Russland ist bereit für das Neujahrsfest

Winterspaß vor den Mauern des Kremls - mit der russischen Trickfilmfigur Tscheburaschka.  Foto: RIA Novosti.

Winterspaß vor den Mauern des Kremls - mit der russischen Trickfilmfigur Tscheburaschka. Foto: RIA Novosti.

Ganz Russland freut sich auf eine arbeitsfreie Zeit bis zum 8. Januar. Vielerorts werden die letzten Besorgungen für das Neujahrsfest getätigt. Manche Russen buchen aber auch Last-Minute einen Platz an der Sonne.

Beflügelt durch das alte Sprichwort „So wie du das neue Jahr beginnst, so wirst du es auch verbringen", bereiten die Russen sich darauf vor, während der Feiertage das Geld mit vollen Händen auszugeben. Die Straßen russischer Städte, die Einkaufszentren und Geschäfte erstrahlen mit geschmückten Tannenbäumen, Lichtern und Lametta und erinnern die Einwohner daran, dass die lange Neujahrspause vor der Tür steht.

Offiziell dauern dieses Mal die Neujahrsfeiertage in Russland vom 30. Dezember bis zum 8. Januar an. Anderthalb Wochen Seligkeit inmitten des Winters und ein Grund, von vielen Bürgern anderer Länder, in denen lediglich der erste Weihnachtstag und der Neujahrstag landesweite Feiertage sind, beneidet zu werden.

Außerdem ist in Russland, anders als in vielen europäischen Ländern, Neujahr das bedeutendere Fest als Weihnachten. Diese Tradition hat ihre Wurzeln in der sowjetischen Vergangenheit, als die religiösen Feiertage Zug um Zug durch säkulare ersetzt wurden. Der Feiertag wurde von Heiligabend auf Silvester verschoben, aber an der Zeremonie hat sich nicht viel geändert. Man feiert im Familien- oder Freundeskreis vor einem geschmückten Tannenbaum und übereicht einander Geschenke.

„Obwohl ich mich selbst als eine religiöse Person betrachte, war Neujahr für mich immer viel wichtiger als Weihnachten", sagt Irina Popowa, Direktorin einer kleinen Werbeagentur in Moskau. „Ich kann mir das Festessen, die Geschenke, die Feiertagsatmosphäre, den Sekt und den Geruch von Mandarinen einfach nicht ohne das Läuten des Kremlglockenspiels um Mitternacht vorstellen".

 

Gut vorbereitet in die Neujahrsfeiertage

Popowa scheint eine der wenigen Russen zu sein, die sich auf den Feiertag vorbereitet haben: „Ich hasse dieses Gedrängel in den Läden, die langen Schlangen und all diese Hektik kurz vor Neujahr und ziehe es deshalb vor, einkaufen zu gehen, wenn noch nicht so ein Ansturm ist. Alternativ besorge ich die Sachen über das Internet". Obwohl diese Art des Einkaufens in Russland noch nicht ganz so verbreitet ist – der Anteil des Online‑Handels beträgt hier gerade einmal fünf Prozent. Doch die Schlangen in den Geschäften wachsen exponentiell, besonders während der Spitzenzeit vom 15. bis zum 24. Dezember.

Gemäß einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte werden die Russen in diesem Jahr 8,6 Prozent mehr für die Neujahrfeierlichkeiten ausgeben als 2011. Experten sehen den Grund dafür in einem gewachsenen Vertrauen an die Zukunft. Die Hälfte der Befragten sieht die Wirtschaftslage in Russland als stabil an.

Im Durchschnitt geben die Russen umgerechnet 380 Euro während der Winterfeiertage aus – 35 Prozent weniger als die Menschen in Europa, wo der Durchschnittswert bei 580 Euro liegt. Berücksichtigt man aber den 120-prozentigen Unterschied im BIP pro Kopf zwischen der EU und Russland, wirkt diese Zahl des russischen Konsums eindrucksvoller.

 

Immer mehr Russen fahren über Neujahr in den Urlaub

Russische Käufer sind bereit, während der Feiertage ihr Geld großzügig auszugeben, und zwar nicht nur für Geschenke und Essen. Es wird immer populärer, während der Neujahrsferien in Urlaub zu fahren. Etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die ihren Urlaub im Ausland verbringen, zieht es in die Wärme. Viele Russen fliegen nach Ägypten, wo ein Reisepaket bereits ab 300 Euro pro Woche zu haben ist. Skiurlaub ist auch populär, obwohl die Preise für diesen Urlaubstyp wesentlich höher liegen.

Wadim Nesmejanow, 30-jähriger Gründer eines IT-Start-ups, gehört zu denjenigen, die den Schnee hinter sich lassen, um noch mehr Schnee zu finden. „Meine Familie fährt jetzt bereits seit drei Jahren nach Chamonix. Am Anfang waren wir nur zu viert, aber jetzt ist unsere Gruppe auf zwölf Personen angewachsen und wir müssen ein Ferienhaus finden, das groß genug ist. Wenn man früh genug bucht, sind die Kosten für Flug und Unterkunft nicht ganz so hoch – ungefähr 1 500 Euro für zehn Tage", erzählt Nesmejanow und fügt hinzu: „Zudem ist in Europa während unserer Feiertagszeit Schlussverkauf und somit eine ausgezeichnete Gelegenheit zum Einkaufen. Ich werde mir ein neues iPhone holen!"

Laut einer Deloitte-Erhebung ist dieses Neujahr ein neues Smartphone eines der am meisten gewünschten Geschenke. Vierzig Prozent der Befragten wünschen sich ein neues Telefon. 56 Prozent sagten, dass sie sich über Bargeld freuen würden. Die meisten Teilnehmer der Umfrage erklärten jedoch, dass sie planen, Kosmetik (42%) und Süßigkeiten (38%) zu verschenken. Nicht allzu teure Haushaltsgeräte, wie zum Beispiel Schnellkochtöpfe und Fruchtpressen, sind auch gefragt.

Russen mögen es nicht, zu Silvester auszugehen. Mehr als 80 Prozent ziehen es vor, ihre Gäste zuhause zu bewirten oder Freunde zu besuchen. Aber nicht jeder kann an dieser Glückseligkeit teilhaben oder es sich leisten, die Arbeit zu vergessen. Mehr als elf Prozent der Russen arbeiten auch während der Feiertage.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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