Der russische Stürmer Alexander Kerschakow freut sich über den Tor gegen Portugal. Foto: RIA Novosti.
Im Qualifikationsspiel für die Weltmeisterschaft 2014 zerschmetterten die Russen zuerst Nordirland und Israel und besiegten dann am vergangenen Wochenende mit 1:0 ihren gefährlichsten Gruppengegner – die Auswahlmannschaft Portugals mit Cristiano Ronaldo an der Spitze.
Dabei ließ die Stimmung in der russischen Fußballlandschaft vor der Qualifikationsrunde nichts Gutes erwarten. Der vorhergehende Trainer Dick Advocaat hinterließ die Auswahlmannschaft Russlands vor einem Scherbenhaufen. Der Held früherer Tage Andrej Arschawin, auf dem alle taktischen Manöver aufbauten, hatte nicht mehr das Zeug zum Leitwolf der Nationalmannschaft, ein Generationswechsel bahnte sich an und die Fans überschütteten die Spieler nach dem Einbruch bei der Europameisterschaft 2012 mit wüsten Beschimpfungen. Zudem entlud sich vor dem Spiel gegen Portugal ein grandioses Skandalgewitter beim St. Petersburger Zenit, das eine breite Diskussion in der gesamten russischen Gesellschaft auslöste.
Zenits Spitzenspieler und Kapitän der russischen Auswahlmannschaft Igor Denissow verlangte von der Vereinsführung eine Gehaltserhöhung
auf das Niveau des neuen Stars der Mannschaft, des Brasilianers Hulk, der mit bürgerlichen Namen Givanildo Vieira de Souza heißt. Das Jahreseinkommen Denisows beträgt 2,5 Millionen Euro, das von Hulk 5 Millionen Euro. Das Ganze nahm bereits Züge einer Erpressung an und am Ende wurden Denisow und der ihn unterstützende Kerschakow in den B-Kader verbannt. Die aufgebrachten Fans und Journalisten riefen Fabio Capello auf, dem Unruhestifter die Kapitänsbinde zu entziehen oder ihn gar ganz aus der Auswahlmannschaft zu werfen.
Don Fabio löste das Problem jedoch auf seine Art. Er verzichtete darauf, Arschawin zu berufen und begab sich im russischen Fußball auf die Suche nach „frischem Blut" – Alexander Kokorin, Dmitrij Kombarow und Alexander Samedow fügten sich harmonisch in die Mannschaft ein. Er beließ Denisow die Kapitänsbinde und setzte im Kampf gegen die Portugiesen auf die Spieler von Zenit, die – das lässt sich wohl kaum verheimlichen – ihren Frontmann unterstützen. Im Ergebnis bremsten Denisow und Schirokow im Mittelfeld die Aktionen der Portugiesen aus und Kerschakow schoss bereits in der 6. Spielminute das einzige Tor der Begegnung.
Katastrophaler Auftritt von Christiano Ronaldo
Bei der gegnerischen Mannschaft vermasselte Cristiano Ronaldo das Spiel ganz und gar. Der Star von Real Madrid konnte sich zu keiner Zeit aus der Obhut seiner Überwacher befreien und im Endeffekt scheiterten die Portugiesen, obwohl sie das Spiel über weite Streckten beherrschten, selbst bei einfachsten Angriffen. Die gefährlichste Situation entstand nach einem Pass von der Flanke – Bruno Alves köpfte den Ball nach einem Aufsetzer in Richtung Tor, doch Akinfejew klärte mit einer Standardparade und sicherte den russischen Sieg.
„Wir haben versucht, Ronaldo so früh wie möglich zu stoppen. Es musste verhindert werden, dass er den Ball zugespielt bekommt, losrennt und im Mittelfeld die Chance erhält, mit dem rechten Fuß abzuziehen", sagte Fabio Capello. „Ich denke, dass uns dies sehr gut gelungen ist, weil Cristiano fast keinen Freiraum hatte, um den Ball anzunehmen und seine Gegner dann im Spiel Mann gegen Mann auszuspielen".
Die Auswahlmannschaft Russlands hat deshalb keinen sehr sehenswerten Fußball gespielt, aber einen strategischen Sieg über eine
der besten Mannschaften der Welt erzielt. 2004 errang die Auswahlmannschaft Portugals mit 7:1 einen Kantersieg gegen Russland, aber mittlerweile erscheint dieses Spiel nur noch wie ein schrecklicher Traum und die Spieler erlauben sich sogar einen ironischen Kommentar zu ihrem Gegner. „Wir hatten es heute schwer. Aber nicht allzu sehr", sagte der Mittelfeldspieler Roman Schirokow, „wir haben gewonnen, weil wir als Mannschaft agiert haben. Cristiano Ronaldo? Dem habe ich überhaupt keine Aufmerksamkeit gewidmet".
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