Peter ging nach Europa, aber ein ausländischer Spion kam zurück (FALSCH)
Peters harsche und abrupte Abkehr von den Traditionen, die Russland jahrhundertelang pflegte, veranlasste die Russen zu der Annahme, dass ihr „eigentlicher“ Zar nach seiner berühmten Europareise, der so genannten „Großen Gesandtschaft von 1697-1698“, durch jemand anderen ersetzt worden sei. Die Dokumente der Geheimen Kanzlei (des Geheimdienstes zu Peters Zeiten) belegen, dass viele Menschen in Russland dieses Gerücht verbreiteten: Anstelle des „echten“ und frommen russischen Zaren sei ein deutscher Spion nach Russland zurückgekehrt.
Diese Legende ist zwar faszinierend, entbehrt aber jeder Grundlage, denn alle Bewegungen und Reisen Peters wurden von zahlreichen Zeugen aus seinem Gefolge sowie von ausländischen Personen in Europa aufgezeichnet. Peter Romanow reiste nach Europa und kam unversehrt zurück.
Peter war der erste, der in Russland Bärte schnitt (FALSCH)
Nach seiner Rückkehr von der Großen Gesandtschaft versammelte Peter seine Bojaren in seinem Palast in Preobraschenskoje bei Moskau und schnitt ihnen buchstäblich die Bärte ab, was mehrfach geschah. Dieses Vorgehen ist in Russland als Peters „Bartreform“ bekannt.
Das Schneiden oder Stutzen von Bärten war für die Russen jedoch nichts Neues: Die modische Jugend Moskaus hatte sich das Bärteschneiden von Ausländern abgeguckt, die nach Russland kamen, um dort zu arbeiten und Handel zu treiben, vor allem von Engländern. Viele Russen waren also schon im 17. Jahrhundert bestrebt, ihre Bärte zu schneiden, es war ihnen aber gesetzlich verboten, weil das Schneiden eines Bartes von der orthodoxen Kirche als unchristlich angesehen wurde!
Als Peter der Große den Bojaren die Bärte schnitt, veränderte er also das Aussehen der konservativsten und traditionellsten Menschen im Land und ließ sie europäischer aussehen. Aber er war natürlich nicht der erste, der das Rasieren in Russland entdeckte.
Peter starb an einer Geschlechtskrankheit (WAHRSCHEINLICH)
Peter führte ein sexuell sehr freizügiges Leben. Diese Tatsache verheimlichte er auch nicht vor seiner zweiten Frau, Katharina I. Es sind mehr als sechs Verlobte bekannt, und nach den Dokumenten jener Zeit zu urteilen, war Peter in unzählige kleine Liebschaften verwickelt.
Im Jahr 1717 schreibt er beispielsweise an Katharina aus der Stadt Spa, wo er zur Kur war: „Da mir die Ärzte während der Wassertrinkprozeduren meine häuslichen Vergnügungen verboten, schicke ich meine Geliebte zu dir, weil ich mich nicht zurückhalten könnte, wenn sie in meiner Nähe wäre.“ Es ist nicht auszuschließen, dass Peter sich im Laufe seines Lebens eine Geschlechtskrankheit zuzog.
Die Ursachen für Peters Tod stehen im Zusammenhang mit seinen Problemen beim Wasserlassen, die um 1722-1723 offensichtlich wurden. Er starb schließlich an den Komplikationen einer Blasenentzündung. Nach Peters Tod wurde jedoch keine Autopsie durchgeführt.
Zeitgenössische Mediziner, die die Befunde von Peters behandelnden Ärzten prüften, sind sich einig: Es handelte sich nicht um Syphilis, sondern um eine chronische Hepatitis oder eine Gonorrhoische Urethritis, eine durch einen Tripper verursachte Infektion. Eine abschließende Antwort konnte jedoch nicht gefunden werden.
Peter hatte eine psychische Störung (FALSCH)
Mit Peter stimmte eindeutig etwas nicht, und das war für seine Zeitgenossen offensichtlich. Sowohl in Russland als auch auf seinen Reisen nach Europa wurden viele Menschen Zeuge seiner Anfälle. Just Juel, der dänische Gesandte in Russland, beschrieb sie folgendermaßen: „Sein Gesicht war ausgesprochen blass, verzerrt und hässlich. Er machte Grimassen und Bewegungen... er drehte den Kopf, rollte mit den Augen, zuckte mit den Armen und Schultern... Das passiert oft, wenn er wütend ist, schlechte Nachrichten erhält, sich aufregt oder tief in Gedanken versunken ist.“
Abgesehen von diesen Anfällen (oder war es nur ein nervöser Tic?) war Peter für sein heftiges Temperament, seine Wutausbrüche und seine Unbarmherzigkeit gegenüber denen, die seine Befehle missachteten, bekannt.
Krampfanfälle können auch ein Anzeichen für Epilepsie sein. Allerdings schreitet die Epilepsie mit der Zeit voran und führt zu kognitiven Einschränkungen, was bei Peter, der bis zu den letzten Tagen seines Lebens fast im Alleingang ein großes Land regierte, eindeutig nicht der Fall war. Seine nervösen Zuckungen und sein jähzorniges Temperament wurden höchstwahrscheinlich durch ein schweres Trauma verursacht, das er im Alter von 10 Jahren erlitten hatte. Damals wurde er Zeuge, wie die „Strelzy“, die königliche Garde des Moskauer Zaren, seine Onkel und Verwandten während eines Aufstandes töteten.
Peter war ein Alkoholiker (WAHR)
„Er steigerte seine angeborene Leidenschaftlichkeit, indem er Branntwein in großen Mengen trank, den er selbst und mit Hingabe destillierte“, schrieb Gilbert Burnet, Bischof von Salisbury, über Peter den Großen. Peters übermäßiger Alkoholkonsum war in Russland und im Ausland bekannt und berüchtigt. Ausländische Gesandte und Diplomaten wussten, dass sie, wenn sie nach Russland entsandt wurden, auf jeden Fall mit Zar Peter trinken mussten, und das war eine große Herausforderung.
„Seine Majestät wurde sehr zornig und befahl jedem am Tisch, zur Strafe ein großes Glas ungarischen Weins in seiner Gegenwart zu trinken“, schrieb Friedrich Wilhelm von Bergholz, ein deutscher Höfling, der Peter sehr gut kannte. Peter war nicht verlegen, wenn es um seinen Alkoholkonsum ging, und gestand selbst, dass er manchmal so lange trank, bis er seinen Verstand und sein Gedächtnis verlor: „Ich weiß nicht mehr, wie ich gegangen bin, denn ich war mächtig erfreut über das Geschenk des Bacchus. Ich bitte also alle, denen ich Kummer bereitet habe, um Verzeihung“, schrieb Peter in einem Brief an seinen Verwandten, den Grafen Fjodor Apraksin.
Im Sommer 1717 verbrachte Peter einen Monat in der Stadt Spa (heute in Belgien), wo sich der Zar mit einer Mineralwasserkur von seinem langen Aufenthalt in Frankreich (und vielen üppigen Abendessen) erholte. Eine Besonderheit war die Art und Weise, wie Peter das Mineralwasser trank. „Manchmal trank er übermäßig viel Mineralwasser und mischte es immer mit Wein“, schrieb ein Zeuge.
Nach diesen zahlreichen Berichten zu urteilen, können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass Peter der Große fast jeden Tag betrunken war - von leicht betrunken bis sternhagelvoll. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, ein hervorragender Staatsmann zu sein und sein großes Land erfolgreich zu regieren.