Ulenspiegel spielt NSA

Foto: Reuters

Foto: Reuters

Die Schaukämpfe, die die Politiker aufführen, sind nur Theater. Das gilt auch für die aktuellen Spannungen zwischen Russland und den USA. In Wahrheit arbeiten beide Seiten eng zusammen. Niemand weiß das, doch einer hört mit: der Ulenspiegel. Hier die Aufzeichnung eines Telefonats zwischen den beiden wichtigsten Präsidentenberatern in Moskau und Washington.

Fred McAmbush: Hallo Iwan, Wie geht's?

Iwan Protopopow: Hallo Freddy, altes Haus. Mir geht's super. Und dir?

McAmbush: So la la. Klar, dass du gut drauf bist. Ihr habt ja gerade euer Land vergrößert. Gratuliere!

Protopopow: Danke. Unsere Leute sind echt happy. Stell dir mal vor, Kennedy hätte Texas den Mexikanern geschenkt, einfach so, aus Jux...

McAmbush: Da wäre bei uns auch der Teufel los. Unsere Bürger haben ja bis vor kurzem nicht mal gewusst, dass es die Krim überhaupt gibt. Trotzdem müssen wir da Druck machen. Sonst stehen wir als Weicheier da.

Protopopow: Weiß ich doch. Es ist unser Job, den starken Mann zu spielen. Der Chef würde ja auch lieber Rosen züchten... Aber ihr könnt von mir aus ruhig Krach schlagen. Das ändert sowieso nichts. Aber wenn euch hilft, bitte... Verhängt doch ein Alkohol-Embargo: Es darf kein Whisky aus

den USA nach Russland aus- und kein Wodka in die Staaten eingeführt werden. Klingt doch gut, oder?

McAmbush: Ja, ein starkes Zeichen. Außerdem könnten wir den Auftritt von Kosakenensembles bei uns verbieten, und unsere Country-Sänger dürfen bei euch keine Tourneen mehr machen.

Protopopow: Gebongt! Jetzt sieht die Welt, dass ihr nicht eingeknickt seid. Aber wir Russen, wir können eben auch unter extremsten Entbehrungen überleben, weiß man ja. Ich schicke Dir nachher noch ein paar Namen von Leuten, deren Konten ihr sperren lassen könnt.

McAmbush: Echt? Dürfen wir das?

Protopopow: Nur zu! Die meisten davon haben überhaupt keine Konten bei euch. Und diejenigen, die eins haben, die waren frech und müssen bestraft werden.

McAmbush: Na, da helfen wir doch gerne. Was ich dich eigentlich noch fragen wollte: habt ihr noch irgendwelche andern Gebiete im Auge?

Protopopow: Also, wenn du schon so fragst – wusstest du eigentlich, dass Alaska mal zu Russland gehört hat? 1867 wurde es an die USA verkauft.

Manche sagen: nur verpachtet...

McAmbush: Hmmm – verpachtet – das war jetzt aber ein Witz, oder?

Protopopow: Und Du bist voll drauf reingefallen! Stimmt's?

McAmbush: Hahahaha, ja, wirklich. Ist bei euch also nichts mehr in der Pipeline? In punkto Ost-Ukraine, Baltikum...?

Protopopow: In unserer Pipeline ist immer was. Nämlich Öl und Gas, hahaha. Hör mal, es gibt ein russisches Sprichwort: Wer viel fragt, der bekommt viele Antworten. Sag mir doch lieber, wo ihr als nächstes Freiheit, Demokratie und Marktwirtschaft verbreiten wollt? China? Nordkorea? Iran? Sind ja nicht mehr viele übrig...

McAmbush: Ach hör doch auf. Du weißt doch, dass wir im Weißen Haus da null Bock drauf haben. Kostet viel, bringt nichts, schafft nur noch mehr Probleme. Aber was soll ich machen? Wir müssen nun mal weltweit für unsere amerikanischen Werte einstehen.

Protopopow: Weiß ich, und es ist ja völlig ok. Ihr macht, was ihr tun müsst. Wir ziehen unser Ding durch. Unser Volk jubelt dann und schimpft auf euch. Eure Leute jubeln und schimpfen auf uns...

McAmbush: Achtung, ich glaube, da ist noch jemand in der Leitung!

Protopopow: Das ist nur der Ulenspiegel, der steht auf unserer Gehaltsliste.

McAmbush: Das haben wir beim Snowden auch gedacht.

(hier bricht die Aufzeichnung ab)

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!