Kasachstan will Kontrolle über Kosmodrom Baikonur

Das Weltraumbahnhof Baikonur liegt näher am Äquator als andere russische Kosmodrome wie Wostotschny und Plessetzk und ist damit für den Abschuss von Satelliten günstiger. Foto: AFP/East News

Das Weltraumbahnhof Baikonur liegt näher am Äquator als andere russische Kosmodrome wie Wostotschny und Plessetzk und ist damit für den Abschuss von Satelliten günstiger. Foto: AFP/East News

Streit zwischen Moskau und Astana? Kasachstan zumindest will sich die Kontrolle über den Weltraumbahnhof Baikonur sichern, obwohl laut Pachtvertrag Russland das strategisch wichtige Gelände noch bis 2050 gehört.

Laut dem Chef der kasachischen Raumfahrtagentur Talgat Musabajew verhandeln Russland und Kasachstan derzeit über eine Abkehr von dem Pachtvertrag. Mit der Frage befasse sich eine gemischte Regierungskommission, der von kasachischer Seite Vizepremier Kairat Kelimbetow, von russischer Seite Vizepremier Igor Schuwalow vorstehen, sagte Musabajew bei einer Fragestunde vor dem kasachischen Parlament.

Schrittweise Auflösung des Pachtvertrags geplant


„Wir reden hier nicht davon, die Pacht sofort zu beenden. Das kann man unmöglich in einem Zug machen, das gebe Unglück. Aber etappenweise ist das möglich", sagte Musabajew. Als ersten Schritt solle Russland den Raketenstartkomplex „Zenit" freigeben. Der Komplex sei quasi die rechte Flanke des Weltraumbahnhofs und mit seiner Startrampe für Raketen selbst ein kleiner Kosmodrom.

„Wenn wir diesen rechten Flügel aus der Pacht lösen und als gleichberechtigte Partner dort einsteigen, wäre das ein großer Schritt vorwärts", sagte Musabajew. Seinen Worten nach wird zugleich auch über die Rückgabe der Stadt Baikonur an Kasachstanverhandelt.

Nähere Angaben zu den Details und einem möglichen Zeitpunkt der Rückgabe machte er nicht. Bekannt wurde lediglich, dass die Idee von Präsident Nursultan Nasarbajew stammen soll. Auch die Hintergründe des Vorschlags bleiben vorerst im Dunkeln.

Russland mietet seit 1994


Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion muss Russland den Startpunkt für sein Weltraumprogramm beim Nachbarn mieten. Seit 1994 gibt es einen Pachtvertrag. Nach dem derzeitigen Stand gilt die Pacht bis

2050 sowohl für den Weltraumbahnhof als auch für die angrenzende Stadt, in der 70.000 Menschen, zumeist die Mitarbeiter des Komplexes, leben. Moskau zahlt dafür pro Jahr 115 Mio. USD an Astana. Russland besitzt mit Plessetzk zwar ebenfalls einen Startplatz für Weltraumflüge. Da Plessetzk allerdings viel weiter im Norden liegt, ist er nur bedingt geeignet. Abhilfe soll der Weltraumbahnhof „Wostotschny" schaffen, der 2015 in Betrieb genommen werden soll – freilich liegt Baikonur immer noch näher am Äquator als Wostotschny und ist damit für den Abschuss von Satelliten günstiger (wegen geringerer Treibstoffverbrauch).

Russen sind dagegen


Die Behörden in Baikonur sehen die Übergabe skeptisch. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax warnen sie vor einer massenhaften Auswanderung der Russen (derzeit knapp 40 Prozent der Bevölkerung) aus der Stadt. Ob die Kasachen über ausreichend qualifiziertes Personal verfügen, um den Weltraumbahnhof zu betreiben, sei fraglich.

Freilich hat auch die russische Weltraumagentur Roskosmos mit diversen Problemen zu kämpfen. So gab es beim Start des Satelliten Jamal-402 erneut ein Problem, so dass der Sputnik (noch) nicht auf der richtigen Umlaufbahn ist. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art für Roskosmos. Zuletzt musste ein ranghoher Beamter wegen Korruption seinen Hut nehmen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell. 

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