Der rasante Anstieg der Gewinnung des preiswerten Schiefergases stellt eine Gefahr für Gazprom dar. Foto: Reuters/Vostock Photo
Das vergangene Jahr war nicht leicht für Gazprom, den größten russischen Konzern. Während Gazprom im Jahr zuvor das ertragsreichste Unternehmen der Welt war, wird es nun wohl seine Position verlieren. 2011 betrug der Reingewinn von des Energieriesen noch 33,6 Milliarden Euro. Den zweiten Platz belegte damals ExxonMobil mit 31,5 Milliarden Euro. Doch nun hat sich die Reihenfolge verändert, suchen wir nach den Ursachen.
Den Spitzenplatz des russischen Gasmonopolisten bringt im auslaufenden Jahr die „Schiefergas-Revolution" in den USA in Gefahr. Der rasante
Eurokommission beginnt Kartellverfahren gegen Gazprom
Anstieg der Gewinnung des preiswerten Schiefergases (shale gas) und der Bau von Werken zur Verflüssigung für den anschließenden Handel mit Europa stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Gazprom dar, dessen Erlös sich zu 75% aus Exporten zusammensetzt. Über mehrere Jahre nahm man bei Gazprom die rasante Entwicklung beim Schiefergas nicht richtig wahr, man stufte die Konkurrenz eher als nicht unmittelbar ein. Aber mit einem Male erwies es sich als höchst aktuell. Nach Einschätzung des Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung der Russischen Föderation werden die wirtschaftlichen Herausforderungen beim Gasverkauf nach Europa bis spätestens 2016 zunehmen.
Aber bereits heute schon gibt es Ungewissheiten in puncto Europahandel. Im September leitete die Europäische Kommission eine Antimonopoluntersuchung gegen das russische Unternehmen ein. Die Regierungen der Europäischen Union werfen Gazprom die Aufteilung des Gasmarktes, die Einschränkung freier Lieferungen und die Bildung von nicht marktüblichen Preisen vor. Dem Konzern droht eine Strafe von bis zu zehn Milliarden Euro. Die Europäer erachten die russischen Gaspreise für ungerechtfertigt überhöht. Auch die langfristigen Lieferverträge werden, mit dem Hintergrund des neuen Marktteilnehmers USA, als unlauter bewertet.
Erschließung der Ölfelder in der Barentssee vorerst vom Tisch
Zudem sind in diesem Jahr die Verhandlungen zwischen Gazprom und dem norwegischen Unternehmen Statoil bzw. dem französischen Konzern Total über die gemeinsame Erschließung des Stockmann-Gasfeldes in der Barentssee geplatzt. Die generelle Marktsituation hat sich verändert, wodurch die Rentabilität des Projektes in Frage gestellt wurde, da die Kosten für die Erschließung sich auf über 30 Milliarden Euro belaufen könnten. Sogar eine Ankündigung Wladimir Putins, der zusätzliche Steuervergünstigungen versprach, konnte einen Vertragsabschluss nicht erwirken.
Zu den Rückschlägen auf dem Weltmarkt gesellten sich auch noch Probleme auf dem heimischen Markt hinzu. Gazprom wurde mit wachsenden Gaslieferungen durch unabhängige Hersteller konfrontiert, deren Marktanteil mittlerweile auf 25% angestiegen ist. Die Föderale Antimonopolbehörde erhob Einspruch gegenüber die durch den Konzern durchgeführten Ausschreibungen für den Einkauf von Rohren, was zu nicht kalkulierten Mehrkosten führte. Zudem hob das Unternehmen Novatek, der zweitgrößte russische Erdgasproduzent, das Exportmonopol Gazproms auf, indem es einen Zehnjahresvertrag mit der deutschen EnBW über sechs Milliarden Euro abschloss.
Hoffnungsträger bleiben die neuen Pipelines in die EU
All diese Ereignisse wirkten sich auf das Betriebsergebnis von Gazprom aus. Bereits im ersten Halbjahr sank der Reingewinn gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 33%. Allerdings gab es auch ein paar Lichtblicke und zwar gerade beim Gasexport nach Europa. Im Herbst wurde die erste Röhre der Northstream-Pipeline in Betrieb genommen, und Anfang Dezember konnte mit allen Beteiligten der Baubeginn für die Gasleitung Southstream vereinbart werden. Diese beiden Projekte sollen die Abhängigkeit Russlands von den Gastransitländern Ukraine und Belarus, durch die bisher praktisch alle russischen Gaslieferungen erfolgen, senken.
Für die Zusammenstellung des Materials wurden Artikel der Zeitschrift Kommersant Dengi verwendet.
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