Wladimir Putin: Ordnung, Disziplin und Gesetzestreue widersprechen nicht den demokratischen Regierungsformen. Foto: AP
Erwartungsgemäß kam die aktuellste Frage – das Verbot für amerikanische Staatsbürger, russische Kinder zu adoptieren – gleich am Anfang der Konferenz, zu der 1.200 Journalisten aus dem ganzen Land geladen worden waren, von denen 60 aktiv an dem Gedankenaustausch teilnahmen.
Das Adoptionsverbot, das am Mittwoch in zweiter Lesung in der Duma verabschiedet worden war und wahrscheinlich Freitag auch in der dritten angenommen werden wird, sei korrekt, so Wladimir Putin. Nicht, weil es eine Antwort auf die sogenannte „Magnitski-Liste" (Einreiseverbot für russische Beamte) sei, sondern weil sich die USA nicht an die kürzlich gefasste Vereinbarung halten, nach denen Russland Prozesse gegen amerikanische Eltern, die Vergehen gegen Adoptivkinder begangen haben, beobachten darf.
Der Präsident betont allerdings, ähnlich wie Premierminister Dmitri Medwedjew, die Adoptionspraxis in Russland ließe sehr viel zu wünschen übrig, dort sei noch viel zu tun. Im Idealfalle sollten russische Waisen im eigenen Land neue Eltern finden können.
Keine Diktatur
Ein Journalist fragte, ob Putin zufrieden sei „mit dem autoritären Regime, das er in zwölf Jahren aufgebaut hat". Der Präsident wies den Vorwurf zurück: das System sei nicht autoritär; hätte er eine Diktatur gewollt, hätte er mit der Parlamentsmehrheit von „Einiges Russland" leicht die Verfassung ändern können.
Man solle Demokratie nicht mit Trotzkismus und Anarchie verwechseln, so Putin: „Ordnung, Disziplin und Gesetzestreue widersprechen nicht den demokratischen Regierungsformen."
Korruption hat Tradition
Ob Ex-Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow etwas auf dem Kerbholz habe, sollten die Gerichte entscheiden, beschied Putin die Frage eines Journalisten. Eine andere Frage – zu Ex-Finanzminister Alexej Kudrin – beantowrtete Putin mit der Bemerkung: „Er bleibt in meiner Mannschaft, wenn auch im Hintergrund."
Russlands größtes Problem – die Korruption – werde auch in Zukunft viel Ärger machen: „Die hat bei uns doch Tradition", so Putin. Dabei bemühte er einen historischen Witz über Peter I., der allen Dieben die Köpfe abschlagen wollte, aber rechtzeitig daran erinnert wurde, dass er dann mutterseelenallein auf Russlands weiter Flur zurückbleiben würde.
Den Töchtern geht es gut
Natürlich durfte die Frage nach Putins Gesundheitszustand nicht fehlen, der in letzter Zeit heftig diskutiert wird. Der russische Präsident nahm es mit spezifischem Humor. Die Gerüchte über seine Handlungsunfähigkeit würden systematisch von seinen Opponenten gestreut, aber er wolle alle versichern: „Das werdet ihr nicht erleben!"
Auf die Frage, wie es seinen beiden Töchtern gehe, antwortete Putin traditionell ausweichend, da er sein Privatleben nicht gern zur Schau stellt. Maria und Jekaterina Putina seien in Moskau, würden studieren und arbeiten, es sei alles in Ordnung. Putin: Ich bin stolz auf meine Kinder!"
Der Rekord von 2007 hat Bestand
Nach viereinhalb Stunden war der Frage- und Antwortmarathon dann zu Ende. Die Pressekonferenz, die erste in diesem Format seit 2008, war im Internationalen Handelszentrum über die Bühne gegangen, nicht im Kreml, wie sonst üblich. Dort hatte sie vor vier Jahren dreieinhalb Stunden gedauert - weit weniger als 2007, als mit vier Stunden und 40 Minuten der bisherige Rekord aufgestellt worden war.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!