Wie viele berühmte Bolschewiken saßen im Gefängnis?

Geschichte
SOFIA POLJAKOWA
Fast alle Parteiführer engagierten sich früh in der revolutionären Bewegung – und fanden sich ebenso früh im Gefängnis wieder.

Wladimir Lenin

Der Anführer der bolschewistischen Partei unternahm seine ersten Schritte auf dem Gebiet der Revolution, während er noch an der Universität Kasan Jura studierte. Im Jahr 1887, nur drei Monate nach seiner Immatrikulation, wurde Lenin für einige Tage verhaftet, weil er an einem Studentenstreik teilgenommen hatte. Dies war seine erste Verhaftung, die mit dem Ausschluss von der Universität und der Verbannung aus Kasan endete. Später wurde er begnadigt und immatrikulierte sich an der Universität von St. Petersburg – erst in der Hauptstadt wurde Lenin wirklich in die revolutionären Aktivitäten einbezogen.

In St. Petersburg gab es viele marxistische Kreise, und 1895 gründete Lenin seinen eigenen: den Bund des Kampfes für die Befreiung der Arbeiterklasse. Weil er diese Gewerkschaft organisiert und geleitet hatte, wurde er verhaftet und verbrachte ein Jahr und zwei Monate im Gefängnis. Am Ende dieser Zeit wurde er für drei Jahre in das Dorf Schuschenskoje (Region Krasnojarsk, Sibirien) verbannt. Während dieser Zeit heiratete Lenin Nadjeschda Krupskaja, mit der er zusammen sein ganzes Leben verbrachte. Erst im Februar 1900, am Ende der Verbannung, verließ Lenin Schuschenskoje.

Er verbrachte nur wenig Zeit in Freiheit – bereits im Juni wurde er in St. Petersburg erneut für zehn Tage verhaftet. Bald darauf ging er ins Ausland. Im Jahr 1914 wurde der Revolutionär in Österreich-Ungarn verhaftet, einen Monat später aber wieder freigelassen. Danach wurde Lenin nie wieder festgenommen, da er im Ausland lebte und erst nach der Februarrevolution von 1917 nach Russland zurückkehrte.

Insgesamt verbrachte er etwa vier Jahre und drei Monate in Haft oder der Verbannung.

Josef Stalin

Der künftige „Vater der Nationen“ begann im Alter von 15 Jahren, sich an der Arbeit marxistischer Kreise zu beteiligen, und bereits mit 17 Jahren wurde er Mitglied der Tifliser Organisation der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Georgien). Im Alter von 22 Jahren wurde er 1902 in Batumi erstmals verhaftet. Von dort wurde er in ein Gefängnis in Kutaisi verlegt und dann in die Verbannung nach Sibirien geschickt. Insgesamt verbrachte Stalin (damals noch Dschughaschwili ) nach seiner ersten Verhaftung ein Jahr und neun Monate im Gefängnis.

Die nächste Verhaftung erfolgte 1908 wegen eines Überfalls auf ein Arsenal, um Waffen für die Partei zu stehlen. Nach seiner Inhaftierung in Baku wurde er in den Norden des europäischen Russlands nach Solwytschegodsk in der Provinz Wologda deportiert, konnte aber am 24. Juni 1909 entkommen. Bald darauf wurde er erneut verhaftet und in die Verbannung geschickt. Dort blieb er bis 1911, danach wurde er nach Wologda verbannt und unter Polizeiaufsicht gestellt. 1912 gelang Stalin die Flucht, und 1913 wurde er erneut unter in die Verbannung geschickt, allerdings in den Bezirk Turuchansk (Sibirien). Später wurde er mit einem zukünftigen Genossen, dem Revolutionär Jakow Swerdlow, in das sibirische Dorf Kurejka oberhalb des Polarkreises umgesiedelt. Von hier konnte Stalin nicht entkommen und blieb bis 1916 in der Siedlung.

Die Nachricht von der Februarrevolution erfasste Stalin in Achinsk – diese Stadt liegt etwa 1.000 Kilometer von Kurejka entfernt. Stalin wurde mit anderen Verbannten hierher gebracht, um in die Armee eingezogen zu werden. Aber er war dienstuntauglich und verbrachte den Rest seiner Frist in der Stadt und kehrte im März 1917 nach Petrograd zurück.

Insgesamt (Haft und Verbannung): etwa 8,5 Jahre.

Lew Trotzki

Der unmittelbare Anführer der Oktoberrevolution und Gründer der Roten Armee interessierte sich schon als Schüler im letzten Schuljahr für den Marxismus. Bereits 1897, im Alter von 17 Jahren, beteiligte sich Trotzki (damals noch Bronstein) an der Bildung von Arbeiterkreisen. Im Alter von 19 Jahren wurde Trotzki zum ersten Mal verhaftet. Nach fast zwei Jahren im Gefängnis verurteilte ihn das Gericht zu vier Jahren Verbannung nach Ostsibirien. Doch im August 1902 gelang ihm die Flucht.

Trotzki floh ins Ausland, aber 1905 beschloss er, in das Russische Reich zurückzukehren. Trotz größter Geheimhaltung wurde er aufgespürt und im Dezember desselben Jahres verhaftet und zu einer unbefristeten Verbannung in Sibirien verurteilt. Im Februar 1907 gelang ihm erneut die Flucht und seine zweite Emigration begann.

Im April 1917 wurde er von den britischen Behörden im Hafen von Halifax festgehalten. Er wurde bald wieder freigelassen und reiste nach Petrograd. Im Juli wurde er erneut unter dem Verdacht der Zusammenarbeit mit den deutschen Geheimdiensten verhaftet, wurde allerdings im September wieder freigelassen.

Es scheint, dass Trotzki ab Oktober 1917 unangreifbar hätte sein müssen. Doch nach Lenins Tod entfaltete sich ein Kampf innerhalb der Partei und in der Auseinandersetzung mit Stalin unterlag Trotzki. Im November 1927 wurde er aus der Partei ausgeschlossen, und im Januar 1928 wurde er nach Alma-Ata (Kasachstan) verbannt. Von dort aus gelang es ihm, ins Ausland zu gehen. Er musste mehrfach seinen Aufenthaltsort wechseln und landete 1935 in Norwegen. Im September 1936 stellten die norwegischen Behörden Trotzki auf Druck der UdSSR unter Hausarrest. Im Dezember desselben Jahres erhielt er ein mexikanisches Visum und reiste aus.

Insgesamt (Haft und Verbannung): etwa 7,7 Jahre.

Felix Dserschinski

Der spätere Gründer der sowjetischen Sicherheitsorgane, Felix Dserschinski, trat im Alter von 18 Jahren, als er noch Gymnasiast in Wilna (Litauen) war, den Sozialdemokraten bei. Im Jahr 1896 brach er sein Studium ab, um sich ganz der Revolution zu widmen.

Bereits im Juli 1897 wurde Dserschinski das erste Mal verhaftet. Im Mai 1898 wurde er für drei Jahre etwa 1000 km von Moskau entfernt in die Provinz Wjatka (das auf dem Gebiet der heutigen Oblaste Kirow und Udmurtien lag) verbannt, aber im August 1899 gelang ihm die Flucht. Bereits im Januar 1900 wurde er erneut von den Behörden gefasst. Diesmal wurde Dserschinski für fünf Jahre nach Ostsibirien verbannt. Im Juni 1902 gelang ihm allerdings erneut die Flucht. Bis 1905 hielt sich der Revolutionär im Ausland auf, wurde jedoch bei seiner Rückkehr nach Warschau verhaftet. Nach der Revolution von 1905 wurde Dserschinski bald im Rahmen einer Amnestie freigelassen.

1906 wurde er erneut inhaftiert und sechs Monate später gegen Kaution freigelassen.1908 wurde der Revolutionär erneut verhaftet und unter Berücksichtigung all seiner revolutionären Aktivitäten zur ewigen Niederlassung nach Sibirien geschickt. Er entkam bereits im Dezember 1909 (zum dritten Mal) und ging erneut ins Ausland.

Als er im Januar 1912 nach Warschau zurückkehrte, gelang es Dserschinski, sich bis September vor den Behörden zu verstecken. Dann verließ ihn das Glück und er wurde verhaftet. Er wurde zwei Jahre lang in Untersuchungshaft gehalten, bis er zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde. Diesmal konnte er der Strafe nicht entkommen und wurde erst 1917 dank des Sieges der Februarrevolution aus dem Gefängnis entlassen.

Insgesamt (Haft und Verbannung): etwa zwölf Jahre.

Nikolai Bucharin

Das spätere Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (dem Führungsgremium der Kommunistischen Partei) und späterer Anführer der rechten Opposition war bereits während seines Studiums Mitglied einer radikalen Studentengruppe. Im Jahr 1906 trat Bucharin der Partei bei.

Seine erste Verhaftung erfolgte 1909. Einen Monat später wurde er freigelassen, und der Revolutionär ging in den Untergrund. Doch schon Ende 1910 nahm die Polizei alle führenden Moskauer Mitglieder der Partei fest, darunter auch Bucharin. Im Juni 1911 wurde er zu drei Jahren Verbannung in Onega (Region Archangelsk im Norden des europäischen Russlands) verurteilt, doch der Revolutionär konnte bereits im August fliehen. Erst 1917 kehrte er nach Russland zurück.

Im Ausland wurde er wiederholt kurzzeitig verhaftet. Nach seiner Rückkehr nach Russland wurde er in Tscheljabinsk (Ural, ca. 1700 Kilometer von Moskau entfernt) wegen der Aufwiegelung von Matrosen für einige Tage inhaftiert.

Danach war Bucharin eine der prominentesten Figuren in der Partei. Doch ein Konflikt mit Stalin ruinierte seine politische Karriere. Ihm und zwei anderen Parteigrößen wurde vorgeworfen, von der Parteilinie abzuweichen und im November 1929 wurde Bucharin aus dem Politbüro ausgeschlossen. Bereits im Januar 1937 wurde gegen ihn Anklage wegen konspirativer Tätigkeit erhoben. Im Februar wurde er festgenommen und befand sich bis zu seiner Hinrichtung im März 1938 in Haft.

Insgesamt (Haft und Verbannung): etwa zwei Jahre.

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