Verlassene riesige Bauwerke, die an Straßenrändern, auf freien Feldern oder an Flüssen in den Himmel ragen, sind für viele Russen ein vertrauter Anblick.
Diese Bauwerke, die sich in verschiedenen Teilen des Landes befinden, haben einiges gemeinsam: ihre Größe, den Verfall und eine unheimliche Ausstrahlung.
Dies sind jedoch keine Kulissen für einen neuen Post-Apokalypse-Blockbuster, sondern Überbleibsel der sowjetischen Agrarindustrie. Viele dieser in der UdSSR errichteten Getreidesilos haben bis heute überlebt und ziehen gelegentliche Besucher, Stadtforscher und Liebhaber der sowjetischen Ästhetik an.
Zu Sowjetzeiten dienten diese Silos der Lagerung großer Mengen von Getreide, einem der wichtigsten Nahrungsmittel der UdSSR. Die Behälter waren eingezäunt und wurden von staatlich kontrollierten paramilitärischen Sicherheitskräften bewacht. Ihr genauer Standort war oft geheim.
Gelegentlich wurden die Getreidesilos auch als „Kornspeicher des Mutterlandes“ bezeichnet, was bedeutet, dass sie eine strategische Getreidereserve enthielten, die im Falle eines Krieges oder einer anderen Krise die gesamte Sowjetunion versorgen würde.
Einer der berühmtesten und meistbesuchten Getreidesilos in Russland ist der in Jaroslawl.
Diese 30 Meter hohen Türme wurden 1938 erbaut und erhielten den Namen „Getreidesilo Nr. 61“. Heute ist die Anlage verlassen, und es heißt, dass einige unglückliche Besucher, die versuchten, das Bauwerk von innen zu besichtigen, für immer verschwanden.
Auch wenn dies ins Reich der Legenden gehört, ist es ohne Zweifel ein unheimlicher Ort.
„Es lohnt sich, in der Nähe des Getreidesilos in Jaroslawl spazieren zu gehen - die Aussicht ist apokalyptisch. Manchmal ist die Umgebung so unheimlich, dass man zittert. Nachts ist es besonders gruselig“, sagte ein Blogger, der das Gelände einmal besucht hat.
Ein weiterer ikonischer verlassener Getreidespeicher befindet sich in Tscheljabinsk. Der seit 1916 als Wahrzeichen der Stadt geltende, zerfallene Silo mit seinen zerbrochenen Fenstern steht noch heute im Stadtzentrum. Für viele ist er einer der gruseligsten Orte in Tscheljabinsk - und in ganz Russland.
Doch nicht alle Getreidesilos in Russland wurden aufgegeben. Dieser ungewöhnliche Getreidesilo in Kaliningrad sieht nicht annähernd so aus wie die unheimlichen verlassenen Gebäude oben. Er wurde 1924 erbaut, erinnert an ein Lebkuchenhaus und dient auch heute noch als Getreidelager.
Zu den epischsten verlassenen Elevatoren gehört der Getreidesilo in Noworossijsk. Er wirkt wie eine mittelalterliche Burg. Der Getreidesilo wurde 1894 aus Ziegelsteinen erbaut, wobei das Fundament in den felsigen Boden eingelassen wurde.
Mit einer Länge von 160 Metern und einer Breite von 30 Metern war der Noworossijsker Silo der zweitgrößte der Welt nach dem Getreidesilo in Chicago (USA) und wurde schnell zu einer lokalen Attraktion.
Heute ist der verlassene Backstein-Silo von modernen Speichern umgeben. Für ein 127 Jahre altes Gebäude sieht es im Vergleich zu vielen anderen der Getreidesilos noch sehr gut erhalten aus.
Der Silo in Samara ähnelt zwei riesigen Bierdosen, die nebeneinanderstehen. Das brutalistische Bauwerk wurde in den 1970er Jahren errichtet, steht jetzt aber verlassen da. Manchmal bedecken Werbeplakate die breiten Seiten der beiden „Dosen“.
Dieser Getreidesilo in Nabereschnyje Tschelny gilt als bedeutendes Wahrzeichen und ist als Denkmal der Industriearchitektur staatlich geschützt. Er wurde zwischen 1913 und 1917 erbaut und ist somit mehr als hundert Jahre alt.