Energieeffizienz in Russland: immer noch wenig Wissen über energiesparende Technologien. Foto: ITAR-TASS.
Mit einer Modernisierungskampagne forderte der damalige Präsident Dmitri Medwedjew 2009 eine jährliche Kürzung des Stromverbrauchs von drei Prozent - sowohl von den Bauträgern als auch von den Endverbrauchern. Die umfassenderen Investitions- und Preisgestaltungsmöglichkeiten wirken sich jedoch negativ auf eine effiziente Bauweise aus.
Jurij Tarasenko, Chef der Division Gebäudeautomation bei Siemens sagt, dass es trotz zunehmendem Interesse an den energieeffizienten Technologien in Russland absolut keine Bauprojekte gibt, die auf eine verbesserte Energieeffizienz ausgerichtet sind. Der Grund dafür seien die zurückhaltende Kreditvergabe und unvorhersehbare Energiepreisänderungen.
Energieeffizienz als Kosteneffizienz
Xenia Agapowa, Nachhaltigkeitsmanagerin des Immobilien-Beratungsunternehmens Jones Lang LaSalle, erklärt, dass es in Russland ein mangelndes Verständnis für die Möglichkeiten zur Kostenoptimierung durch den Einsatz energieeffizienter Technologien gibt. „Die Niederlassungen internationaler Unternehmen modernisieren gewöhnlich ihre Büros nur, weil das den Unternehmensstandards nach erforderlich ist", sagt sie. „Es gibt keinen Anreiz, der die Unternehmen dazu ermuntern würde, ´grün´ zu werden, und da es auf dem Markt im Allgemeinen ganz gut läuft, gibt es keinen Druck zur Reduzierung der Kosten."
Laut Sergej Opekunow, Entwickler von Energiespar-Lampen bei Enerman, wählten Unternehmen mangels gut ausgebildeten Technikpersonals häufig die preiswertesten Produkte aus, die dennoch als „grün" oder „energieeffizient" beworben werden. Deren Qualität lasse aber sehr häufig zu wünschen übrig.
„Es gibt eine Reihe Faktoren, die zu berücksichtigen sind, was die
meisten Menschen allerdings nicht wissen", sagte Opekunow. Während noch vor ein paar Jahren die CFL (Kompaktleuchtstofflampen) der neueste Stand der Technik waren, mussten sie nun den LED (Leuchtdioden) den Vortritt lassen, da diese doppelt so sparsam wie die CFL sind. „Es wird noch Jahre dauern, bis die Leute sich ein Bild davon gemacht haben werden, was energieeffiziente Technologie eigentlich ist", sagt Opekunow. „Bis jetzt verstehen nur sehr wenige Menschen wirklich, wie diese dabei helfen kann, Kosten zu sparen."
Moskaus Energieverbrauch sinkt bereits
Moskaus Kraftstoff- und Energiedepartment berichtet, dass der Energieverbrauch zwischen 2000 und 2009 um neun Prozent gefallen und in neuen Gebäuden in der Regel um 35 Prozent niedriger sei als im Stadt-Durchschnitt. Man geht davon aus, dass der Verbrauch im Wohnungssektor bis 2015 um 15 Prozent gegenüber dem Niveau von 2009 sinken wird. Eine Einsparung von weiteren neun Prozent bis 2020 ist durch das Programm Energieeffizienz in Moskau geplant.
Dafür werden zwischen 2012 und 2016 ungefähr 220 Milliarden Rubel (5,5 Milliarden Euro) benötigt. Diese sollen bis 2017 annähernd 250 Milliarden Rubel (6,7 Milliarden Euro) an Einsparungen bringen, wobei acht Prozent der Finanzierung aus dem kommunalen Haushalt kommen soll. Das Programm sieht neben anderen Maßnahmen vor, das Bewusstsein der Verbraucher hinsichtlich des sparsamen Umgangs mit Energie zu steigern, die Infrastruktur mit energiesparenden Materialien und Technologien zu modernisieren und die Verbrauchskontrolle zu verbessern.
Energieeffizientes Jekaterinburg
Jekaterinburg, Russlands viertgrößte Stadt, bietet die besten Möglichkeiten für internationale Investitionen zur Verbesserung der Energieeffizienz. 2009 startete Siemens das Projekt „Jekaterinburg – die energieeffiziente Stadt" mit einem Investitionsvolumen von 3,6 Milliarden Euro, um den Energieverbrauch in der Wohnungswirtschaft, der Produktion, dem Transportwesen und dem Energiesektor bis 2020 um 22 Prozent zu reduzieren.
Im Gewerbe- und Wohnimmobiliensektor kann durch den Einsatz von Heizungsthermostaten und -isolierungen, Wärmerückgewinnungsanlagen und energieeffizienter Beleuchtung eine Energieersparnis von 44 Prozent erreicht werden. Ein anderer Fokus ist der Wasserverbrauch, der durch den Einsatz spezieller Belüftungsanlagen um 70 Prozent reduziert werden konnte.
Die Hauptenergieverbraucher in Russland sind das produzierende Gewerbe sowie die Wohnungs- und Kommunalwirtschaft, die 63 Prozent der Elektro- bzw. 76 Prozent der Wärmeenergie verbrauchen. Aufgrund der maroden Versorgungsinfrastruktur gehen laut der in Moskau ansässigen Energieprognoseagentur bis zu zehn Prozent der Energie verloren, bevor diese den Verbraucher erreicht.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei The Moscow News.
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