Putin und die Party Pooper

Foto: ITAR-TASS

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Wenn eine Party dazu beitragen kann, politische Spannungen abzubauen, dann sollte sie stattfinden, egal was die Bedenkenträger meinen. Gut, dass es noch Partylöwen vom Schlage Schröders gibt – und nicht nur politisch korrekte Pooper.

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Feten waren schon immer ein Politikum. Das ging bereits in der Schule los. Wer wird eingeladen, wer nicht? Wer von den Eingeladenen kommt, wer bleibt weg? Wer bringt das größte/schönste/teuerste Geschenk? Und etwas später: wer knutscht mit wem?

Wie hoch ist dann erst die Aufmerksamkeit, wenn der Gastgeber nicht Maxi oder Sabine heißt, sondern Wladimir Putin. Der schmiss in St. Petersburg eine Geburtstagsparty für seinen Freund Gerhard Schröder. Putin – darf man den besuchen, zu einem Zeitpunkt, da in der Ukraine gekämpft wird? Die Amerikaversteher jaulten: Deutsche Geiseln darben in den Folterkellern von Slowjansk und der Verräter Schröder feiert mit dem skrupellosen Drahtzieher der Separatisten! So war das auch schon in der Schule. Wer nicht eingeladen war, der nölte: Ach, nee, auf so 'ne blöde Party will ich ja gar nicht. Da gehen doch nur Idioten hin. Total langweilig!

Wie man hört, hielten sich Schröder und Putin auf der Geburtstagsparty in Petersburg nicht mit Flaschendrehen und Topfschlagen auf. Sie besprachen vielmehr, wie die OSZE-Beobachter am schnellsten freikommen können. Inzwischen sind die Geiseln frei. Wie viel Schröders Vermittlung dazu beitrug, kann ich nicht sagen. In jedem Fall ist der oft als „Gas-Gerd" geschmähte Ex-Kanzler ein Mann, auf den der russische Präsident hört.

Persönlich Treffen waren und sind eben auch ein Mittel der Beziehungspflege. Bestehende Freundschaften können vertieft, neue geknüpft werden. Darum hocken kluge Menschen auch nicht nur immer mit ihren engsten Freunden zusammen. Sie nehmen auch andere Gelegenheiten wahr, die sich als nützlich erweisen könnten. Die Party bei Chef, das Richtfest des neuen Nachbarn oder den Geburtstag des Bürgermeisters. Vieles, was sich auf dem offiziellen Parket nicht sagen lässt, kann man mit einen Glas in der Hand locker abhandeln. Und man lernt vielleicht Leute kennen, die einem später einmal helfen können. Wer immer nur mit der eigenen Clique herumhängt, der versinkt irgendwann im eigenen Mief, privat wie politisch. Gerhard Schröder gehört offensichtlich nicht zu diesen Typen. Darum war er ja auch schon so oft verheiratet. Und darum kann er politisch etwas bewegen.

Natürlich muss man nicht auf jede Party. Wo es langweilig ist und nichts zu holen gibt, da geht man besser nicht hin, zumal wenn der Gastgeber einen zweifelhaften Ruf hat. Wobei das jeder selbst entscheiden und nicht auf die Miesepeter hören sollte, die ohnehin nie eingeladen werden. Im Englischen

gibt es für solche Zeitgenossen den Begriff „party pooper", was soviel wie Spielverderber, Nörgler oder Spaßbremse bedeutet. (Trotz des Gleichklangs im Deutschen wird hier nicht das Bild eines Menschen beschworen, der eine fröhliche Feier durch Blähungen verdirbt. Es ist noch schlimmer. Schauen Sie die wörtliche Bedeutung in einem Lexikon nach, diese Kolumne ist nicht das Örtchen für Schmuddelkram.)

Wenn eine Party dazu beitragen kann, politische Spannungen abzubauen, dann sollte sie stattfinden, egal was die Bedenkenträger meinen. Gut, dass es noch Partylöwen vom Schlage Schröders gibt – und nicht nur politisch korrekte Pooper.

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