Der Hobbit aus der Sowjetunion

Bereits 1985 verfilmte Regisseur Wladimir Latischeff Tolkiens Buch für das Leningrader Fernsehen. Foto: Screenshot

Bereits 1985 verfilmte Regisseur Wladimir Latischeff Tolkiens Buch für das Leningrader Fernsehen. Foto: Screenshot

Die erste Realverfilmung des Buches von Professor Tolkien entstand in St. Petersburger Studios – und das ohne millionenschweres Filmbudget. Russland HEUTE schaut genauer auf die erste filmische Reise des Hobbits Bilbo Beutlin.

Als Ende 2003 der dritte Teil der epischen Realfilmadaption von J.R.R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" ins Kino kam und die Einspielergebnisse seiner beiden Vorgänger sogar noch übertraf, schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann das gleiche Team auch das "Prequel" in die Kinos bringen würde. Die Vorgeschichte, die erzählt, wie der Ring der Macht in die Hände von Frodos Onkel Bilbo gelangte, hatte Professor Tolkien bereits im Jahr 1937 verfasst. 75 Jahre später sollte es nun so weit sein – „Der Hobbit" wird über drei ganze Kinofilme erzählt. Zusammen werden sie ein Budget von etwa 500 Mio. US-$ verschlingen, um über 1 ½ Jahre hinweg Kinozuschauer in der ganzen Welt wieder nach Mittelerde zu entführen.

Ist es die erste Verfilmung der Geschichte? Nein. Bereits 1977 hatte das US-Studio Rankin/Bass für das Kinderprogramm der NBC eine Zeichentrick-Fassung von 77 Minuten erstellt. Und auch die erfolgreiche und uns bekannte Hollywoodverfilmung von Peter Jackson stellt keineswegs die erste Fassung mit "echten Schauspielern" dar.

Verfilmung für das Leningrader Fernsehen

Was eine Generation von Zuschauern aus der Region um St. Petersburg vielleicht noch weiß, ist im Rest von Europa so gut wie unbekannt: Bereits 1985 verfilmte Regisseur Wladimir Latischeff Tolkiens Buch für das Leningrader Fernsehen unter dem Titel "Die märchenhafte Reise von Herrn Bilbo Beutlin, dem Hobbit".

Natürlich verfügte die Crew damals weder über Budget noch Ausstattung der neuseeländischen Filmemacher. Man musste sich also einiges einfallen lassen, um die epische Bandbreite des Buches filmisch überhaupt darzustellen. Auch die Frage der Rechte war wohl offen geblieben. So führte der Schauspieler Zinovi Gerdt als Erzähler durch "seine" Geschichte, ohne sich jedoch jemals als "Tolkien" vorzustellen.

Die eingeschnittenen Bilder des alten Professors in seinem Schaukelstuhl erlaubte auch großzügige Sprünge in der Handlung, ohne dass die Zuschauer in Gefahr gerieten, den Faden zu verlieren. So fehlen die Kapitel der Begegnungen mit den Trollen und den Waldelben. Weder Elbenführer Elrond noch der Gestaltwandler Beorn treten in Erscheinung.

Sowohl Hobbits wie Zwerge wurden von normal gewachsenen Menschen gespielt, die im Studio in vergleichsweise statischen Kameraeinstellungen gezeigt werden mussten, da die gemalten oder per Videokomposition eingefügten Kulissenhintergründe nur begrenzte Perspektivenwechsel zuließen.

Der Drache Smaug und die Spinnen im Düsterwald waren Puppen. Gollum und die Orks wurden durch menschliche Darsteller mit relativ wenig Make-up und ohne Prothetik verkörpert. Jedoch hält sich das Drehbuch in den Dialogen oft sehr eng an den Text des Buches. Auch die Musik spielt eine ähnlich große Rolle wie im Buch. Die Gesänge der Zwerge sind mehrstimmig gehalten, und als die Orks die Zwerge im Berg gefangen nehmen, tanzen sie nach einer professionellen Choreografie.

Es wäre falsch, zu erwarten, dass das etwa 75-minütige Abenteuer Zuschauer von heute auf ähnliche Weise in ihren Bann schlägt wie Peter Jacksons Filme. Aber es ist auf seine Weise dafür mitverantwortlich, dass auch hinter dem Eisernen Vorhang von damals Fans der phantastischen Welten des Professors Tolkien herangewachsen sind.

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