Mit Einbrechern einigt man sich auf ein „No Steal" Agreement, mit Mördern heißt die Parole „No Kill", mit Sittenstrolchen unterschreibt man einen Vertrag über „No Grapsch". Dem lärmenden Nachbarn hält man einen Kontrakt über „No Noise" unter die Nase, die Schwiegermutter überredet man zur Unterzeichnung einer „No Nörgel" Vereinbarung.
Was in dem Papier drinsteht, hängt allein von unserem diplomatischen Geschick ab. So sollte man aufpassen, dass die Einbrecher sich nicht durchsetzen mit der Klausel „in fremde Häuser eindringen und Sachen mitnehmen fällt nicht unter dieses Abkommen". Oder die Schwiegermutter „berechtigte Kritik" ausdrücklich ausnimmt. Oder die Amis das Sammeln von Informationen, die für die nationale Sicherheit der USA von Bedeutung sind.
Zwar bezweifeln Experten, ob sich die USA auf einen solchen Vertrag mit Deutschland einlassen. Sollte sich diese Vorgehensweise aber tatsächlich etablieren, dann gäbe es auch auf internationaler Ebene noch eine Reihe von Abkommen, die uns das Leben erheblich erleichtern könnten:
Mit China: No Copy
Mit England: No Nazi Jokes
Mit Holland: No Trailers on Our Highways
Mit Griechenland, Spanien, Italien etc: No Complaining
Mit Frankreich: No Arrogance
Mit den skandinavischen Staaten: No Boring Detective Stories
Mit Japan: No Slip Sniffing (es ist halt einfach pervers!)
Mit Al Qaida: No Bombs
Mit der EU: No Ask for Money
Mit der Dritten Welt: No Immigration
Jedoch: Wenn diese Abkommen alle unterzeichnet und umgesetzt sind, dann wird unser Leben derart sorgenfrei, dass es schon fast an Langeweile
grenzt. Irgendwo brauchen wir dann doch noch einen Bösewicht, der uns vor der Lethargie bewahrt. Wer könnte das sein? Mir fällt da ein Land ein, das diese Rolle sicher gerne übernimmt, auch ganz ohne Abkommen. Dort wird gesoffen und gehurt, kritische Geister werden schikaniert und eingesperrt. Korruption grassiert, die Wahlen sind eine Farce, die Polizei ist korrupt und gewalttätig. Und natürlich wird auch spioniert auf Teufel komm raus. Wenn alle anderen lieb sind, dann muss einer doch bitteschön böse bleiben.
Was wir davon haben? Ganz einfach: Wir können uns gut fühlen, weil wir nicht so sind. Es ist immer angenehm, auf jemanden herabschauen zu können. Eine gemeinsame Abneigung schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Darüber hinaus lässt der Vergleich uns die eigenen Probleme leichter ertragen – andere haben es ja noch viel schlimmer. Wenn es solche Bösewichter nicht gäbe, müsste man sie glatt erfinden. Und jetzt frage ich Sie, geschätzte Leser: Welches Land meine ich wohl?
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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