Wie Tauben der Roten Armee zum Sieg im Zweiten Weltkrieg verhalfen

Sowjetische Soldaten halten Tauben in den Händen.

Sowjetische Soldaten halten Tauben in den Händen.

Petrow / Sputnik
Brieftauben übernahmen im Zweiten Weltkrieg bei fast allen beteiligten Mächten eine wichtige Rolle bei der Übermittlung von Nachrichten. Die Deutschen setzten auf die sowjetischen Brieftauben speziell abgerichtete Falken an.

Gefiederte Armee  

Mitte der 1920er Jahre wurde das Interesse der Roten Armee an Brieftauben, welches nach dem Ende des Ersten Weltkriegs etwas nachgelassen hatte, wieder neu entfacht. Da die Funkverbindungen in der Luftfahrt zu dieser Zeit noch bescheiden waren, begann man, Tauben für die Übermittlung von Informationen oder Koordinaten im Falle einer Notlandung einzusetzen. Die Nachrichten wurden auf dünnes Papier geschrieben und in einer leichten Metalldose am Bein des Vogels befestigt.

Tauben dienten bei den Bodentruppen, der Luftwaffe und der Marine und wurden vom Grenzschutz eingesetzt. Es wurde ein Netz von ständigen (stationären) und mobilen militärischen Taubenbasen auf Automobilen und Pferdefuhrwerken aufgebaut. Im Jahr 1936 verfügte die UdSSR bereits über 250 Taubenstationen mit 30.000 Vögeln.

Mehrere Militäroperationen der Roten Armee in den späten 1930er Jahren - der Konflikt mit Japan am Fluss Chalchin-Gol und der sowjetisch-finnische Krieg - zeigten jedoch die Unwirksamkeit der Taubenpost. Die raschen Truppenbewegungen und der häufige Wechsel der Einsatzorte machten ihren Einsatz oft schlicht unmöglich.

„Bei den modernen Formen der Feindseligkeiten ist diese Art der Kommunikation nicht durchführbar", berichtete der Kommunikationschef des westlichen Sondermilitärbezirks, Generalmajor Andrei Grigorjew, im August 1940 an seine Vorgesetzten. „Ich würde es für möglich halten, die Tauben nicht mehr für die operative Kommunikation einzusetzen, sondern sie den Nachrichtendiensten für die Übermittlung ihrer Nachrichten zu überlassen." 

Im Kampf

Der bald beginnende Krieg mit Nazi-Deutschland zeigte jedoch, dass es zu früh war, die Taubenpost aufzugeben. Ausgebildete Tauben wurden für die operative Kommunikation zwischen Hauptquartieren und Einheiten an der Front eingesetzt. Wenn Funkstationen ausfielen, waren ausfallsichere Brieftauben die einzige Hoffnung, die blieb.

Die Taubenpost wurde zu einem wichtigen Bindeglied bei der Verteidigung Moskaus. Für ihren Beitrag zur Rettung der Hauptstadt wurden etwa 30 Taubenführer mit staatlichen Orden und Medaillen ausgezeichnet.

Soldat A. Gontscharow beim Senden einer Taube mit einem Bericht. Der genaue Drehtermin steht noch nicht fest.

Die Deutschen, die selbst Brieftauben einsetzten, waren sich der Gefahr bewusst, die von Tauben ausgehen konnte, wenn sie in die Hände von Partisanen und Widerstandskämpfern gerieten. Deshalb verlangten sie von der Bevölkerung in den besetzten Gebieten, alle Tauben bei der Kommandantur abzugeben. Die Nichtabgabe wurde oft mit dem Tod bestraft. So wurde ein 16-jähriger Einwohner von Rostow am Don, Viktor Tscherewitschkin, am 28. November 1941 erschossen, weil er seine Vögel eine Woche lang versteckt hatte.

Die Deutschen hielten abgerichtete Falken und Habichte, um die sowjetischen Tauben abzufangen. Es gibt einen Bericht über das dramatische Schicksal der Taube Nr. 48, die mehrmals von einem Falken angegriffen wurde, es aber schließlich doch schaffte, nach Hause zu kommen: „Bereits in der Abenddämmerung fiel die Taube Nr. 48 dem Taubenführer Popow vor die Füße. Ein Bein war gebrochen und nur noch durch eine dünne Haut verbunden, der Rücken hatte Schürfwunden, und die Brust war mit getrocknetem Blut bedeckt. Die Taube atmete schwer und schnappte mit dem offenen Schnabel nach Luft. Nachdem der Bericht der Späher an das Hauptquartier der Einheit weitergeleitet worden war, wurde die Taube von einem Tierarzt operiert und ihr Leben gerettet.“

Die Tauben sorgten für eine ununterbrochene Kommunikation zwischen dem Hauptquartier und den Aufklärungsgruppen der Armee und der Divisionen, die hinter den feindlichen Linien operierten. Bei manchen Einsätzen wurden die Aufklärer von einem Taubenführer begleitet, der 20 bis 30 Vögel in Weidenkörben mit sich führte. Für zahlreiche Partisanenkommandos wurden die Tauben zum vielleicht zuverlässigsten Mittel für den Empfang und die Übermittlung von Geheiminformationen.

Im Jahr 1944 wurde an der 2. Baltischen Front eine spezielle Taubenpostkompanie gebildet. Ihre 500 Tauben, die von 80 Betreuern beaufsichtigt wurden, waren darauf trainiert, in 22 Richtungen in einem Radius von zehn bis 15 Kilometer zu fliegen. In einem Zeitraum von sechs Monaten lieferten sie mehr als 4.000 Taubensendungen aus.

Die sowjetische Taubenarmee erlitt während des Zweiten Weltkriegs große Verluste. Dennoch leistete sie einen bedeutenden Beitrag zum gemeinsamen Sieg, indem sie dafür sorgte, dass Zehntausende von wichtigen Nachrichten an die richtigen Adressaten übermittelt wurden. Nach dem Krieg machte der technische Fortschritt den Einsatz von Tauben für die militärische Kommunikation überflüssig, und die Taubenstationen wurden aufgelöst und ihre Besatzung in den wohlverdienten Ruhestand versetzt.

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