Alles, was Sie über den Russischen Bürgerkrieg wissen müssen (TEIL 1)

Yakov Steinberg/Central State Archive of Documentary Films, Photographs, and Sound Recordings of St. Petersburg/russiainphoto.ru
Er war einer der brutalsten und blutigsten militärisch-politischen Konflikte in der Geschichte der Menschheit. Zwischen zehn und siebzehn Millionen Menschen starben in den Kämpfen, durch Repression und Terror, Hungersnöte und Epidemien.

Im März 1917 wurde in Russland die Monarchie gestürzt und eine republikanische Regierungsform eingeführt. Dies verschärfte jedoch die angesammelten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Probleme des durch die Beteiligung am Ersten Weltkrieg geschwächten Landes.

Nikolaus II. und seine Frau Alexandra Fjodorowna.

Im November desselben Jahres kam es in Russland zu einer weiteren Revolution, und die Bolschewiki kamen an die Macht. Ein erheblicher Teil der Bevölkerung teilte jedoch nicht die Ansichten der fanatischen Vorkämpfer des Sozialismus. Daher wird der Beginn des Bürgerkriegs gewöhnlich mit dem 7. November 1917 in Verbindung gebracht, dem Tag des bolschewistischen Putsches in der damaligen russischen Hauptstadt Petrograd (St. Petersburg).

In dem Bemühen, die Beteiligung Russlands am Ersten Weltkrieg so schnell wie möglich zu stoppen, unterzeichnete die Regierung unter Lenin am 3. März 1918 den Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit den Deutschen. Damit verlor das Land ganz Polen, die Ukraine und das Baltikum. Der später auch „Raubfrieden“ genannte Vertragsschluss erschütterte die russische Gesellschaft und ließ die Zahl der erbitterten Gegner der Sowjetmacht wachsen.

Demonstration zum Internationalen Tag der Arbeit.

So begann der Bürgerkrieg ab Sommer 1918 in ganz Russland rasch zu eskalieren. Neben den Bolschewiki und ihren politischen Gegnern wurden zahlreiche anarchistische Gruppierungen, Rebellenarmeen, „unabhängige“ Staaten, die an den Rändern des zerrütteten Reiches entstanden waren, und westliche Mächte, die beschlossen hatten, die russischen Unruhen für sich zu nutzen, in den Krieg hineingezogen.

Im Jahr 1919 erreichte der Bürgerkrieg mit den entscheidenden Schlachten in den Außenbezirken von Moskau und Petrograd seinen Höhepunkt. Das Ende des Konflikts ist mit der Errichtung der Sowjetmacht im Fernen Osten im Jahr 1922 verbunden.

Das Ergebnis war der Sieg des Sozialismus in Russland, der enorme Auswirkungen auf die Weltgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts hatte.

Wer waren die „Roten“?

Die Anhänger von Wladimir Lenin und der Partei der Bolschewiki gehörten zum Lager der sogenannten „Roten“. Die leuchtende Farbe des Blutes wurde zum Symbol des revolutionären Kampfes, der linken Bewegung, des Sozialismus und des Kommunismus.

Die freiwilligen Einheiten der Roten Garde bildeten das erste bewaffnete Rückgrat der neuen Regierung. Ende Januar 1918 wurde die Rote Armee der Arbeiter und Bauern aufgestellt. Trotz ihres Namens bestand sie nicht nur aus Arbeitern und Bauern, sondern umfasste Vertreter verschiedener sozialer Schichten, die revolutionäre Ideale teilten.

So traten nicht wenige zaristische Offiziere in die Rote Armee ein, wo sie als „Militärspezialisten“ bezeichnet wurden. Der erste Oberbefehlshaber der Streitkräfte Sowjetrusslands war der lettischstämmige ehemalige Oberst der zaristischen Armee Jukums Vācietis.

Die Bolschewiki wurden im Krieg von zahlreichen Partisaneneinheiten unterstützt, die im Rücken des Feindes operierten. Sie wurden sowohl von lokalen Parteiorganen aufgestellt als auch spontan auf Initiative der Bevölkerung gebildet.

Wer waren die „Weißen“?

Die Gegner der „Roten“ im Bürgerkrieg wurden „Weiße“ genannt.

Die Gegner der „Roten“ im Bürgerkrieg wurden „Weiße“ genannt (während der Französischen Revolution war diese Farbe mit ihren Gegnern assoziiert). Sie kämpften, wie die Bolschewiki behaupteten, für „die Macht des Zaren, der Großgrundbesitzer und der Kapitalisten“.

Doch nicht alle im „weißen“ Lager vertraten monarchistische Ansichten. Die Anhänger der verschiedenen politischen Parteien und Bewegungen waren in der Ablehnung der bolschewistischen Ideen geeint.

Angesichts der Besonderheiten des Bürgerkriegs ist es schwierig, von einer klaren Frontlinie zu sprechen. Dennoch gab es bestimmte Regionen des Landes, die fast während des gesamten Konflikts von den Kriegsparteien beherrscht wurden.

So kontrollierten die sowjetischen Behörden die westlichen Regionen mit Moskau und Petrograd, während sich die Weißen im Süden am Don, im Osten in Sibirien und im Norden in Archangelsk und Murmansk festsetzten. 

Wer waren die „Grünen“?

Die „Grünen“

Eine dritte wichtige Kraft im Bürgerkrieg waren die so genannten „Grünen“. Dazu gehörten Bauern und Kosaken sowie verschiedene Arten von Anarchisten, die weder mit „weiß“ noch mit „rot“ sympathisierten.

Die „Grünen“ entzogen sich der Mobilisierung in der Armee der Kriegsparteien und flohen in die Wälder (daher der Name). Oft gelang es ihnen, große militärische Verbände zusammenzustellen und die Herrschaft über weite Gebiete zu erlangen.

So brach 1920 im Gouvernement Tambow südlich von Moskau ein Aufstand unter der Führung von Alexander Antonow gegen die Bolschewiki aus. Seine Vereinigte Partisanenarmee umfasste mehr als 50 000 Mann, und den Sowjets gelang es nur knapp, sie niederzuschlagen.

Die „Grünen“ kämpften in der Regel sowohl gegen die „Weißen“ als auch gegen die „Roten“, konnten sich aber manchmal auf eine der Krieg führenden Seiten schlagen. Der Anarchist Nestor Machno, der die Revolutionäre Aufständische Armee der Ukraine befehligte, verbündete sich mehrmals mit den Bolschewiki, wechselte aber  schließlich wieder ins antibolschewistische Lager, wurde besiegt und floh aus dem Land.

>>>Alles, was Sie über den Russischen Bürgerkrieg wissen müssen (TEIL 2)

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