Konzepte für die Stadt von morgen

Siemens-Manager Roland Busch: "Wir haben Russland etwas zu bieten, besonders für Sotschi 2014 und die Fußballweltmeisterschaft 2018". Foto: Getty Images/Fotobank.

Siemens-Manager Roland Busch: "Wir haben Russland etwas zu bieten, besonders für Sotschi 2014 und die Fußballweltmeisterschaft 2018". Foto: Getty Images/Fotobank.

Vor einem Jahr schuf der Siemens-Konzern den Bereich Infrastructure & Cities - Technologie für die städtische Infrastruktur. Im Interview erzählt dessen Leiter Roland Busch, wie dieser Markt sich in Russland entwickeln wird.

Russland HEUTE: Unlängst eröffnete Siemens unter dem Namen „Kristall" in London sein erstes Zentrum für nachhaltige Stadtentwicklung - ein Vorzeigeprojekt, in das Sie 35 Millionen Euro investiert haben. Wie schnell wird sich diese Investition für Ihren Konzern rechnen?

Roland Busch: „Kristall" ist ja kein rein kommerzielles Projekt, sondern die Präsentation von Lösungen für die gängigen Probleme der Städte – im Transportwesen, in der Energieinfrastruktur und bei der Energieeinsparung. Und dieses Gebäude gestattet es, uns das Bild als Ganzes vorzustellen und nicht nur irgendeine seiner Komponenten. Hier sind unsere Fachleute aus dem Städtekompetenzzentrum involviert. Hier treffen wir auf unsere potentiellen und aktuellen Kunden und halten den ständigen Kontakt mit ihnen.

Welche Projekte von Siemens können Sie als Referenzen anführen?

Eines davon ist auf alle Fälle London: Projekte aus dem Bereich Verkehrsmanagement, der Express zum Flughafen Heathrow, GPS-Systeme für das Autobusmanagement und einiges mehr. All dies hat dazu beigetragen, die Kapazität der Verkehrskanäle um 37 % zu erhöhen und spült nun ständig Geld in die Kasse der Stadt.

In Berlin wurden wir damit beauftragt, die Energieeffizienz von 120 Gebäuden, einschließlich von Schulen, einem Stadtbad und anderen Objekten zu optimieren. Im Ergebnis unserer Bemühungen konnten die Stromkosten um etwa fünf Millionen Euro pro Jahr gesenkt werden. Und noch ein für uns sehr wichtiges Projekt: Im vergangenen Jahr erhielten wir den größten Auftrag in der Geschichte unseres Konzerns — die Fertigung des neuen Hochgeschwindigkeitszuges ICx für die Deutsche Bahn.

Was ist so besonders daran?


Abgesehen davon, dass mehr Platz in den Waggons sein wird, ist der Zug energieeffizienter. Die Züge können auf verschiedene Weise zusammengesetzt werden: aus drei, sechs, neun, zwölf Waggons. Das ist sozusagen die neue Generation des Sapsans, den Russland bei uns gekauft hat. Der Sapsan ist auch ein hervorragender Zug. Aber das Entscheidende ist, dass wir nicht nur Züge verkaufen, sondern auch den Reparatur- und Wartungsservice vor Ort anbieten. Der Sapsan ist gegenwärtig zu 99 % ausgelastet und die Auftraggeber sind sehr zufrieden.

An welchen Projekten arbeiten Sie noch in Russland?


Es gibt ein sehr interessantes Projekt, das sich zurzeit in der Verhandlungsphase befindet. Es heißt Sicheres Moskau, und es handelt

sich dabei um ein System der schnellen Notdienstmobilisierung im Falle von Unfällen, Bränden usw. Der 11. September hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass die verschiedenen Rettungsdienste koordiniert zusammenarbeiten. Nach dieser Tragödie haben viele Städte darüber nachgedacht, integrierte Systeme zu schaffen, um die Informationen an einer Stelle zusammenlaufen zu lassen, um sie anschließend an die diversen Notdienste weiterzuleiten. Solche Projekte werden in den USA, in Indien und nun auch in Moskau realisiert. In Russland arbeiten wir außerdem an einem Mautsystem für Lkw.

Ihre Kunden kommen nicht aus der Privatwirtschaft, sondern sind die Städte selbst. Ist die Arbeit mit Behörden komplizierter als mit anderen Auftraggebern?

Manchmal ja, manchmal auch nicht. Die Bürgermeister verwalten ihre Stadt wie der Direktor eines Unternehmens. Sie müssen im Stande sein, die Ausgaben auszubalancieren. Das ist ein komplexes Gleichungssystem: Wie viel gebe ich für die Kultur aus, wie viel für Bildung, wie viel für die U-Bahn? Das ist eine sehr schwere Aufgabe, aber einige Bürgermeister bewältigen sie hervorragend, mit denen kann man arbeiten wie mit einem Unternehmensdirektor.

Sind die russischen Beamten denn überhaupt ausreichend flexibel, um Ihnen innovative Vorschläge unterbreiten zu können?


Ich würde die Frage mit ja beantworten. Ich kann meine Erfahrung nicht verallgemeinern, aber ich habe mit dem Gouverneur des Gebietes Swerdlowsk zu tun gehabt und ich hatte den Eindruck, dass er ganz genau weiß, was er will und dass er sich sehr gut in den Projektdetails auskennt.

Was ist das für ein Projekt im Gebiet Swerdlowsk?


Wir haben den Güterverkehr per Eisenbahn diskutiert, den Ausbau des Straßenbahnnetzes in Jekaterinburg. Wir sprachen über die Energieeffizienz von Gebäuden, über Verkehrsmanagementsysteme, wie auch über eine neue Eisenbahnstation in Jekaterinburg. Man könnte dort einen gigantischen Bahnhof bauen, gewissermaßen einen Hub. Bei diesem Projekt würden wir auch gerne mitwirken.

Siemens ist an über 300 Projekten auf Flughäfen der ganzen Welt beteiligt. In Russland ist gegenwärtig die großangelegte Modernisierung mehrerer Flughäfen geplant. Was könnten Sie dem russischen Markt anbieten?


Wir haben einen sehr guten Ruf im Bereich der Gepäcklogistik. Ich bin mir deshalb sicher, dass wir Russland etwas zu bieten haben, besonders für Sotschi 2014 und die Fußballweltmeisterschaft 2018. In unserem Portfolio haben wir Lösungen für solcher Art Veranstaltungen, zum Beispiel temporäre Flughafenterminals als Lösung für diejenigen, die vorübergehend mit großen Passagieraufkommen zurechtkommen müssen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RBC Daily.

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