Jakow war Stalins Sohn aus erster Ehe mit Jekaterina (Kato) Swanidse. Da seine Mutter kurz nach seiner Geburt starb und sein Vater seine gesamte Zeit der Revolution widmete oder im Exil weilte, wurde das Kind von einer Tante aufgezogen.
1921, im Alter von 14 Jahren, zog Jakow Dschugaschwili (der den richtigen Familiennamen verwendete) von Georgien nach Moskau, wo er zum ersten Mal seinen Vater traf. Die Beziehung zwischen den beiden, die sich kaum kannten, war schwierig.
Jakow Dschugaschwili (rechts)
ArchivfotoStalin war kategorisch gegen Jakows erste Ehe und dies provozierte einen großen Streit zwischen Vater und Sohn. Hinzu kam Dschugaschwilis persönliche Tragödie - der Tod seiner kleinen Tochter. Am Ende versuchte er sich selbst zu erschießen, aber es gelang ihm nicht. Er überlebte dank der Bemühungen der Kremlärzte.
Der ältere Sohn des sowjetischen Führers war nicht immer gegen die Pläne seines Vaters. Von Beruf Turbineningenieur, schrieb sich Jakow auf Drängen Stalins an der Artillerie-Akademie der Roten Armee ein. Im Mai 1941, einen Monat vor dem Einmarsch der Deutschen in die UdSSR, wurde Oberleutnant Jakow Dschugaschwili zum Kommandeur einer Artillerie-Batterie ernannt.
Als der Krieg begann, unternahm der sowjetische Führer nichts, um seinen Sohn davor zu schützen. Letzterer ging als gewöhnlicher Befehlshaber der Roten Armee an die Front, begleitet von den knappen Abschiedsworten seines Vaters: „Geh und kämpfe!"
Jakow kämpfte nicht lange. Anfang Juli 1941 wurden Einheiten seiner 20. Armee in Weißrussland eingekesselt und am 16. Juli wurde Oberleutnant Dschugaschwili gefangen genommen, als er versuchte, zu entkommen.
Die Deutschen erkannten sehr schnell, wer ihnen in die Hände gefallen war. Jakow wurde von mehreren seiner Kameraden verraten. Die Nazis hatten nicht die Absicht, eine öffentliche Hinrichtung des Sohnes ihres Erzfeindes durchzuführen. Im Gegenteil, es lag in ihrem Interesse, Dschugaschwili auf ihre Seite zu locken, ihn in ihren Propagandakampagnen einzusetzen und „Stalin Junior“ gegen Stalin Senior auszuspielen.
Jakow wurde mit besonderem Respekt und besonderer Höflichkeit behandelt. In den Verhören fragten die Deutschen nicht nur nach militärischen Angelegenheiten, sondern auch nach seinen politischen Ansichten, sie diskutierten über Stalins Methoden der Staatsführung, wiesen den Sohn auf die Fehler des Vaters hin und betonten die Mängel der Ideologie des Bolschewismus. Bei ihren Versuchen, den Kriegsgefangenen „umzudrehen“, kamen sie jedoch nicht weiter. Dschugaschwili weigerte sich, in irgendeiner Weise mit den Deutschen zu kooperieren.
Gleichzeitig sorgte die Propagandamaschine des Dritten Reiches dafür, dass die Nachricht von der Gefangennahme des Sohnes des allmächtigen Stalin in der UdSSR allgemein bekannt wurde. Trotz der Tatsache, dass Dschugaschwili in seinen Verhören besonders betonte, dass er gegen seinen Willen gefangen genommen worden war, erklärten die Deutschen ausdrücklich, dass er sich freiwillig ergeben habe. Anfangs glaubte Josef Stalin sogar an diese Version der Ereignisse.
Aufgrund von Informationen, die über die Umstände der Inhaftierung seines Sohnes und Einzelheiten seines Verhaltens in Gefangenschaft in den Kreml gelangten, änderte Stalin bald seine Meinung über Jakow und betrachtete ihn nicht länger als Verräter und Feigling.
Es wurden mehrere Rettungsmissionen organisiert, um Dschugaschwili aus den Händen der Deutschen zu befreien. Spanische Kommunisten, die nach der Niederlage im Bürgerkrieg gezwungen waren, aus Spanien zu fliehen und jetzt in der Sowjetunion lebten, wurden aufgrund ihrer wertvollen Erfahrung mit Guerilla- und Partisanenkriegen für diese Operationen rekrutiert. Aber alle Versuche, Jakow zu retten, scheiterten.
Nach der Schlacht von Stalingrad nutzten die Deutschen den schwedischen Diplomaten Graf Folke Bernadotte und das Rote Kreuz als Vermittler, um Stalin einen Austausch seines Sohnes gegen Feldmarschall Friedrich Paulus und mehrere Dutzend hochrangige Offiziere der 6. Armee anzubieten, die in sowjetischer Gefangenschaft gehalten wurden. Hitler versprach dem deutschen Volk, die Generäle nach Hause zu bringen.
Heute können wir nur darüber spekulieren, was Stalin damals über einen solchen Austausch dachte. Die in der Sowjetunion in der Nachkriegszeit etablierte Ansicht war, dass der sowjetische Führer eiskalt reagiert habe: „Ich werde keinen Soldaten gegen einen Feldmarschall austauschen.“ Es gibt jedoch keine Belege dafür, dass er diesen Satz tatsächlich gesagt hat.
Die Tochter des Obersten Führers der Sowjetunion, Swetlana Allilujewa, erinnerte sich daran, dass ihr aufgeregter und erzürnter Vater kurz nach diesen Ereignissen im Winter 1943/44 sagte: „Die Deutschen schlugen vor, Jascha gegen einige ihrer Leute auszutauschen ... Wollte ich mit ihnen verhandeln? Nein, Krieg ist Krieg.“
Jakow Dschugaschwili während des Verhörs nach seiner Gefangennahme
Getty ImagesMarschall Schukow schrieb in seinen Erinnerungen und Gedanken, dass er Stalin einmal, als sie unterwegs waren, nach seinem älteren Sohn gefragt habe. Er antwortete nachdenklich: „Jakow wird nicht aus der Gefangenschaft zurückkommen. Die Faschisten werden ihn erschießen ...“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Nein, Jakow würde jeden Tod dem Verrat am Vaterland vorziehen.“
Tatsächlich widersetzte sich Dschugaschwili weiterhin und die anfänglich gute Behandlung durch die Deutschen wurde schnell extrem hart. Sie hatten jegliches Interesse an ihm verloren, da sie ihn weder für Propagandazwecke ausnutzen noch einen Gefangenentausch durchführen konnten.
Am 14. April 1943 warf sich Jakow in den elektrifizierten Stacheldraht im Konzentrationslager Sachsenhausen und wurde sofort von einem Wachmann erschossen. Ob er Selbstmord begehen oder fliehen wollte oder ob sein Tod von den Deutschen selbst organisiert wurde, bleibt bis heute ein Rätsel.
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