Mit der neuen Hochgeschwindigkeits-Strecke wird sich die Fahrzeit zwischen Moskau und St. Petersburg auf 2,5 Stunden verkürzen. Foto: RG.
Bis zur Fußball-WM 2018 soll die neue Schnellbahn-Route für bis zu 400 km/h schnelle Züge gebaut werden – das ist beschlossene Sache. Offen war bislang, wo diese Züge nach ihrem 2,5-Stunden-Sprint in den beiden Metropolen ankommen sollen.
Nun hat die für das Projekt zuständige Tochter der Russische Bahn (RZD) namens „Skorostnyje magistrali" Zeichnungen vorgelegt, wie sie sich die Konzeption zweier neuer Bahnhöfe in Moskau und Sankt Petersburg vorstellt. Nach RZD-Angaben wurden diese Projekte bereits von der Gesellschaftskammer abgenickt, da sie keine historische Bausubstanz gefährden würden.
In beiden Metropolen hat sich die Bahn dafür entschieden, die Schnellstrecke bis in die Stadtzentren hineinzuführen – sprich: die Endpunkte der Strecke werden sich faktisch dort befinden, wo schon jetzt die Passagiere der schnellen Sapsan-Züge und der gemütlichen Nachtzüge ankommen: am Leningrader Bahnhof in Moskau und am Moskauer Bahnhof in St. Petersburg.
Moskau: Vierter Bahnhof am Drei-Bahnhofs-Platz
In Moskau hat die RZD allerdings vor, den „Platz der drei Bahnhöfe" in einen mit vier Bahnhöfen zu verwandeln: Der Skizze zufolge würde der neue, von einer riesigen Glashalle überspannte Bahnhof dort entstehen, wo sich gegenwärtig der wenig auffällige Haltepunkt Moskwa-Kalantschjowskaja befindet – also nur einen Steinwurf westlich des Leningrader Bahnhofs.
Hinter den historischen Bauten des Leningrader und des benachbarten Jaroslawler Bahnhofs würde jedoch ein gigantischer Flachbau über deren Gleisen entstehen, der alle drei Bahnhöfe zu einer riesigen Station vereint. Über den Bahngleisen ist auch Platz für große Parkplatzflächen geplannt. Auch ein Hochhaus als Landmarke soll im Rahmen des Baus entstehen.
Petersburg: Bahnhof im Innern des Quartals
Auf derartige Vertikal-Dominanten verzichtet hingegen das Petersburger Projekt, das sich geradezu dezent hinter dem alten Moskauer Bahnhof
sowie der neuen riesigen Shopping-Mall Galeria versteckt. Der Zugang und die Zufahrt zur Highspeed-Station soll hingegen von den Seiten her erfolgen: Zum einen von Osten her, wo gegenwärtig eine Kirche und ein Stück historisierender alter Stadtmauer den Zugang zum ehemaligen Güterbahngelände markiert. Zum anderen sollen die neuen Bahnhofsbauten vom Ligowskij Prospekt aus erreichbar sein. Dort befindet sich ein scheinbar aus der Zeit gefallenes Gelände mit vielen alten Lagerhäusern, in denen sich in letzter Zeit eine sehr rege Club-Szene entwickelt hat. Diese noch junge Oase der Sub- und Alternativkultur muss Petersburg nun offenbar opfern, um per Super-ICE schnellen Anschluss an die Hauptstadt zu bekommen.
Bürger-Wunschdenken: Bahnhöfe an den Stadtrand
Populär ist deshalb der Vorschlag, den neuen Bahnhof weit außerhalb des Zentrums, etwa neben der Metrostation Obuchowo im Südosten der Stadt zu errichten. Aber es ist schon jetzt klar, dass sich die Russische Bahn nicht den Hauptvorteil ihrer schnellen Züge gegenüber dem Flugverkehr nehmen lassen wird: Mit Expresszügen kann man eigentlich überall auf der Welt bis in die Stadtzentren hineinfahren.
Noch sind die beiden Projekte weder durchgeplant noch genehmigt. Aber es scheint klar, dass auf die Bahnhofsareale beider russischer Metropolen riesige Baustellen zukommen. Denn kleine Brötchen wird die Russische Bahn bei diesem Prestige-Projekt nicht backen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
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