Eisbrecher überflüssig

Kein Bedarf von Eisbrechern mehr: Eine eigene Flotte neuartiger Dieselelektroschiffe macht den Warentransport in Arktis leichter. Foto: ITAR-TASS.

Kein Bedarf von Eisbrechern mehr: Eine eigene Flotte neuartiger Dieselelektroschiffe macht den Warentransport in Arktis leichter. Foto: ITAR-TASS.

Eine eigene Flotte neuartiger Containerfrachtschiffe ermöglicht es dem russischen Buntmetallerzeuger Norilsk Nickel, ohne die Hilfe von Eisbrechern durch das Polarmeer zu fahren. Das Unternehmen konnte dadurch seine Transportkosten um die Hälfte senken.

Alle zwei Tage verlässt ein mächtiges Dieselelektroschiff das jenseits des Polarkreises gelegene Murmansk in Richtung der Mündung des Jenissejs, des größten Flusses Sibiriens. Fünf bis sieben Tage fährt es durch bis zu anderthalb Meter dickes arktische Eis, um im Hafen von Dudinka anzulegen.

An Bord befinden sich vier- bis achttausend Tonnen Lebensmittel und Haushaltsgüter, ohne die die riesige Region wohl nicht überleben könnte. Auf dem Landweg ist es praktisch unmöglich, nach Norilsk zu kommen, wo sich gigantische Lagerstätten mit Nickel, Kupfer und verschiedenen Edelmetallen befinden.

Hochseekapitän Michail Chomenko ist bereits seit 13 Jahren mit Eisbrechern auf dem Polarmeer unterwegs. Mit offensichtlichem Stolz präsentiert er die Brücke der Talnach, eines neuartigen Dieselelektroschiffes der Arktis-Klasse. „Solche Frachtschiffe gab es bisher weder in der russischen, noch in irgendeiner anderen Flotte", weiß er zu berichten. „Eine unserer ersten Fahrten führte uns nach Hamburg. Plötzlich kamen gleich zwei Gruppen von Zöllnern an Bord – es war gerade Schichtwechsel und sowohl die abgelöste, als auch die neue Schicht kam aufs Schiff. Aber sie interessierten sich einfach nur für unser Frachtschiff und baten uns, sie an Bord herumzuführen."

Chomenko hat allen Grund stolz zu sein. Die Schiffe der Serie Norilsk Nickel sind die ersten Containerfrachtschiffe der Arktis-Klasse Arc7.

Frachtschiffe dieser Art können ohne Unterstützung eines Eisbrechers bis zu anderthalb Meter dicke Eisschichten durchbrechen. Außerdem sind es die ersten Schiffe in Russland mit einem Azipod-Antriebssystem. Das Aggregat ist außerhalb des Rumpfes angebracht und kann um 360° gedreht werden, was die Manövrierfähigkeit und die Geschwindigkeit deutlich erhöht. Wenn die Talnach durch Eis fahren muss, kann sie die Eisdecke mit dem Heck voran zertrümmern. Durch das neue Antriebssystem konnten außerdem der Maschinenraum verkleinert und der Frachtraum vergrößert werden.

Das erste Schiff der Arktis-Klasse gab Norilsk Nickel beim Unternehmen Aker Yards in Auftrag, vier weitere Containerfrachtschiffe und ein Arktis-Tanker wurden von deutschen Werften gebaut. Nachdem das neue Frachtschiff alle Tests in der Arktis erfolgreich absolviert hatte, wurden weitere vier Dieselelektroschiffe mit einem Ladegewicht von 14 500 Tonnen und ein Arktis-Tanker geordert.

Auf dem kürzesten Weg von A nach B


Die Talnach bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von ein bis zu zwei Knoten durch die Eisdecke. Weder die Karastraße, noch das Jenissej-Delta mit seiner mächtigen Eisschicht können es in seiner Fahrt aufhalten. Das bestätigt auch Oleg Fedin, der Direktor des Murmansker Transportunternehmens von Norilsk Nickel. Die Arktis-Expresse bräuchten im Winter planmäßig fünf bis sieben Tage von Murmansk nach Dudinka.

Die Brücke des Frachtschiffs ist mit modernsten Navigationstechnik sowie einem Seenot- und Sicherheitsfunksystem ausgestattet. Chomenko erzählt, dass er während der Fahrt Satellitenaufnahmen der Eisdecke auf seiner Route in Echtzeit empfangen kann, die dann automatisch auf seine Navigationskarten gelegt werden.

„Meine Aufgabe besteht nicht darin, gegen das Eis anzukämpfen und zu beweisen, dass ich das leistungsstärkste Frachtschiff in der Nordpolregion habe", erklärt er, „sondern dass ich mithilfe der Navigationsinformationen auf dem kürzesten Wege und mit dem geringsten Treibstoffverbrauch von A nach B komme."

Die Norilsk Nickel-Frachtschiffe verkehren zwischen Dudinka, Murmansk, Archangelsk, Rotterdam, Hamburg und Schanghai. Das Unternehmen kann seine Transporte so ohne den Einsatz von Eisbrechern realisieren und gleichzeitig die Transportkosten um 30 % senken.

„Unsere Flotte bewältigt alle Logistikaufgaben ohne Hilfe von außen", meint Oleg Fedin. Das ganze Jahr über liefert die aus sechs Dieselelektroschiffen bestehende Flotte Ausrüstung und Waren für die Bevölkerung in die Industrieregion Norilsk. Von dort werden dann Nickel und Kupfer zum Binnen- und Außenmarkt verschifft.

Der jährliche Warenumsatz, der durch die Unternehmensflotte auf den Routen des Nördlichen Seewegs realisiert wird, liegt bei 1,3 Millionen Tonnen, davon sind 0,45 Millionen Tonnen metallurgische Produkte. Neben der Belieferung des auf der Kola-Halbinsel gelegenen metallurgischen Kombinats Montschegorsk mit Erz gewährleistet die Flotte von Norilsk Nickel auch die Versorgung der Bevölkerung mit allem, was die Menschen für den täglichen Bedarf benötigen.

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