Fünf Ausländer, die in Russland Spuren hinterlassen haben

Vielleicht kennen Sie ihre Namen nicht, aber Sie alle sind schon einmal mit ihren Erfindungen und Entwürfen in Berührung gekommen oder haben von ihren Entdeckungen gehört. Es waren Ausländer, die das Stadtbild von St. Petersburg oder das russische Ballett geprägt haben und es war ein Däne, der Peter dem Großen den letzten Wunsch erfüllt hat.

1. Vitus Bering (1681 – 1741), Seefahrer, Dänemark 

Kurz vor seinem Tod, im Januar 1725, schrieb Zar Peter der Große eine geheime Anweisung, wonach Bering herausfinden sollte, ob es eine Landverbindung zwischen Asien und Nordamerika gab. Falls nicht, sollte er entlang der nordamerikanischen Küste nach Süden fahren. 

Bering, der in Dänemark geboren wurde, diente bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1703 in der russischen Marine. Von 1725 bis 1727 führte er die erste wissenschaftliche Expedition Russlands auf See durch. Bering und seine Begleiter erreichten Kamtschatka, von dort aus durchquerten sie die Tschuktschen-See, ohne auf Land zu treffen. Es gab also keinen Landweg zwischen Asien und dem amerikanischen Kontinent. 

Bis nach Amerika gelangte Bering jedoch erst 1741. Es sollte die letzte Reise des damals schon 60-jährigen werden. Er starb auf dem Rückweg auf einer Insel, die später nach ihm benannt wurde. Seine sterblichen Überreste wurden erst in den 1990er Jahren entdeckt und identifiziert. 

2. Domenico Trezzini (1670 – 1734), Architekt von St. Petersburg, Schweiz

Domenico Trezzini wurde im schweizerischen Tessin geboren, das berühmt ist für seine hochqualifizierten Baumeister und Maurer. Im Alter von 33 Jahren unterzeichnete Trezzini einen Arbeitsvertrag in Russland, wo Peter der Große gerade eine neue Stadt gegründet hatte.

Domenico-Trezzini-Denkmal in St. Petersburg

Als erfahrenster aller von Peter eingeladenen Architekten wurde Trezzini zum Leiter der Architekten  der neuen Hauptstadt Petersburg. Er überwachte gleichzeitig den Bau von mehreren Dutzend Gebäuden, und sein Geschmack prägte das unverwechselbare Gesicht der Stadt. 

Trezzini hat auch eine Sammlung typischer Entwürfe für Wohnhäuser und Landhäuser zusammengestellt und damit den architektonischen Stil von St. Petersburg für die kommenden Jahre bestimmt. 

3. Agustín de Betancourt (1758 – 1824), Ingenieur, Spanien 

Agustín de Betancourt war bereits in seiner spanischen Heimat eine Berühmtheit. Er stammte aus einer Adelsfamilie und wurde an den besten Universitäten Europas zum Ingenieur ausgebildet. 1798 richtete er die erste spanische Telegraphenlinie ein und wurde später Leiter des spanischen Ingenieurkorps. 

Spanien wurde jedoch bald darauf von einer wirtschaftlichen und politischen Krise heimgesucht, und es zeichnete sich ein Krieg ab. Betancourt musste das Land verlassen. Seine glänzende Karriere schien vorüber zu sein. 1808 wurde er nach Russland eingeladen, wo er sofort den Rang eines Generalmajors erhielt. Ihm boten sich dort unbegrenzte Möglichkeiten, denn an technischem Sachverstand mangelte es im Land.  

Alexandersäule in St. Petersburg

Betancourt, der in Russland wenig bekannt ist, hat dort tatsächlich viele Spuren hinterlassen. Er war der erste Direktor der staatlichen Papierbeschaffungskommission und hat die meisten Maschinen zum Drucken von Banknoten entworfen. 

Er wurde auch der erste Leiter des Russischen Instituts für Eisenbahningenieure. Er hat die Baumeister der ersten russischen Eisenbahnlinie ausgebildet. Betancourts wichtigstes Erbe ist jedoch jedem Russen bekannt - es ist die Alexandersäule in St. Petersburg. Mit einem von Betancourt entwickelten Mechanismus gelang es seinem Schüler, dem Architekten und Bildhauer Auguste de Montferrand, den 600 Tonnen schweren Granitmonolithen aufzurichten. 

4. Moritz Hermann von Jacobi (1801 – 1874), Physiker, Erfinder der Galvanoplastik, Deutschland

Die vom französischen Architekten Auguste de Montferrand entworfenen Kuppeln der Isaakskathedrale wurden mit Quecksilberdämpfen vergoldet. Dabei starben zwischen 60 und 100 Arbeiter.

Der Physiker Boris (ursprünglich Moritz) von Jacobi hat die Galvanoplastik erfunden. Durch diese Technologie konnten Objekte durch Strom mit Metall beschichtet werden. Kleinere Elemente in der Isaakskathedrale wurden nun mit der neuen, weniger schädlichen, Technik, vergoldet.

Jacobis Elektromotor

Boris (Moritz) von Jacobi wurde in Potsdam geboren. Sein Vater war persönlicher Buchhalter des Königs von Preußen. Moritz erhielt eine ausgezeichnete Ausbildung im Ingenieurwesen. Sein Hauptinteresse galt der Elektrizität. 1984 entwickelte er den weltweit ersten Elektromotor. Das geschah in Königsberg, nicht weit von Russland, und erregte die Aufmerksamkeit von Nikolaus I., der ihn einlud. Jacobi zog 1837 nach Russland und blieb für immer. 

1838 entwickelte er die Galvanoplastik. Im Jahr 1841 baute Jacobi den ersten Fernschreiber für den russischen Zaren. Nikolaus II. konnte nun von seinem Büro im Winterpalast aus mit den Offizieren des Generalstabs auf der anderen Seite des Palastplatzes kommunizieren. Bald wurden Jacobis Telegraphenleitungen auf die Landsitze des Zaren ausgedehnt. 

5. Marius Petipa (1818 – 1910), Choreograf, Frankreich  

Das russische Ballett ist heute eines der Symbole der russischen Kultur. Es sei jedoch daran erinnert, dass einer der Gründer ein Franzose war. Marius Petipa wurde in Marseille geboren. Sein Vater Jean-Antoine Petipa war ein berühmter Choreograf. Jean-Antoines Söhne Lucien und Marius traten von Kindesbeinen an mit ihrem Vater auf. 

Zu dieser Zeit suchte Russland verzweifelt nach hochkarätigen Choreografen. Die gesamte Kultur der russischen Elite beruhte auf der Fähigkeit, sich anmutig zu bewegen und zu tanzen. Marius Petipa ging 1847 nach St. Petersburg. Vier Monate später holte er seinen Vater nach. Die russische Hauptstadt war ein Klondike für Choreografen. Alle wollten mit den berühmten französischen Tänzern zusammenarbeiten. 1869 wurde Marius Petipa zum Chefchoreografen des kaiserlichen Theaters ernannt. 1894, im Alter von 72 Jahren, wurde er russischer Staatsangehöriger. Petipa lebte ein langes Leben. Er starb 1910 in Hursuf auf der Krim. Er gilt als Erfinder des klassischen russischen Balletts und hat mehrere Generationen herausragender Tänzer ausgebildet. 

>>> Goldgrube Zarenreich: Drei erfolgreiche Geschäftsmänner aus deutschen Landen

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!