In ihrer Erregung über den Bann, den die USA über in den Fall Magnitskij verwickelte russische Funktionsträger verhängt haben, haben sich viele Abgeordnete der Staatsduma für ein Verbot von Adoptionen durch US-Bürger stark gemacht. Auch das geplante Gesetz als solches trägt inzwischen den Arbeitstitel „Dima-Jakowlew-Gesetz" – nach einem Waisenkind, dass in den USA von der Hand seiner Adoptiveltern umkam. Manche Abgeordnete wollen bei dieser Gelegenheit am liebsten gleich alle Auslandsadoptionen verbieten.
Dies erregt allerdings den Widerstand sowohl in der Regierung als auch in der Bevölkerung: Insgesamt vier Minister sprachen sich gestern dagegen aus, die Adoptionsproblematik mit den
Menschenrechten und dem US-russischen Konflikt um die Magnitskij-Liste zu verbinden.
Heute morgen waren vor der Duma Demonstranten aufgezogen, die mit Plakaten wie „Gebt den Kindern eine Chance zu leben" und „Die Interessen obdachloser Kindern sind wichtiger als die von reichen Verbrechern" an das Gewissen der Parlamentarier appellierten. 13 Personen sollen festgenommen worden sein, darunter ein deutscher Staatsbürger.
Im Internet wurde inzwischen mit einer Unterschriftensammlung begonnen, um die Auslandsadoptionen in die USA zu verteidigen. Die Initiatoren betonen dabei, dass amerikanischen Eltern auch viele behinderte Kinder adoptiert hätten, die in Russland nicht vermittelbar gewesen seien.
Nach amtlichen Angaben sind in den letzten sieben Jahren 14.500 Kinder aus russischen Heimen von amerikanischen Eltern adoptiert worden, 444 von ihnen waren behindert. In den letzten Jahren wurden 19 Todesfälle nach derartigen Adoptionen bekannt. Die Duma wird das Gesetz heute Abend in zweiter Lesung behandeln. Zur Debatte steht auch ein Verbot von russischen NGOs, wenn dort Amerikaner im Vorstand tätig sind.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!