Pracht-Kathedrale an der Wolga

 „Schönheit des Wolgagebiets": Verklärungs-Kathedrale in Rybinsk. Foto: Pressebild.

„Schönheit des Wolgagebiets": Verklärungs-Kathedrale in Rybinsk. Foto: Pressebild.

Inmitten des nördlichen Wolga-Gebiets liegt die Stadt Rybinsk. Das ehemalige Fischerdorf wurde zu einer wichtigen Kaufmannsstadt – und Sitz einer für die russische Provinz einzigartig monumentalen Kathedrale.

Eine Siedlung an der Stelle des heutigen Rybinsk ist seit 1071 in der Nestorchronik nachweisbar. Das moderne Rybinsk entstand aus einem Dorf, wo freie Bauern von der Fischerei lebten. Das Fischerdorf lieferte nach Moskau den am Zarenhof begehrten „roten Fisch" – Störe, Sternhausen, Salme und Sterlette. Das Stadtbild prägten vor allen die Fischer, Treidler und Kaufleute.

Bedeutend für die weitere Entwicklung von Rybinsk war ein Besuch von Katharina II. So findet sich auf dem Stadtwappen der Steg, auf dem die Zarin das Fischerdorf betrat, und im Museum kann man den Zarenthron besichtigen. 1777 unterschrieb Katharina die Große einen „Erlass über die Umbildung des Fischerdorfes in die Stadt Rybinsk". Dieses Datum gilt offiziell als Geburtstag der Stadt.


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Monumentale Kathedrale


Im Stadtbild verblüfft der monumentale Bau der Erlöser-Verklärungskathedrale. Sie wurde für die Kaufleute errichtet, die in Rybinsk den Fischhandel betrieben. Die erste Verklärungskirche war zu klein, so dass sich im Sommer 1811 der Erzbischof Antonij Jaroslawskij beim Heiligen Synod über die Enge beschwerte und den Bau einer neuen Kathedrale verlangte. Das synodale Komitee war einverstanden und legte fest, dass die hiesige Kaufmannschaft den Kirchenbau bezahlen sollte. Die Kaufleute fanden Millionen Einwände, um nicht zu zahlen. So vergingen zwei Jahrzehnte. 1837 traf die Kaufmannschaft endlich den Beschluss eine neue Kathedrale zu bauen.

Die Zeichnung der neuen Kathedrale fertigte der bekannte Baumeister und Rektor der Akademie der Künste Awraam Melnikow an. Aber eigentlich ist die Kirche nicht sein Werk, sondern vielmehr das von Kaiser Nikolaus I. Alle dessen Vorstellungen über Harmonie und Ästhetik wurden in diesem Prachtbau inmitten der russischen Provinz umgesetzt.

Meisterwerk von Kaiser Nikolaus I


„Mit Nikolaus I. begann der wahre Bauboom der Kirchen in Russland. Denn von allen Künsten schätzte der Kaiser am meisten die Architektur. Nach seiner Meinung sollten die Kathedralen einen zentralen Platz im Stadtbild einnehmen. Alle Kathedralen, die um jene Zeit gebaut wurden, sind durch Monumentalität und feierliche architektonische Formen gekennzeichnet. Nikolaus I. meinte, der Mensch würde in seinem Wesen besser, wenn er alles vor Augen habe. Deshalb ärgerte ihn die Dunkelheit der altrussischen Kirchen. In seinen Kathedralen sollte es deswegen immer hell sein", so der Historiker Dmitrij Mintschenok.

Deshalb wurde der Ort für den Bau der Verklärungs-Kathedrale am Ufer der Wolga so ausgewählt, dass die Menschen von allen Seiten die

monumentale Wucht und Pracht der Kirche sehen konnten. Ein Vergleich mit der Fassade des Moskauer Bolschoi-Theaters ist nicht ganz unangebracht: Es gibt die gleichen Säulen und das gleiche dreieckige Kapitell. Lediglich die Quadriga mit den gespannten Pferden fehlt. Am 8. September 1838 wurde in Anwesenheit des Gouverneurs der Grundstein der Erlöser-Verklärungskathedrale gelegt. Nach 13 Jahren Bauzeit wurde am 29. Juni 1851 während des Festtages der Apostel Petrus und Paulus die Kirche zu Ehren der Verklärung Christi eingeweiht.

Laut dem Rybinsker Historiker Michajlow gaben damals die Menschen der Kathedrale den Beinamen „Schönheit des Wolgagebiets".

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Stimme Russlands.

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