Geheime Verschlusssache: Drei spektakuläre Operationen des KGB

Geschichte
BORIS JEGOROW
Während des Kalten Krieges zog der KGB alle Register zur Durchsetzung seiner Interessen. Er manipulierte die internationale Presse, nahm hochrangige Nato-Generäle ins Visier und drohte mit einem Anschlag auf das Haus von Ayatollah Khomeni.
  1. Operation Toucan

In den 1970er Jahren war der KGB so mächtig, dass er sogar die internationale Presse für seine Zwecke instrumentalisieren konnte. Dies ist zum Beispiel der „New York Times“ während der Operation Toucan passiert. Dieses gemeinsame Projekt der sowjetischen und kubanischen Spezialeinheiten von 1976 hatte das Ziel, den chilenischen Führer Augusto Pinochet, erbitterter Gegner des Kommunismus, in den Augen der Welt zu diskreditieren. Im selben Jahr veröffentlichte die „New York Times“ 66 Artikel zu Menschenrechtsverletzungen in Chile. Über vergleichbare Vergehen in Kambodscha oder Kuba erschienen lediglich zehn Artikel. 

Darüber hinaus fälschte der KGB einen „Briefwechsel“ zwischen Pinochet und Miguel Contreras, dem Leiter der chilenischen Direktion für nationale Geheimdienste (DINA). Darin wurde ausführlich ein Plan zur Neutralisierung von Regimekritikern im Exil diskutiert. Die US-amerikanischen Journalisten hielten die Briefe für echt und berichteten darüber. Dem Ruf Pinochets wurde so weiterer Schaden zugefügt. 

  1. Operation RJaN

Es war die größte und komplexeste Geheimdienstoperation in der Geschichte der Sowjetunion. 1981 wurden der KGB und der sowjetische Militärnachrichtendienst GRU mit der Durchführung der Operation „Raketno-Jadernoje Napadenije“ („Atomarer Raketenangriff“), kurz RJaN, beauftragt. Ziel von RJaN war es, herauszuwinden, ob und wann die USA einen Atomschlag gegen die UdSSR planten und eine wirksame Gegenstrategie zu entwickeln.  

Die Ängste der sowjetischen Führung kamen kurz nach der Machtübernahme des leidenschaftlichen Antikommunisten Ronald Reagan auf. Im Rahmen der Operation nahmen die Aktivitäten der außerhalb der Länder des Warschauer Pakts tätigen sowjetischen Geheimdienstagenten stark zu. Es wurden Personen überwacht, die befugt waren, einen Nuklearraketenangriff anzuordnen oder den Start von ballistischen Raketen und Marschflugkörpern zu veranlassen. Im Visier der Sowjets waren auch hochrangige Nato-Offizielle. Außerdem wurde ein ganzes Netzwerk von „Schläfer“-Agenten aufgebaut, die im Falle eines Atomkrieges in Aktion treten sollten. Der Tod der Initiatoren von RJaN, Juri Andropow, Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU, und Verteidigungsminister Dmitri Ustinow, läutete 1984 das Ende der kostspieligen Operation ein. 

  1. KGB gegen Hisbollah 

Am 30. September 1985 entführten Mitglieder der Hisbollah-Gruppe vier sowjetische Diplomaten, von denen zwei KGB-Agenten waren, direkt vor der Botschaft der UdSSR in Beirut. Die Entführer forderten, dass der damalige syrische Staatspräsident Hafez al-Assad eine geplante Militäraktion im Nordlibanon absagen sollte. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, töten sie eine der Geiseln.  

Moskau setzte al-Assad daraufhin unter Druck und die geplante Aktion fand nicht statt. Die Hisbollah hatte es jedoch nicht eilig, die Sowjetbürger freizulassen und stellte neue Forderungen. Der KGB suchte nach anderen Lösungen. Die Namen der Entführer und das Versteck der Geiseln standen schnell fest, doch schien die Erstürmung durch ein Spezialkommando als zu risikoreich und hätte zudem womöglich eine heftige und unerwünschte Gegenreaktion provozieren können. 

Der Zufall kam zu Hilfe. Bei einer Schießerei mit dem libanesischen Militär starben einer der Entführer und der Bruder eines anderen. Obwohl die Sowjetunion an diesem Vorfall nicht beteiligt war, machte das Gerücht die Runde, Moskau wolle die Geiseln rächen.  

Der KGB beschloss, die Situation auszunutzen, und Juri Perfiljew, der KGB-Verantwortliche für den Libanon, traf sich mit dem Hisbollah-Gründer und spirituellen Führer Ayatollah Fadlallah. Dieser empfing den sowjetischen Geheimdienstler zwar sehr freundlich, wich dem Thema Geiselnahme jedoch aus. Perfiljew beschloss nun, von dem mit seinen Vorgesetzten abgestimmten Drehbuch abzuweichen. Er erklärte, Ayatollah Khomeinis Wohnsitz in Qom in der Nähe der sowjetischen Grenze könne möglicherweise Ziel einer Rakete werden, aufgrund möglicher technischer Probleme. Diese versteckte Drohung zeigte Wirkung. 48 Stunden später waren die sowjetischen Geiseln frei. 

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