Matthias Warnig, Putins deutscher Genosse in der russischen Wirtschaftslenkung, leitet jetzt den RusAl-Aufsichtsrat. Foto: AFP/EastNews.
Nach Meinung der russischen Ausgabe von "Forbes" gehört Matthias Warnig als einziger Ausländer zu den Top-Ten der Putin-nahen Wirtschaftslenker in Russland. Nun hat der 57 Jahre alte Deutsche noch einen honorigen Posten mehr im Portefeuille: Am Montag wurde er einstimmig zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Aluminium-Holding RusAl gewählt.
Kraft Amtes ist er damit Kontrolleur und Korrektiv für Oleg Deripaska, der Haupteigner und Cheflenker des angeschlagenen Metallurgiekonzerns ist. Deripaskas Holding En+ kontrolliert 47 Prozent an RusAl – wobei En+ selbst dafür sorgte, dass Warnig in diesem Sommer in den Aufsichtsrat einrücken konnte. Warnig löst auf dem Posten Barry Cheung ab, der Chef der Hongkonger Börse ist.
Deutscher Putin-Kumpel im russischen Big Business
Bisher hatte Warnig, zu DDR-Zeiten ein auf Wirtschaftsfragen und Auslandsaufklärung spezialisierter MfS-Mann (und nach Medienberichten
schon damals mit dem in Dresden arbeitenden KGB-Mann Putin bekannt), vor allem im Kreml-nahen bis staatseigenen Sektor der russischen Wirtschaft Karriere gemacht. Seine Hauptaufgaben sind die Leitung von Nord Stream, dem Betreiber der Ostseepipeline zwischen Deutschland und Russland sowie von Gazprom Schweiz, eines als Zwischenhändler im Ukraine-Gastransit fungierenden Unternehmens. Beide Firmen sind Gazprom-Töchter.
Akute Ämterhäufung bei Warnig
Zudem übernimmt Warnig in den letzten Monaten einen Aufsichtsratsposten nach dem anderen in staatseigenen russischen Konzernen: So wurde er im Sommer Aufsichtsratsvorsitzender beim russischen Pipeline-Monopolisten Transneft. Im September wählte man ihn auch in den Aufsichtsrat des Ölkonzerns Rosneft. Daneben hat er Aufsichtsratsposten bei der Großbank VTB sowie der Putin-nahen Bank "Rossija" von Milliardär Juri Kowaltschuk inne.
Nur einfach ein guter Manager?
Laut RusAl hat Warnig „enorme Erfahrung in der Führung und Aufsichtsratsarbeit von internationalen Aktiengesellschaften, gute Kenntnisse des russischen und ausländischen Business und ein tiefes Verständnis für die geschäftlichen Besonderheiten in den Bereichen Finanzen, Energetik und Rohstoffe". Er werde das Corporate Management des Konzerns im Interesse aller Aktionäre verbessern und RusAls Geschäfte in Europa vorantreiben, verlautet der Konzern.
Troubleshooter für Aktionäre und Kreml
Die Wirtschaftszeitung „Wedomosti" sieht hingegen als Warnigs Hauptaufgabe die „Versöhnung der Hauptaktionäre von RusAl": Schließlich wird der Konzern durch einen tiefen Konflikt zwischen Deripaska und dem Großaktionär Wiktor Wechselberg erschüttert, der kein gutes Wort an Deripaskas Führungsstrategie und –stil lässt. Wechselberg hält 16 Prozent, Ex-PräsidentschaftsbewerberMichail Prochorow 17 Prozent an RusAl.
Putin-Spezi Warnig kann in seiner neuen Rolle dem „Diktator" Deripaska das Heft bei RusAl zwar nicht aus der Hand nehmen. Aber – um im Stasi-Jargon zu bleiben - „Auge und Ohr" des Kremls in dem Alu-Imperium ist er nun allemal, vermutet beispielsweise „Forbes". So übernimmt der Kreml mit Warnig zwar nicht gleich die Lenkung über den kriselnden Konzern, doch immerhin weiß die Staatsführung nun dank ihres treuen deutschen Zuträgers immer genau, wo es im Deripaska-Imperium lang geht.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
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