Wie eine ehemalige Gestapo-Gefangene die Delfine für das sowjetische Militär abrichtete

A. Malechkin / Center of the national film "XXI century", 2007
Galina Schurepowa spielte als Stuntfrau in einem sowjetischen Blockbuster mit. Und sie bildete Delfine für die sowjetische Marine aus.

Als Kind verschleppt

Schurepowa war drei Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg begann. „Wir lebten an der Grenze, in Litauen. Eine halbe Stunde nach Kriegsbeginn waren die Deutschen bereits in unserer Stadt Vilkaviškis. Unser Haus wurde von einer Bombe getroffen, erinnerte sie sich. 

Ihr Vater, ein Leiter der Sonderabteilung des Auslandsgeheimdienstes, erlitt Verletzungen und wurde zusammen mit allen Spitzenfunktionären der Kommunistischen Partei bewusstlos ins Hinterland gebracht. Galina, ihre achtzehn Monate alte Schwester und ihre Mutter blieben zurück. Doch jemand denunzierte sie und teilte den Deutschen mit, dass sie die Familie eines sowjetischen Offiziers seien. Ihre Mutter, Aleksandra Fjodorowna, wurde sofort in ein Konzentrationslager in Deutschland geschickt, und die Mädchen, die als gesund galten, wurden für die Blutspendegruppe ausgewählt, wo ihr Blut für Transfusionen für verwundete deutsche Soldaten verwendet wurde. 

Nach dem Krieg wurden sie in ein Waisenhaus gebracht, wo die beiden Mädchen physisch und psychisch misshandelt wurden. „Einmal schlug mich der deutsche Leiter des Waisenhauses und brach mir den Arm, weil ich an einer Margarinepackung leckte und sie mit den anderen Mädchen teilte, erinnert sich Galina.

Während dieser Zeit hörten ihr Vater und ihre Mutter (sie überlebte das Konzentrationslager) nie auf, nach ihnen zu suchen, obwohl die Antwort der DDR auf ihre Anfragen unmissverständlich war: Die Schurepow-Kinder waren in der Blutspendegruppe gelandet und wurden später in den Gasöfen eines Konzentrationslagers verbrannt. Trotzdem suchten die Eltern weiter nach den Mädchen. Sie fanden sie acht Jahre später. Auf einer der regulären Listen von Kindern, die aus Deutschland zurückgebracht wurden, standen die beiden Mädchen, die anhand des übereinstimmenden Geburtsdatums identifiziert werden konnten. Die Mädchen hatten ihre Vor- und Nachnamen geändert und die russische Sprache vergessen, aber es gab keinen Zweifel, dass es sich um die Schurepow-Schwestern handelte. 

Auftritt in einem Blockbuster

Nach ihrem Schulabschluss trat Galina in das Leningrader Institut für Körperkultur ein, wo sie ihre Leidenschaft für den Unterwassersport entdeckte. Nach einem Jahr Training war sie bereits UdSSR-Meisterin im Unterwassertauchen.

Bei einem dieser Wettkämpfe nahm ein Film-Casting-Direktor teil, der eine Sportlerin als Stunt-Double für den Film „Amphibienmann“ (1961) suchte - den ersten sowjetischen Blockbuster der Nach-Stalin-Ära. Galina bekam die Rolle.

Schurepowa schlug jedoch keine Filmkarriere ein. Sie reiste nach Sachalin, um am Meer zu sein. Hier eröffnete sie das erste Unterwasser-Tauchzentrum und trat in einem Dokumentarfilm über die Delfinjagd auf, in dem sie mit Entsetzen beobachtete, wie Delfine brutal abgeschlachtet und zu Fischmehl verarbeitet wurden, einem Produkt, das für Viehfutter verwendet wurde.

Tagelang unter Wasser

Die Militärs suchten jemanden, der sich mit Meerestieren auskannte, unter Wasser arbeiten konnte und körperlich ausdauernd war. In den späten 1960er Jahren hatten die Amerikaner schon lange die Fähigkeiten von Meerestieren für militärische Aufgaben untersucht, während in der Sowjetunion nur langsam Fortschritte auf diesem Gebiet erzielt wurden. Es gab keine wissenschaftliche Forschung, auf die man zurückgreifen konnte. Auch Schurepowa wusste zunächst nicht, wie sie vorgehen sollte.

Sie verbrachte Tage im Wasser, ohne zu wissen, wie sie anfangen sollte. „Ich beobachtete sie und sie beobachteten mich“, sagte sie. „Ich nahm auf 45 Kilogramm ab. Dann schob ich eines Tages zufällig etwas Seegras beiseite, das im Weg war. Ein Delfin beobachtete, was ich tat. Ich schob es wieder beiseite. Erneut beobachtete er mich. Ich warf ihm einen Fisch zu, um seine Reaktion zu verstärken. Als er etwas Seegras zu mir schob, fütterte ich ihn erneut. Auf diese Weise habe ich den Reflex verstärkt.

Lernen, feindliche Eindringlinge auszuschalten 

Galina Schurepowa wurde als erste sowjetische Taucherin für die Marine rekrutiert, und ihre Arbeit wurde als streng geheim eingestuft. 1967 wurde das erste sowjetische Militärozeanarium in der Kasatschja-Bucht eröffnet, und 50 Große Tümmler wurden hierhergebracht. In den 1970er Jahren schlossen sich mehrere wissenschaftliche Einrichtungen dem Projekt an.

Die „Eliminierung“ feindlicher Eindringlinge bedeutete, dass der Delfin darauf trainiert wurde, einem Taucher die Tauchermaske abzureißen und ihn an die Oberfläche zu zerren. Lange Zeit versuchten die Wissenschaftler, aus den Delfinen Killer zu machen. Doch in der Praxis reagieren die hochentwickelten Tiere auf diese Art von Stress zu emotional und sabotieren nach einem Angriff weitere Operationen. 

Sie erzielte hervorragende Ergebnisse. Einige ihrer Trainingstechniken werden auch heute noch in Delfinarien eingesetzt. Schurepowa arbeitete 40 Jahre lang in einem militärischen Ozeanarium. Doch ihre Arbeit forderte ihren Tribut an die Gesundheit. Als sie in den Ruhestand ging, ließ sie sich Ersatzgelenke in ihre Beine einsetzen und musste mit Hilfe von Krücken gehen. Sie starb im Jahr 2017 im Alter von 78 Jahren.

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