Gegenangriff der Roten Armee bei Moskau.
SputnikEnde 1941, in der kritischsten Phase der Schlacht um Moskau, starteten die sowjetischen Truppen unerwartet für den Feind eine Gegenoffensive und vertrieben die Wehrmacht aus der Hauptstadt. Gleichzeitig gelang es der Roten Armee im Süden, die Großstadt Rostow am Don zurückzuerobern.
Die Führung des Landes beschloss, dass es an der Zeit sei, an allen Fronten in die Offensive zu gehen und, wie Stalin es ausdrückte, „den Deutschen keine Atempause zu gönnen, sie ohne Unterbrechung nach Westen zu treiben und dazu zu zwingen, ihre Reserven vor dem Frühjahr aufzubrauchen ... und so für die vollständige Niederlage von Hitlers Truppen im Jahr 1942 zu sorgen". Die Argumente von General Georgi Schukow, dass die Armee nicht bereit sei, diese ehrgeizigen Pläne umzusetzen, wurden vom Oberbefehlshaber ignoriert.
Landungsoperation der sowjetischen Marinesoldaten bei Kertsch.
Alexander Brodsky/SputnikEnde Dezember versuchten die sowjetischen Streitkräfte, die nahezu vollständig verlorene Krim zurückzuerobern (nur der Hauptstützpunkt der Schwarzmeerflotte, Sewastopol, wurde gehalten). Die bei Kertsch und Feodosia gelandeten Marineinfanteristen erlitten schwere Verluste, konnten aber im östlichen Teil der Halbinsel Fuß fassen.
Menschen im belagerten Leningrad.
МАММ/MDF/russiainphoto.ruGleichzeitig scheiterte im Norden die am 7. Januar begonnene Ljubaner Operation zur Durchbrechung der Blockade von Leningrad. Die zweitwichtigste Stadt der UdSSR erlitt buchstäblich einen allmählichen Hungertod: Die Menschen fielen an ihren Arbeitsplätzen vor Erschöpfung in Ohnmacht, es wurden Fälle von Kannibalismus und Morde zur Erlangung von Lebensmittelkarten beobachtet, und in großer Zahl auf den Straßen liegende Leichen waren ein alltäglicher Anblick.
Erst im Frühjahr begann die Stadt wieder zu erwachen. Am 29. März erreichte Leningrad wie durch ein Wunder ein großer Partisanenwagen mit Lebensmitteln und bald wurden in den nicht besetzten Vorstädten kleine Landwirtschaftsbetriebe für den Gemüseanbau eingerichtet. Überwinden konnte die Rote Armee die Belagerung im Jahr 1942 jedoch nicht.
Südlich von Leningrad, im Gebiet des Ilmen- und Seligersees, war die Lage etwas besser. Am 20. Februar wurden infolge einer erfolgreichen Offensive eine beträchtliche Anzahl deutscher Truppen des 2. Korps und die motorisierte SS-Division „Totenkopf“ umstellt. Die Rote Armee machte sich sofort daran, den so genannten „Kessel von Demjansk“ zu zerstören, doch alle ihre Bemühungen blieben erfolglos.
Deutscher Soldat in Demjansk.
BundesarchivDie sowjetische Führung, die den Sieg in allen Frontabschnitten auf einmal anstrebte, hatte nur begrenzten Erfolg. An der Hauptkampflinie gelang es der Roten Armee nicht, die Heeresgruppe Mitte zu besiegen, nachdem sie die Wehrmacht von Moskau vertrieben und weite Gebiete befreit hatte. Unter schweren Verlusten waren die Sowjets Ende März gezwungen, ihre Offensive einzustellen.
Soldaten eines Panzerabwehrbataillons, das sich nach den Kämpfen um Rschew in Richtung Wjasma bewegt.
Alexey Stolyarov/SputnikDie Ausbuchtung bei Barwenkowo, die sich während der Winteroffensive in der Ukraine gebildet hatte, bedrohte die Flanken und den Rücken der deutschen Gruppierung bei Charkow. Von hier aus starteten die sowjetischen Truppen am 12. Mai eine Offensive auf dieses wichtige Industriezentrum.
Bei ihrer Abwehr der Angriffe der Roten Armee traf die Wehrmacht den gefährlichsten Teil der sowjetischen Verteidigung - den Kammbereich der Ausbuchtung. In einem „Kessel“ befanden sich über 200 Tausend sowjetische Soldaten, von denen nur 22 Tausend zu den eigenen Kräften durchbrechen konnten.
Deutsche Truppen bei Charkow.
Public domainDie Katastrophe von Charkow und die gleichzeitige Niederlage der sowjetischen Truppen im östlichen Teil der Krim ermöglichten es der Wehrmacht, das Unternehmen „Blau“ - den Feldzug nach Öl im Kaukasus - umzusetzen. Die Vorkommen in Sibirien waren noch nicht entdeckt worden, und auf Baku, Grosny und Maikop entfielen mehr als 70 Prozent der gesamten sowjetischen Förderung. Ihre Einnahme oder Zerstörung hätte die Rote Armee lahmlegen und die Wirtschaft der UdSSR sowie ihre Fähigkeit zu weiterem Widerstand untergraben können.
Die sowjetische Führung erwartete einen Schlag gegen Moskau und reagierte nicht sofort auf die deutsche Offensive im Süden. Am 28. Juni durchbrach die 4. Panzerarmee von Herman Goth die Front zwischen Kursk und Charkow und stürmte auf den Don zu. Am 3. Juli rückten die Deutschen auf Woronesch vor, am 4. Juli fiel Sebastopol, das 250 Tage lang gehalten wurde, und am 23. Juli wurde Rostow am Don eingenommen, die erste Großstadt, die von der Roten Armee im November 1941 befreit wurde. Nach ihrem konnte man zum europäischen Teil der UdSSR und in den Kaukasus nur noch über Stalingrad gelangen. Diese letzte Verbindung sollte von der Heeresgruppe B unter dem Kommando von Generaloberst Maximilian von Weichs gekappt werden, zu der auch die bald weltberühmt gewordene 6. Armee unter Friedrich Paulus zählte.
Rückeroberung von Rostow am Don durch deutsche Truppen im Juli 1942.
Roger Viollet/Getty ImagesDer zum zweiten Leben erweckte deutsche „Blitzkrieg“ im Süden der Sowjetunion schockierte die Führung des Landes. Am 28. Juli 1942 unterzeichnete Stalin den Befehl Nr. 227 „Über Maßnahmen zur Stärkung von Disziplin und Ordnung in der Roten Armee und das Verbot des eigenmächtigen Rückzugs aus Kampfstellungen“, allgemein bekannt als der Befehl „Keinen Schritt zurück“. Demnach sollten in den Truppen Strafeinheiten gebildet werden, in die Soldaten, „die sich wegen Feigheit oder Unbeständigkeit eines Disziplinverstoßes schuldig gemacht haben“, versetzt werden sollten, und zwar in die schwierigeren Frontabschnitte, um ihnen „die Möglichkeit zu geben, ihre Verbrechen gegen das Vaterland mit ihrem Blut zu sühnen“.
Sowjetische Soldaten während einer Schlacht, Juli 1942.
Max Alpert/SputnikMit Initiative und zahlenmäßiger Überlegenheit brachen die Truppen der Heeresgruppe A von Generalfeldmarschall Wilhelm List nach Süden durch. Sie eroberten die reichen landwirtschaftlichen Gebiete des Don und des Kuban, die Halbinsel Taman und erreichten die Ausläufer des Großen Kaukasusgebirges. Am 21. August wurden auf beiden Gipfeln des Elbrus die deutschen Fahnen gehisst. Im September begann die deutsche Offensive jedoch merklich zu stocken.
Deutsche Infanteristen auf den Gipfeln des Kaukasus, September 1942.
Roger Viollet/Getty ImagesIm Herbst richtete die Führung des Dritten Reiches, die bis dahin die kaukasische Front als vorrangig betrachtet hatte, ihre ganze Aufmerksamkeit auf Stalingrad. Die Deutschen wollten die Stadt so schnell wie möglich einnehmen, die Rote Armee über die Wolga zurückdrängen, ihre Kräfte für die Fortsetzung des „Ölfeldzugs“ freisetzen und Moskau von Süden her angreifen.
Nach und nach wurde die 300.000 Mann starke 6. Armee von General Friedrich Paulus in erbitterte, blutige Straßenkämpfe verwickelt. Bis November waren die sowjetischen Streitkräfte an der Wolga in die Enge getrieben und besetzten nur kleine Brückenköpfe am Ufer in der Nähe einiger Fabriken. „Wir waren ausgezehrt, hungrig, aber irgendwann überkam mich unbändige Wut, ich hatte kein Mitleid mehr mit mir selbst oder den Deutschen...“, erinnerte sich der Gefreite Milja Rosenberg: „Wir kämpften mit äußerster Grausamkeit um jedes Stück Mauer, und nachts krochen sowohl wir als auch die Deutschen vorwärts oder versuchten, durch die Verbindungsgänge und Tunnel der Fabriken vorzudringen - wir, um Lebensmittel und Munition zu besorgen, die Deutschen, um uns in die Wolga zu werfen.“
Sowjetische Truppen in Stalingrad.
Georgy Zelma/МАММ/МDF/russiainphoto.ruAm 19. November begann die sowjetische Operation „Uranus“. Für den Feind unerwartet, versetzte die Rote Armee den Flanken der 6. Armee kräftige Schläge. In vier Tagen schloss sich der Ring um eine große Truppeneinheit von Paulus.
Rote Armee während der Operation Kleiner Saturn.
Public domainHitler befahl Paulus, seine Stellungen zu halten. Er erwartete, dass die Luftwaffe die eingekesselten Truppen über eine „Luftbrücke“ versorgen würde. Zur gleichen Zeit, am 12. Dezember, machten sich die Truppen der Heeresgruppe Don von Generalfeldmarschall Erich von Manstein im Rahmen des Unternehmen „Wintergewitter“ daran, den Umfassungsring zu durchbrechen. Sie schlugen dort zu, wo die sowjetische Führung sie nicht erwartet hatte, und so konnten die Deutschen einen Überraschungseffekt erzielen.
Feldmarschall Friedrich Paulus, General Arthur Schmidt und Wilhelm Adam, Adjutant des Befehlshabers der 6. Armee.
Georgy Lipskerov/МАММ/МDF/russiainphoto.ruDoch der hartnäckige Widerstand der sowjetischen Truppen und die eintreffenden Verstärkungen hielten den Feind 48 km vor der Stadt auf. Paulus schaffte es nicht, zu Mansteins Truppen durchzudringen.
Sowjetische Soldaten feiern ihren Sieg in Stalingrad.
Georgy Zelma/SputnikZur gleichen Zeit besiegten die sowjetischen Streitkräfte nordwestlich von Stalingrad im Rahmen der Operation „Kleiner Saturn“ 10 italienische und rumänische Divisionen und durchbrachen die feindliche Front auf 340 km. Als die Gefahr über der Heeresgruppe Don bereits unabwendbar war, begann Manstein den Rückzug.
Die Soldaten der Roten Armee an Bord des Kreuzers Rote Krim.
lexander Sokolenko/SputnikDas Fiasko, das einer der besten Armeen der Wehrmacht widerfuhr, zwang Hitler, den Rückzug der Truppen aus dem Kaukasus anzuordnen und sich vom Traum der reichen Ölfelder zu verabschieden. Die Führung der Roten Armee plante, das neue Jahr 1943 mit einer Reihe von groß angelegten Offensivoperationen entlang der gesamten sowjetisch-deutschen Front zu beginnen. Die Sowjetunion nahm langsam aber sicher die strategische Initiative im Krieg in die eigenen Hände.
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