Laut der „Geschichte der Fürsten von Wladimir“, dem russischen literarischen Werk aus dem 16. Jahrhundert, sandte der byzantinische Kaiser Konstantin Monomach diese „Krone der Zaren“ an seinen Enkel, den russischen Großfürsten Wladimir, als dieser den Thron bestieg. Die Geste sollte die Legitimität des Herrschers über die Länder der alten Rus betonen. Von nun an wurde diese Mütze verwendet, um alle Herrscher über die Rus zu krönen, heißt es in der Legende.
Wladimir Monomach
Tatsächlich ist die Legende viel später entstanden als die dort beschriebenen Ereignisse. Was die Mütze angeht, so gibt es in dieser Geschichte kein Wort der Wahrheit. Konstantin Monomach starb, als sein Enkel erst zwei Jahre alt war, also konnten keine Regalien geschickt worden sein.
Moderne Historiker gehen davon aus, dass die Legende über das byzantinische Erbe während der Regierungszeit von Großfürst Wassili III. (1505-1533), dem Vater von Iwan dem Schrecklichen, erfunden wurde. Im 16. Jahrhundert vereinten die Fürsten russische Länder durch Blut und Schwert. Daher brauchten sie diese Art von uralten Symbolen, um einen legitimen Anspruch auf absolute Macht zu unterstreichen. Wie Sie sich vorstellen können, war eine „Krone“, die direkt von einem großen byzantinischen Kaiser stammte, eine gute Legitimation.
Also, wer hat dann diese „Krone der Zaren“ ins Leben gerufen? Neben der „byzantinischen“ Theorie gibt es auch eine Geschichte, die mit der Goldenen Horde zusammenhängt.
Ihre Herrscher könnten die kostbaren Regalien als Geschenk an die Moskauer Fürsten für ihren treuen Dienst gesendet haben. Das würde auch den orientalischen Prunk der Mütze erklären.
Aber auch hierbei entsteht eine Diskrepanz: Laut dem Historiker Sergej Bogatyrew ähnelt die Mütze eher einer weiblichen tatarischen Kopfbedeckung, während die „Moskauer Fürsten sich jedoch in der Regel für Herren-Kopfbedeckungen, vor allem für Zeremonienhelme interessierten.“
Bogatyrews eigene Version besagt, dass „die Monomach-Mütze während der Herrschaft von Wassili III. in Moskau aus verschiedenen kostbaren Goldteilen zusammengebaut wurde, die in der Schatzkammer des Großherzogs aufbewahrt wurden.“ Dies würde die Ungleichmäßigkeit des Designs erklären - einige der Goldelemente scheinen asymmetrisch angeordnet zu sein.
Der erste mit der Monomach-Mütze gekrönte Herrscher war Iwan der Schreckliche, der Sohn von Wassili III. Iwan war auch der erste, der „Zar“ genannt wurde - ein Caesar oder Kaiser in russischer Sprache.
Iwan der Schreckliche
Vladimir Vdovin/SputnikDie Mütze ging dann an Iwans Sohn Fjodor, den letzten Zaren aus der Rurikiden-Dynastie, gefolgt von den Herrschern der sogenannten Zeit der Wirren (Boris Godunow, Falscher Dmitri I. und Wassili Schuiski). Das sozial-politische Chaos zur Wende des 15. und 16. Jahrhunderts endete mit der Thronbesteigung des ersten Romanow-Zar Michail Fjodorowitsch. Der letzte der Romanows, der die Mütze trug, war Iwan V., der später gemeinsam mit seinem Bruder, dem zukünftigen Peter dem Großen, regierte. Peter selbst musste jedoch eine Replik aufsetzten, weil die Brüder gemeinsam gekrönt wurden. Die beiden Zaren regierten bis zu Iwans Tod im Jahr 1696.
Peter, der später Russland zum Imperium erklärte, verzichtete auf diesen Brauch und tauschte ihn gegen die Krönungszeremonie nach westlichem Vorbild. Die Mütze des Monomach, die bis dahin 178 Jahre lang die Köpfe der russischen Herrscher geschmückt hatte, wurde in die Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Moskauer Kreml überführt und bei Krönungen als „Ehrensymbol des Zaren“ ausgestellt.
„Andere mit Edelsteinen verzierte Kopfbedeckungen nach dem Monomach-Muster wurden speziell für Krönungszeremonien angefertigt“, schreibt Kunsthistorikerin Wiktoria Geraschtschenko. Darunter waren Kasanskaja, Sibirskaja, Almasnaja (Diamanten-Mütze) und andere.
Sie waren anlässlich verschiedener Meilensteine der russischen Geschichte angefertigt worden, wie zum Beispiel die Eingliederung von Kasan ins Herzogtum Moskau im Jahr 1552. Die Diamanten-Mütze, geschmückt mit Edelstein, wurde speziell für Iwan V. von Handwerkern der Moskauer Rüstkammer geschaffen.
Selbst die originale Monomach Mütze hatte gelegentlich unterschiedlich ausgesehen, zum Beispiel auf Gemälden mit Darstellungen der russischen Zaren. In der Regel sahen die Künstler das Original im realen Leben nicht aus der Nähe. Das Wichtigste in diesem Fall war eine heilige Bedeutung und nicht die Genauigkeit der übertragenen Details.
Boris Godunow
Public Domain, Sputnik„Ah, schwer bist du, die Mütze des Monomach!“, sprach Boris Godunow in Alexander Puschkins gleichnamiger Tragödie aus. Die Szene beschreibt den Zaren, der infolge des Todes des legitimen Erben (dessen er beschuldigt wird) den Thron besteigt, doch gleichzeitig mit einer allgemeinen Aufruhr in der Bevölkerung konfrontiert ist. Godunows Worte wurden später zu einem Aphorismus für die Bürde der Macht, die nicht nur Möglichkeiten mit sich bringt, sondern auch eine große Verantwortung.
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