Foto: Oliver Killig, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Unter dem vielversprechenden Titel „Zwischen Orient und Okzident" und dem Zusatz „Schätze des Kreml von Iwan dem Schrecklichen bis Peter dem Großen" wurde die Neugier des Publikums geweckt. Und das sicher auch, weil ein Teil der Exponate im Dresdener Residenzschloss nicht nur aus dem russischen Kulturkreis stammt, sondern auch aus dem persischen und osmanischen.
Die für die Ausstellung ausgewählte Zeitspanne erstreckt sich auf die Zeit zwischen 1547, als Iwan der Schreckliche sich eigenmächtig zum Zaren ernannte, bis zu Peter dem Großen, der 1712 St. Petersburg zur neuen Hauptstadt des russischen Zarenreichs machte. Die Kunstsammlungen, die in jener Zeit zusammengetragen wurden, bestanden und bestehen unter anderem aus „diplomatischen" Geschenken der anderen Völker Europas und des Osmanischen Reichs.
Schätze als Beweis
Dazu erklärt Dirk Syndram, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: „Die Rüstkammer im Kreml besitzt die größte historisch gewachsene Sammlung europäischen und insbesondere Augsburger und Nürnberger Silbers weltweit. Diese entstammt den Gesandtschaftsgeschenken des 16. bis 18. Jahrhunderts, wurde aber auch durch gezielte Erwerbungen der Zaren und anderer Hochadeliger gebildet."
Mit diesen kostbaren Kunstgegenständen stellten die Zaren die bedeutende Rolle Russlands im politischen und wirtschaftlichen Machtgefüge Europas unter Beweis. „Moskau und der Kreml entwickelten sich im 16. Jahrhundert unter Iwan IV. zum Kreuzpunkt der Kulturen, insbesondere der persischen und osmanischen wie auch der europäischen. Insofern wurden in den Werkstätten des Zaren auf dem Kreml stilistische Einflüsse der osmanischen, der abendländischen und russischen Kultur miteinander zu Kunstwerken und Objekten vereint", so Syndram.
Die Schätze des Kreml wurden aber auch deshalb mit Spannung erwartet, weil die Ausstellung einen weiteren
Beitrag zum Russlandjahr in Deutschland und zum Deutschlandjahr in Russland 2012/2013 liefert. Hatte doch dieses „Jahr des kulturellen Austauschs" schon Ende August mit dem Musikfestival „Strahlende Sterne Russlands" Tausende Berliner auf die Straße gelockt und – mit einem Galakonzert auf dem Gendarmenmarkt als Höhepunkt – die besten russischen Ensembles aus Tanz und Musik in die deutsche Hauptstadt geholt.
Schätze als Geschenk
Jetzt, im Dezember, sind auf 700 Quadratmetern der noch im Rohbau befindlichen Paraderäume des Dresdener Residenzschlosses Preziosen, Gewänder, edle Gefäße und eben auch die wertvollen europäischen Goldschmiedearbeiten wie auch türkische und persische Prunkwaffen zu sehen, ergänzt durch 23 Leihgaben der Staatlichen Kunstsammlungen und diverser deutscher Bibliotheken.
Gedacht ist die Ausstellung auch als ein Gegengeschenk der Russen für die deutschen und insbesondere die Dresdener Kunstliebhaber, die ihre Schätze schon 2006 unter dem Titel „Das Juwelenkabinett Augusts des Starken. Aus der Sammlung des Grünen Gewölbes Dresden" in diverse Moskauer Museen geschickt hatten. Nach ihrer Reise konnten
die Ausstellungsstücke dann endlich wieder an ihren angestammten Ort zurückkehren: Inzwischen war das Grüne Gewölbe im Residenzschloss im barocken Stil rekonstruiert und saniert worden. „Bereits 2006, also mit der Ausstellung des Grünen Gewölbes auf dem Kreml, kam die Idee auf, diesen Besuch durch den Kreml erwidern zu lassen", sagt Dirk Syndram, und Hartwig Fischer, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ergänzt: „Wir freuen uns nun sehr, dass sechs Jahre später einzigartige Kunstwerke der Kreml-Museen nach Dresden kommen und in den Paraderäumen des Residenzschlosses präsentiert werden können."
Ergiebiger Kunsttransfer
Auf wissenschaftlichem Gebiet arbeiten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden seit Langem eng mit russischen Museen zusammen. So auch mit dem Puschkin-Museum in Moskau und vor allem der Eremitage in St. Petersburg. „Es konnten beispielsweise", sagt Hartwig Fischer, „in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Puschkin-Museum unter dem Titel ‚Kunsttransfer' die deutsch-russischen Kulturbeziehungen seit dem 17. Jahrhundert erforscht werden.
Die Ergebnisse, die nach fünf Jahren gemeinsamer Arbeit zusammengetragen wurden, waren für beide Seiten sehr ergiebig." Sie mündeten in diverse Präsentationen, in denen die Staatlichen Kunstsammlungen auch „die Rückgabe derjenigen Dresdener Kunstwerke würdigten", so Fischer, „die in der Folge des Zweiten Weltkriegs in die ehemalige Sowjetunion gebracht wurden und zwischen 1956 und 1958 nach Dresden zurückgekehrt waren."
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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