Warum engagierte sich die Sowjetunion im Spanischen Bürgerkrieg?

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Die UdSSR hat viel versucht, um den Untergang der spanischen Republik zu verhindern, konnte aber letztlich die Entstehung eines weiteren Hitler freundlich gesinnten Staates in Europa nicht verhindern.

Im Juli 1936 brach in Spanien der Bürgerkrieg aus. Dort trafen Nazi-Deutschland und das faschistische Italien erstmals auf dem Schlachtfeld mit der Sowjetunion zusammen.

Straßenkämpfe in Madrid, 1936.

Trotz wiederholter Bitten der von der Volksfront geführten Regierung Spaniens um militärische Unterstützung zog es die UdSSR vor, neutral zu bleiben. Doch nach dem Scheitern des Nichteinmischungskomitees, das von einer Gruppe europäischer Länder mit dem Ziel gegründet worden war, eine Eskalation des Bürgerkriegs in den Pyrenäen zu vermeiden, mischten sich die Deutschen und Italiener ein und zwangen die Sowjetunion zum Handeln.

Francisco Franco

Mit der militärischen Unterstützung der Zweiten Spanischen Republik verfolgte Moskau das Ziel, den Sieg der pro-deutschen Kräfte der Nationalisten unter Führung von Francisco Franco zu verhindern und damit den Einfluss des Dritten Reiches einzudämmen sowie sich mit den Westmächten auf antifaschistischer Basis zu engagieren. Das letztgenannte Ziel musste fast sofort aufgegeben werden, da sich die Briten und Franzosen frühzeitig von dem Konflikt distanzierten und ein Embargo für Waffenlieferungen an die Kriegsparteien verhängten.

Kampfflugzeug Polikarpow I-16 in Spanien

Das erste mit Waffen beladene sowjetische Schiff traf am 12. Oktober 1936 im Hafen von Cartagena ein. Während des gesamten Krieges legten insgesamt 66 Schiffe, die sowjetische Militärausrüstung, Kleinwaffen, Munition und anderes Material nach Spanien lieferten, in den von der Republik kontrollierten Häfen an. Die Regierung der Volksfront entschied selbst, welche Waffen sie benötigte, und bezahlte sie in bar mit Hilfe von sowjetischen Krediten sowie den Goldreserven des Landes, von denen ein Teil in den ersten Monaten des Konflikts an die Sowjetunion überwiesen wurde.

Sowjetische T-26-Panzer in Spanien

Während des dreijährigen Bürgerkriegs lieferte Moskau an die Volksfront und ihre Unterstützer 648 Flugzeuge (I-15- und I-16-Jäger, SB-Bomber usw.), 347 Panzer (hauptsächlich T-26), 60 gepanzerte Fahrzeuge, über 1.100 Artilleriegeschütze, 340 Mörser, 20.000 Maschinengewehre, fast 500.000 Gewehre, 862 Millionen Schuss Munition, 3,5 Millionen Granaten und mehr.

Sowjetische Piloten in der Nähe von Madrid.

Zusätzlich zu den Waffen entsandte Moskau militärische Spezialisten, darunter Piloten, Panzerbesatzungen, Matrosen, Funker, Flakhelfer, Militäringenieure und Dolmetscher. Ihre Aufgabe war es, die republikanischen Streitkräfte auszubilden. Viele mussten jedoch selbst aktiv kämpfen.

Die 14. Internationale Brigade

„Nach Spanien schickten wir sowohl junge und unerfahrene als auch erfahrene und professionelle Ausbilder. Das Land wurde zu einer Art Übungsplatz für die Erprobung unserer zukünftigen militärischen Geheimdienstoperationen. Viele der nachfolgenden Schritte des sowjetischen Geheimdienstes stützten sich auf Kontakte, die in Spanien geknüpft worden waren, und auf Schlussfolgerungen, die aus unseren spanischen Erfahrungen gezogen wurden, schrieb Pawel Sudoplatow, einer der höchsten sowjetischen Geheimdienstoffiziere und Saboteure.

Die deutsche Legion Condor

Die deutsche und italienische Hilfe für die Nationalisten überstieg bei weitem die der Sowjets für die Republikaner: doppelt so viele Flugzeuge, fast dreimal so viele Panzer, zweieinhalbmal so viele Artilleriegeschütze lieferten diese an Francos Truppen. Allein die deutsche Legion Condor, ein aus Freiwilligen bestehender Luftwaffen-Verband der deutschen Wehrmacht, zählte etwa 5.000 Mann. Mussolini schickte ein 50.000 Mann starkes Expeditionskorps nach Spanien, davon 20.000 seiner Leibgardisten, die sogenannten Schwarzhemden. Die Zahl der sowjetischen Militärs erreichte nicht mehr als 2.000, aber es war vor allem ihnen und den sowjetischen Waffen zu verdanken, dass die Republik so lange durchhalten konnte.

Sowjetischer T-26 während der Schlacht von Teruel

Sowjetische Militärexperten und Berater spielten eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Verteidigung von Madrid im Herbst 1936. Eine bemerkenswerte Episode dieser Schlacht war der Angriff sowjetischer T-26-Panzer auf das Dorf Sessinia (30 km von der Hauptstadt entfernt) am 29. Oktober, bei dem sie eine Schwadron marokkanischer Kavallerie besiegten, ein französisches Infanteriebataillon zerstörten und ihren Gegnern vom italienischen Panzerkorps erheblichen Schaden zufügten.

Madrid nach der Bombardierung im Dezember 1936

„Sie hätten den plötzlichen und drastischen Stimmungsumschwung der Spanier an der Front und im Hinterland erleben sollen, als Anfang November republikanische I-15- und I-16-Kampfflugzeuge, die von sowjetischen Freiwilligen gesteuert wurden, am Himmel über Madrid erschienen und die ersten Luftangriffe gegen die Rebellen flogen. Es gab kein Entkommen mehr für die faschistischen ‚Luftpiraten'“, erinnerte sich der Militärberater Pawel Batow.

Die Tupolew SB in Spanien

In der Anfangszeit des Krieges waren die SB-Bomber die wahren Herrscher über den spanischen Luftraum. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 450 km/h waren sie unerreichbar für die italienische Fiat CR.32 und die deutsche Heinkel He 51. Erst mit dem Erscheinen der deutschen Messerschmitt Bf-109 im späten Frühjahr 1937 wurde die sowjetische Luftüberlegenheit in Frage gestellt.

Sowjetische Panzerbesatzungen an den Gräbern ihrer Kameraden in Spanien.

Nach den Niederlagen der republikanischen Armee im Frühjahr 1938 erkannte Stalin, dass die Volksfront am Rande des Zusammenbruchs stand. Außerdem verlagerte sich sein Fokus auf Mitteleuropa, wo die Nazis im März des Jahres den Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich vollzogen. Die UdSSR begann, ihre Hilfe für die Republikaner allmählich zurückzufahren. Von den fast 2.000 Sowjets, die nach Spanien geschickt wurden, verloren 189 ihr Leben. Neunundfünfzig wurden mit dem Titel „Held der Sowjetunion ausgezeichnet, einige posthum.

Rubén Ruiz Ibárruri mit seiner Schwester Amaya

Mehr als 6.000 Spanier, meist Kommunisten, zogen nach dem Fall der Zweiten Spanischen Republik in die Sowjetunion. Hunderte von ihnen nahmen am Krieg teil, der 1941 gegen Nazideutschland ausbrach. Einer von ihnen war Rubén Ruiz Ibárruri, der Sohn von Dolores Ibárruri, einem Führer der kommunistischen Bewegung in Spanien. Als Kommandeur einer Maschinengewehrkompanie fiel er in der Schlacht von Stalingrad und wurde 1956 posthum als „Held der Sowjetunion geehrt.

Spanische Freiwillige der Blauen Division in der Sowjetunion

Die Anhänger Francos wollten Rache an den Sowjets üben und der Einmarsch der Wehrmacht in die UdSSR bot ihnen diese Gelegenheit. Die 18.000 Mann starke 250. Spanische Freiwilligendivision wurde an die Ostfront geschickt. Im Oktober 1943 sah Franco, in welche Richtung sich das Blatt wendete, und holte die Division nach Spanien zurück.

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