Experte: Zivilgesellschaft soll russisch-deutsche Beziehungen in Schwung bringen

Um die Beziehungen zwischen Moskau und Berlin wieder in Schwung zu bringen, bedarf es nach Ansicht von Igor Jurgens, Leiter des Moskauer Instituts für moderne Entwicklung (Insor), einer Einmischung der Zivilgesellschaft.

„Deutschland und Frankreich sind die beiden führenden Länder im europäischen Integrationsprozess, an dem auch wir interessiert sind", sagte der Experte in einem Interview für die Deutsche Welle. Wie Jurgens mitteilte, leitet er zusammen mit dem deutschen Politologen Alexander Rahr ein Projekt im Rahmen des russisch-deutschen Petersburger Dialogs ein, das den Titel „Russisch-deutsche Mittelklasse" trägt. Das Projekt sei bereits von den Außenministerien beider Länder gebilligt worden.

„Wir werden wirtschaftliche und soziologische Studien anstellen und die Rolle der Mittelklasse in Deutschland und in Russland untersuchen", sagte Jurgens. „Dies ist ein langfristiges Projekt, das darauf abzielt, die Kräfte zu ermitteln, die zum Kernstück unserer Beziehungen werden könnten. Ich denke, wird dies nicht das einzige Projekt sein. Die gemeinsamen Bemühungen sollen helfen, die Beziehungen zwischen beiden Ländern wieder zu verbessern."

Nach seiner Ansicht spielt heute die Kritik an Wladimir Putin, die aus der EU und speziell aus Deutschland zu vernehmen ist, eine geringere Bedeutung als zu Beginn seiner Karriere. „Er ist als ein proeuropäischer und liberaler Mensch an die Macht gekommen", so Jurgens. „Und seine ersten Schritte waren dementsprechend. Später kam es zu einer gegenseitigen Enttäuschung zwischen Putin und dem Westen."

„Heutzutage hat Putin andere Prioritäten: die Zollunion, China und der Asien-Vektor insgesamt. Als ein zweifellos kluger Mensch wird er aber einsehen, dass eine Abkühlung der Beziehungen, die bestimmte Grenzen überschreiten würde, in politischer Hinsicht gefährlich ist. Höchstwahrscheinlich wird er dies auch zu verhindern versuchen."

Zugleich räumte Jurgens ein, dass sich die wirtschaftlichen und die kulturelle Beziehungen zwischen beiden Ländern weiterhin erfolgreich entwickeln.

Das Institut Insor war während der Präsidentschaft von Dmitri Medwedjew mit dem Ziel gegründet worden, Vorschläge und Dokumente zu den wichtigsten Bereichen der russischen Staatspolitik zu konzipieren.

 

Dieser Beitrag erschien  zuerst bei RIA Novosti.

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