Eine Studie der Stiftung Öffentliche Meinung ergab, dass die Zahl der Orthodoxen in Russland um 50 Prozent geschrumpft ist. Foto: Ruslan Suchuschin
Immer mehr Gläubige wenden sich einer Studie zufolge von der Russisch-Orthodoxen Kirche ab, schreibt die Zeitung „Moskowski Komsomolez" am Mittwoch. Die Russisch-Orthodoxe Kirche behauptet zwar nach wie vor, dass 80 Prozent der Bevölkerung orthodoxen Glaubens seien. Diese Zahl lässt sich jedoch nicht anhand der Volkszählung prüfen, weil die Frage nach der Religionsangehörigkeit nicht mehr gestellt wird. Eine Studie der Stiftung Öffentliche Meinung (russ. Abk.: FOM) ergab aber, dass die Zahl der Orthodoxen in Russland um 50 Prozent geschrumpft ist.
Laut Soziologen haben sich dabei nur 41 Prozent der Befragten zum orthodoxen Glauben bekannt. 25 Prozent (Agnostiker) sagten, sie glauben
an einen Gott, gehören aber keiner Religion an. 13 Prozent der Menschen gaben an, Atheisten zu sein. 6,5 Prozent sind nach eigenen Angaben Muslime. Die Zahl der Juden, Buddhisten, Altgläubigen, Protestanten ist ungefähr gleich. Acht Prozent der befragten sagten überraschend, dass sie an UFOs und an Wunder glauben.
Der rasante Rückgang an orthodoxen Gläubigen könnte auf die Skandale um die Russisch-Orthodoxe Kirche zurückgeführt werden. FOM-Chefin Jelena Petrenko widerspricht jedoch. Nach ihren Worten hat der russische Normalbürger vom Skandal um die Punkband Pussy Riot kaum Notiz genommen. Expertin Alina Bagrina erkennt einen weltweiten Trend nach Säkularität, Glauben ohne konkretes Religionsbekenntnis.
Das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, genießt das Vertrauen von 29 Prozent der Orthodoxen und von 16 Prozent der Russen. 21 Prozent der Befragten sagten, sie „möchten mehr an Gott glauben als jetzt."
Vier Prozent der orthodoxen Gläubigen gehen gelegentlich zur Beichte. Acht Prozent von ihnen haben das Evangelium gelesen. „Das ist traurig, aber nicht schlimm", sagte der Chefanalytiker der Russisch-Orthodoxen Kirche, Wachtang Kipschidse. „Vor der Oktoberrevolution 1917 hatten nur relativ wenige das Evangelium gelesen – die meisten Menschen waren Analphabeten. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht orthodox waren. Außerdem denken wir nach wie vor, dass 80 Prozent der Russen doch orthodox sind. Denn so viele Russen bekennen sich zur russischen Kultur und gehören potenziell der Russisch-Orthodoxen Kirche an", betonte er.
Die Zahl derjenigen, die das Evangelium gelesen haben, ist übrigens seit den späten 1960er-Jahren konstant. Auch in den frühen 1990er- und den mittleren 2000er-Jahren lag sie stabil bei acht Prozent.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti.
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