Der Alkoholkonsum in Russland bleibt hoch. Foto: ITAR-TASS
Zwei Ziele hat Russland mit der 2010 eingeführten Alkoholreform verfolgt: Erstens sollten die Einnahmen des Staates steigen, zweitens der Alkoholkonsum der Bevölkerung sinken. Derzeit sieht es allerdings danach aus, dass nur das erste Ziel erreicht wird.
In den ersten neun Monaten flossen 180 Mrd. Rubel (umgerechnet 4,5 Mrd. Euro) an Alkoholsteuer in den Haushalt ein. Für das Gesamtjahr rechnen die Beamten mit Einnahmen von 250 Mrd. Rubel (6,25 Mrd. Euro). Das ist um rund ein Viertel mehr als im Vorjahr und gar das Doppelte der Einnahmen von vor fünf Jahren.
Wodka-Einnahmen springen in die Höhe
Das meiste Geld bringen die Brauereien dem Fiskus ein. Fast die Hälfte der Einnahmen stammt aus dem Bierverkauf. Besonders stark waren die Zuwächse aber bei stark alkoholischen Getränken. Hier liegt das Einnahmenplus gegenüber 2011 bei 40 Prozent. Damit haben Wodka, Cognac und Co. dem russischen Staat immerhin zwei Mrd. Euro in die Kassen gespült.
Bemerkbar machte sich hier einerseits der Anstieg der Alkoholsteuer (für Hochprozentige) um 18 Prozent zum 1. Juli 2012, aber auch der steigende Verbrauch. Die Wodka-Produzenten steigerten ihre Kapazitäten um zehn Prozent, die Cognac-Hersteller gar um 25 Prozent.
Alkoholkonsum bleibt hoch
„Im nächsten Jahr wird der legale Konsum von stark alkoholischen Getränken auf 900 – 950 Millionen Liter steigen und dann weiter um diesen Wert herum schwanken", schätzt Wadim Drobis, Direktor des
Zentrums für die Untersuchung von nationalem und regionalen Alkoholmärkten in Russland ZIFFRA. Trotz Ladenschluss für Alkoholausschank, steigender Preise und zunehmender sozialer Ächtung konsumieren ZIFFRA nach rund 100 Mio. Russen Alkohol. Als regelmäßige Trinker (mehrmals im Monat bezeichnen) sich laut einer WZIOM-Umfrage freilich nur 33 Prozent der Russen. Die Zahlen erschrecken dennoch: Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO konsumiert der Durchschnittsrusse im Jahr immer noch knapp 16 Liter reinen Alkohols. Damit liegt Russland weltweit auf Rang vier (zum Vergleich: In Deutschland sind es immerhin noch knapp zehn Liter). Die Folgen sind unerfreulich. Etwa 20 Prozent der Männer im Land sterben an den direkten oder indirekten Folgen der Trinkerei.
Dieser Beitrag erschien zuerts bei Russland Aktuell.
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