Nachdem die Sowjets in Usbekistan riesige Erdgasvorkommen entdeckt hatten, wurde dieser Teil der UdSSR zur wichtigsten Gasförderregion des Landes. Doch dann ging etwas schief, und eines der wichtigsten Gasfelder wurde zu einer von Menschenhand verursachten Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes.
Das Höllenfeuer
Diese beispiellose Notsituation auf dem Urta-Bulak-Gasfeld ereignete sich am 1. Dezember 1963. Als die Bohrung schief ging, weil die Bohrplattform versehentlich auf eine Gaslagerstätte mit ungewöhnlich hohem Druck gestoßen war, kam es zu einem gewaltigen Ausstoß von Erdgas. Die Bohrgeräte wurden unter dem Druck zerstört und das entzündete Gas fand einen Weg an die Oberfläche.
Die gigantische Flamme schlug bis zu 70 Meter hoch in die Luft. Das Volumen der Gaswolke war so groß und der Druck so stark, dass es trotz zahlreicher Löschversuche drei Jahre lang unmöglich war, dieses Höllenfeuer zu löschen.
Verzweifelte sowjetische Ingenieure versuchten mit verschiedenen Mitteln, das Feuer unter Kontrolle zu bringen, das nicht nur den wertvollen Rohstoff vergeudete, sondern auch die Natur in der Nähe der Flamme zu zerstören drohte. Mit der Zeit verwandelten sich das Gebiet in der Nähe des Brandherds buchstäblich in verbrannte Erde.
„Alles, was brennen konnte, war längst niedergebrannt. Jetzt war es toter, heißer Boden. Es gab hier keinen Platz mehr für das Leben. Nachts fielen Schwärme von Zugvögeln und Wolken von Insekten, die vom Licht angelockt wurden, in diesen feurigen Totentanz und verbrannten im Fallen, oft noch bevor sie den Boden erreichten“, schrieb der Leiter des Löscheinsatzes, Kamil Manguschew, in seinem Tagebuch.
Die Flammen behinderten auch den Flugverkehr der Besatzungen, die von und nach Indien und Südostasien flogen.
Schließlich wurde mit Hilfe von Bulldozern ein schützender Sandwall um den Brand herum errichtet, um dessen verheerende Auswirkungen auf die Umgebung irgendwie einzudämmen. Dies war jedoch offensichtlich nur eine vorübergehende Lösung, da die Flamme dadurch nicht erlosch. Dann schlugen die sowjetischen Wissenschaftler etwas Außergewöhnliches vor: eine thermonukleare Explosion, um das Feuer zu löschen.
Die Explosion
Durch die Zündung einer thermonuklearen Bombe in der Nähe des Brandherdes sollte der Kanal, durch den das Gas entweicht, zerstört werden.
Das so genannte „Konstruktionsbüro Nr. 11“ in der Stadt Sarow in der Region Nischni Nowgorod wurde mit der Durchführung der riskanten Mission beauftragt. Die Mitarbeiter des Konstruktionsbüros hatten sich bereits mit dem Einsatz von Kernwaffen zu friedlichen Zwecken befasst. Nun war es an der Zeit, ihr Knowhow in der Praxis zu testen.
Die Aufgabe wurde dadurch erschwert, dass das dicht besiedelte regionale Zentrum Buchara, eine der ältesten und schönsten Städte Usbekistans und ganz Zentralasiens, nur etwa 200 km entfernt lag. Andere kleinere Städte befanden sich in der Nähe des möglichen Epizentrums der Explosion.
Dennoch beschlossen die sowjetischen Behörden zu handeln. Das Datum der unterirdischen Explosion wurde von Breschnew persönlich bestätigt: der 30. September 1966. Zu diesem Zeitpunkt brannte die Fackel bereits seit 1.074 Tagen.
Am vorgesehenen Datum wurde eine nukleare Ladung von 30 Kilotonnen – doppelt so stark wie die amerikanische Atombombe „Little Boy“, die über Hiroshima detonierte – durch einen schrägen Tunnel in eine Tiefe von 1.500 Metern gebracht.
Schließlich war alles bereit und die Explosion erschütterte die Erde. Das Feuer brannte nach der Explosion nur 22 Sekunden lang weiter, bevor es für immer erlosch. Die Explosion verschob die Gesteinsschichten und dichtete die Gasquelle ab. Das Höllenfeuer wurde mit einer sehr unkonventionellen Methode, der Explosion einer thermonuklearen Waffe, erfolgreich gelöscht.
Der offensichtliche Erfolg der Urta-Bulak-Explosion gab den Anstoß für eine neue Methode zur Löschung von Großbränden auf Gasfeldern. So wurde eineinhalb Jahre später ein weiterer Brand auf dem Pamuk-Feld in Usbekistan mit der gleichen Methode gelöscht.