Viele Initiatoren und Teilnehmer an der Auftaktveranstaltung desForschungsinstituts "Dialog der Zivilisationen" stellten sich zu einemGruppenfoto auf.
RBTHBereits vor seiner Gründung löste das Dialogue of Civilizations Institute (DOC) ein erhebliches Rauschen im deutschen Blätterwald aus. "Putin lässt in Berlin riesige Denkfabrik gründen", titelte Die Welt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht in dem neuen Institut gar den "Anfang eines hochfliegenden Plans, mit dem der Kreml die politische Meinung im Westen drehen will." Demgegenüber stellte die Berliner Zeitung nüchtern fest: "Eine russische Denkfabrik in Deutschland ist neu. Umgekehrt sind deutsche Stiftungen aber seit Jahrzehnten in Russland tätig."
Die Wirklichkeit sieht wohl viel prosaischer aus. Zu den Aktivitäten des Instituts sollen Veranstaltungen, Forschungsarbeiten, wissenschaftliche Kommentare und Politikberatung zählen, fundiert durch das Know-how seiner Experten und Aufsichtsratsmitglieder, die über einen theoretischen wie praktischen Erfahrungsschatz zu wichtigen Schlüsselthemen verfügen. Als wichtige Themen werden beispielsweise Konfliktlösung, globale Sicherheit und Migrationsursachen angesehen. So jedenfalls die Vorstellungen der DOC-Gründungsmitglieder Wladimir Jakunin, früherer Chef der Russischen Eisenbahnen und Professor an der Moskauer Staatlichen Universität, Walter Schwimmer, ehemaliger Generalsekretär des Europarates, und Peter Schulze, der an der Universität Göttingen lehrt.
Die von den Gründungsmitgliedern erklärte Prämisse, der Dialog im Rahmen des Instituts solle "offen, respektvoll und fair" sein, fand auf der Tagung große Zustimmung. Nur wenn das DOC seriös arbeite, könne es die Reputation erwerben, die ein solches Unternehmen brauche, unterstrich der bekannte Journalist Michael Stürmer. Dabei dürften auch die Lehren der Geschichte nicht vergessen werden. Das gelte nicht zuletzt für die Zeit nach Beendigung des Kalten Krieges. Man habe im Westen einfach die sich aus dem Zerfall der Sowjetunion ergebenden Probleme unterschätzt, sei zu "technokratisch" mit Russland umgegangen. Angesichts der heutigen angespannten Lage sei es besonders wichtig, Misstrauen abzubauen und auf Interessenausgleich hinzuwirken, betonte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat. Der Aufbau des Instituts sei ein mutiger Schritt. Es solle nicht schon vorauseilend als "russischer Propaganda-Coup" abgetan werden.
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