KGB-Oberst: Gennadi Gudkow stammt wie Präsident Wladimir Putin aus den Reihen des sowjetischen Geheimdienstes und war bis 2007 auch Mitglied der Kremlpartei „Einiges Russland", ehe er zur damals noch ebenfalls kremltreuen sozialdemokratisch angehauchten Partei „Gerechtes Russland" wechselte. Dort machte er sich zum Wortführer gegen die Korruption in Russland.
Inzwischen kennen laut dem Umfrageinstitut WZIOM 60 Prozent der Russen (zum Vergleich: im Februar waren es noch 21 Prozent) den Namen Gudkow – nicht zuletzt auch wegen der eigenen „Korruptionsaffäre". Dem Duma-Abgeordneten wurde im September das Mandat entzogen, weil das Ermittlungskomitee ihn verdächtigt, neben seiner Abgeordnetentätigkeit als Geschäftsmann aktiv zu sein (was Parlamentariern laut russischem Gesetz verboten ist). Er selbst bezeichnet die Vorwürfe als politisch motiviert.
Die neue Bekanntheit hat seine Beliebtheit bei den Russen nicht gesteigert. 43 Prozent derjenigen, die von Gudkow gehört haben, verhalten sich eher ablehnend ihm gegenüber (im Februar nur 29 Prozent). Positive Assoziationen verbinden nur 24 Prozent (gleicher Wert wie im Februar) mit ihm. Der Rest kann keine Einschätzung abgeben.
Nawalny wird bekannt und unpopulär
Ähnliches gilt für den Blogger Alexej Nawalny, dessen Bekanntheitsgrad von 29 auf 48 Prozent hochschnellte. Auch dies mit negativen Folgen
für sein Image: Ebenfalls 43 Prozent der Russen sehen ihn kritisch (im Februar 31). Die Zahl der Anhänger sank zugleich von 24 auf 22 Prozent. Bekannter wurden auch der Linkspolitiker Sergej Udalzow (Wiedererkennungswert stieg von 13 auf 39 Prozent), der Abgeordnete Ilja Ponomarjow (von 14 auf 23 Prozent hoch) und die Umweltschützerin Jewgenia Tschirikowa (von 12 auf 20 Prozent). In allen drei Fällen stieg auch die Zahl der Kritiker. Immerhin konnten zumindest Udalzow (von 18 auf 27 Prozent) und Tschirikowa (von 22 auf 28 Prozent) auch bei den Anhängern zulegen.
Popularitätswerte vom Fernsehen geformt
Die WZIOM-Umfrage gebe die Meinung eines zwar breiten, aber vorwiegend provinziellen Publikums wider, dessen Meinung vom staatlichen Fernsehen geprägt werde, erklärte der Direktor des Internationalen Instituts für politische Expertise Jewgeni Mintschenko. Tatsächlich ist die Berichterstattung auf den großen TV-Sendern tendenziös: In politischen Talkshows herrscht ein unausgesprochenes Auftrittsverbot für die Oppositionsführer, die beim Staatsfernsehen nur als Verdächtige in den verschiedenen gegen sie eingeleiteten Strafverfahren über den Bildschirm flackern.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
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